In diesem Beitrag geht es um die wichtigsten Anlaufstellen zur Bedienung und Konfiguration eines Ubuntu-Systems. Alle genannten Komponenten sind unter Linux Standard oder leicht nachinstallierbar. Um angeschlossene Geräte und Festplatten zu konfigurieren und das System individuell anzupassen, liefert Ubuntu einige grafische Tools mit. Neben diesen Konfigurationswerkzeugen brauchen Sie mindestens gelegentlich einen Task-Manager und eine Leistungskontrolle. In besonderen Fällen hilft das Wissen um die virtuellen Konsolen neben der grafischen Oberfläche und um spezielle Kernel-Hotkeys.
Die Hauptmerkmale des Unity-Desktop sind im vorangehenden Beitrag beschrieben. Ebenfalls eigene Artikel erhalten das Software-Center und der Dateimanager Nautilus.
1. „Systemeinstellungen“: Kleine Systemsteuerung
Die wichtigen „Systemeinstellungen“ sind gut erreichbar: Sie lassen sich im Sitzungsmenü des Hauptpanels ganz rechts oben aufrufen, standardmäßig auch in der Starterleiste über das Symbol mit Zahnrad und Schraubenschlüssel. Der Programmname lautet gnome-control-center, falls Sie den Start einmal im Terminal (Kommandozeile) benötigen.
Wer von Windows kommt und diese Zentrale mit der Systemsteuerung gleichsetzt, liegt im Prinzip völlig richtig. Der Umfang der Einstellungsmöglichkeiten fällt allerdings – typisch Ubuntu – sehr minimalistisch aus: Wichtige Anlaufstellen sind die Punkte „Monitore“ und „Leistung“ unter Hardware. Unter „Monitore“ korrigieren Sie, falls nötig, die Bildschirmauflösung und richten eine Dual-Monitor-Umgebung ein. Unter „Leistung“ definieren Sie die Zeitintervalle für Stromsparfunktionen. An den Einstellungen unter Netzwerk müssen Sie im Normalfall nur etwas ändern, wenn das Gerät statt einer automatisch bezogenen LAN-Adresse ein feststehende erhalten soll. Wenn Sie einen Netzwerkdrucker benutzen, sollten Sie unter „Drucker -> Netzwerkdrucker“ einen Moment warten, bevor Sie manuell einen Namen oder eine IP eingeben: Ubuntu zeigt Netzwerkdrucker nach kurzem Scan automatisch an.
Unter „System“ gibt es die übersichtliche Kontenverwaltung „Benutzer“. Wenn Sie hier etwas ändern möchten, etwa das Benutzerkennwort oder die automatische Anmeldung, müssen Sie sich mit der Schaltfläche „Entsperren“ rechts oben erst als Administrator mit Ihrem Kennwort ausweisen. Das bei der Installation eingerichtete Konto ist übrigens immer vom Typ „Systemverwalter“ und bietet folglich Administrator-Rechte.
Unter „Details“ erhalten Sie nicht nur eine knappe „Übersicht“ über Hardware und System, sondern auch die Einstellungen für die Standardprogramme („Vorgabe-Anwendungen“) und Standardaktionen für Medien („Wechselmedien“).
2. „Systemüberwachung“: Der Taskmanager
Das Tool „Systemüberwachung“ finden Sie leicht mit Klick auf das Dash-Symbol und der Eingabe „system“ oder auch „monitor“. Der eigentliche Name des Programms lautet gnome-system-monitor. Auf der Registerkarte „Ressourcen“ erhalten Sie einen Überblick über CPU-Auslastung, Speicher- und Swap-Auslastung sowie die Netzwerkchronik. Die Registerkarte „Dateisysteme“ zeigt alle eingehängten Datenträger mit ihrem Mountpunkt. Dies ist für Windows-Umsteiger recht hilfreich, die statt Laufwerksbuchstaben Mount-Punkte im Dateisystem vor sich haben – USB-Datenträger in der Regel unter /media/[Konto]/. Alle Medien lassen sich per Doppelklick im Dateimanager starten.
Unter „Prozesse“ erscheint die Liste der laufenden Tasks. Die Info-Spalten können Sie nach Rechtsklick auf einen Spaltenkopf oder über das Menü („Systemüberwachung -> Einstellungen -> Informationsfelder“) nach eigenen Interessen definieren. Instruktiv ist unter anderem die Option „Befehlszeile“, um Programmnamen und Pfade zu ermitteln. Nach Rechtsklick auf einen angezeigten Task haben Sie mit „Prozess beenden“ und „Prozess abwürgen“ zwei Varianten, um hängende Programme zu terminieren. „Abwürgen“ ist das härtere „SigKill“, das Sie erst verwenden sollten, wenn das geordnete „Beenden“ scheitert.
3. „Laufwerke“ und Gparted: Festplattenverwaltung
Ubuntu bringt zwei vollwertige Programme zur Festplattenverwaltung mit: Das erste nennt sich schlicht „Laufwerke“ (eigentlich Gnome-Disks), das zweite ist das in fast allen Linux-Distributionen enthaltene Gparted. Linux-Einsteiger, die sich nur einen Überblick über die angeschlossenen Medien machen wollen, sind mit „Laufwerke“ zunächst besser beraten. Die Geräteliste erscheint in der linken Spalte, Partitionierungsdetails und Bearbeitungsoptionen im Hauptfenster rechts. Das Zahnradsymbol ganz rechts oben bietet Laufwerkstests, das Auslesen der SMART-Werte und eine komplette Laufwerksicherung. Mit weiteren Schaltern unterhalb der Partitionsanzeige lassen sich Partitionen in das Dateisystem einhängen oder aushängen, aber auch löschen oder formatieren (mit Sicherheitsabfrage).
Gparted auf der anderen Seite setzt eine gewisse Vertrautheit mit Gerätebezeichnungen wie /dev/sda1 voraus (erste Partition auf erster Festplatte), ist aber das Partitionierungswerkzeug schlechthin und vielen Nutzern etwa durch das Spezialsystem Parted Magic bekannt. Anders als Gnome-Disks beherrscht Gparted auch das Verkleinern von bestehenden Partitionen. Gparted zeigt beim Start standardmäßig die erste Festplatte /dev/sda, zu anderen Platten wechseln Sie über das Dropdown-Menü rechts oben. Aktionen, die Sie anfordern, werden zunächst in einer Liste gesammelt. Erst nach „Bearbeiten -> Alle Operationen ausführen“ beginnt Gparted seine tatsächliche Arbeit.
4. Terminal, virtuelle Konsolen und Xserver
Linux-Fans betonen die Stabilität des Systems, und dass ein Linux-Kernel nicht totzukriegen sei. Stimmt. Jedoch sind nachgeordnete Systemteile wie der Xserver mit der grafischen Oberfläche nicht so robust. Auf ein hängendes Grafiksystem antworten Linuxer mit dem Gang auf eine virtuelle Konsole, beenden dort den Xserver und starten ihn neu.
Windows-Umsteigern bringt jedoch die Tatsache meist wenig, dass man bei Problemen am Desktop mit der Tastenkombination Strg-Alt-F1 (bis F6) in eine textbasierte Konsole wechseln kann. Denn hier sind dann grundlegende Kenntnisse der Terminalbefehle und des Dateisystems erforderlich. Anders als beim „Terminal“-Fenster, das Sie in der Unity-Oberfläche ähnlich der „Eingabeaufforderung“ unter Windows starten, handelt es sich um Eingabe-Konsolen im Vollbild unabhängig vom grafischen System. Kundige können in diesen Konsolen das komplette System verwalten: Der Befehlsvorrat entspricht dem, was auch das „Terminal“ unter Unity anbietet – mit der einzigen Ausnahme, dass hier keine grafischen Programme gestartet werden können.
Mindestens einen Befehl sollten Sie sich für die Konsole merken: sudo shutdown -r now
Damit fahren Sie das System sauber herunter und starten neu. Das vorangestellte „sudo“ verschafft die nötigen Rechte und erfordert die Eingabe Ihres Benutzerkennworts.
Bei Ausflügen in eine virtuelle Konsole mit funktionierender Oberfläche bringt Sie die Tastenkombination Strg-Alt-F7 jederzeit zur grafischen Oberfläche zurück.
Tipp: Wer um Terminals, Konsolen und Eingabeaufforderungen einen konsequenten Bogen macht, sollte zumindest dafür sorgen, dass die Hotkeys des Linux-Kernel für den Problemfall aktiviert sind: Dann können Sie jederzeit mit der Tastenkombination Alt-Druck-K die grafische Oberfläche beenden und mit Alt-Druck-B einen sauberen Neustart auslösen. Alt-Druck-E beendet alle laufenden Tasks. Ubuntu hat diese Hotkeys leider nicht aktiviert. Starten Sie daher ein Terminal (Strg-Alt-T) und dort den Editor gedit mit Adminrechten: sudo gedit /etc/sysctl.con
In die Datei sysctl.conf tragen Sie dann die Zeile
kernel.sysrq = 1
an beliebiger Stelle ein.