Tradition und Gattungsbewusstsein im deutschen Leich
Broschiert: 209 Seiten
Verlag: Niemeyer, Tübingen (1991)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3484150629
ISBN-13: 978-3484150621
Reihe: Hermaea 62
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Über mein Buch
Die Münchener Dissertation behandelt die Gesangslyrik des Mittelalters vom 7. bis 14. Jahrhundert.
Das Wort „Leich“ – seit 15. Jh. ebenso wie die Gattung ausgestorben – bezeichnet eine deutsche unstrophische Gesangsgattung (kein Zusammenhang mit Leiche, Tod) mit zahlreichen Indizien auf instrumentale Begleitung und Tanz. Die Popularität dieser lyrischen Form neben dem Strophenlied war ausserordentlich, jedenfalls sofern man die lateinischen Sequenzen (Liturgie) sowie die altfranzösischen Lais und Estampies miteinbezieht. Im deutschen Minnesang haben sich so bekannte Dichter wie Walther von der Vogelweide, Tannhäuser oder Frauenlob dieser Gattung bedient.
Anspruch der Arbeit ist nicht weniger als der Nachweis, dass die Gattung altdeutschen Ursprungs ist – nicht lateinischen, wie weithin angenommen. Für diesen Nachweis bediene ich mich unter anderem sprachwissenschaftlicher, musikwissenschaftlicher und überlieferungsgeschichtlicher Methoden und berücksichtige praktisch alle lateinischen, provenzalischen, altfranzösischen, althochdeutschen, mittelhochdeutschen, selbst alttschechischen Texte und Melodien, die sich der Form Leich annehmen.
Zentraler Ausgangspunkt ist die Deutung aller Belegstellen für das Wort Leich mit dem Ergebnis, dass „Leich“ koordinierte Zwietracht bedeutet – „Discordia ficta„, wie ich es lateinisch umschreibe.
Das Buch ist schon deshalb kein Lesevergnügen, weil es aus Platzgründen zahllose Belegstellen nur knapp zitiert und auf die einschlägigen Ausgaben verweist. Es ist sicher nur für Spezialisten (Altgermanisten, Musikwissenschaftler und Mittellateiner) in toto interessant. Studenten und interessierte Laien könnten immerhin einige zusammenfassende Kapitel goutierbar finden…
Da ich nach der Buchfassung der Dissertation der Universität den Rücken gekehrt habe, habe ich Reaktion und weiteren Forschungsgang nicht mehr weiterverfolgt. Weiß daher nicht, inwieweit meine Argumente inzwischen akzeptiert oder widerlegt sind. Mindestens drei Arbeiten haben sich in der Zwischenzeit offenbar intensiver mit meiner These auseinandergesetzt (März, Kischkel, Kreibich), die seltsamerweise der Tenor eint, eine akribische Arbeit (mit Fehlern) vorzufinden, die aber allzu einseitig bis besessen auf die eine Grundthese abzielt. Aber ja – in der Tat: Ich habe, wo immer möglich, die Fakten gesucht, die meine These stützen. Und ich habe Texte konsequent in Richtung meiner These interpretiert. Da sehe ich nichts Falsches darin…
Ottobrunn, 14.9.2011
P.S.: Anfang 2014 durfte ich zufällig feststellen, dass mein „Bestseller“ 2012 im Verlag de Gruyter nachgedruckt wurde und für den Schnäppchenpreis von 94,95 € erhältlich ist. Hat mich dann doch etwas gewundert, dass man den Autor bei solchen Aktionen nicht mal informieren muss. Egal: Wer mit dem Text auskommt und den Melodienanhang nicht benötigt, kann sich sowieso seit Jahren mit dem PDF verlustieren, das ich mit dem Link unten anbiete.
Ottobrunn, 22.1.2014
Anmerkung: Nach Guttenberg und anderen Strg-CVX-Doctores halte ich mir zugute, dass – selbst wenn ich prominent wäre – keiner je auf die Idee käme, in meiner Arbeit nach Plagiaten zu suchen. Diese Idee scheint nämlich nur dort erfolgversprechend, wo kein ORIGINÄRES KONZEPT erkennbar ist. Ich dachte aber immer, genau das sei die spezifische Anforderung an Dissertationen. Aber damit bin ich wohl altmodisch und idealistisch…
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