Der Dateimanager ist in jedem Betriebssystem der Dreh- und Angelpunkt im Nutzeralltag. Wie Sie unter Ubuntu mit Laufwerken, Ordnern, Dateien und Netzwerken arbeiten, zeigt dieser Beitrag.
Der Standard-Dateimanager unter Ubuntu nennt sich auf deutschen Systemen schlicht „Dateien“, sein eigentlicher Programmname ist „Nautilus“. Er wirkt minimalistisch: Sein „Menü“ verdient den Namen kaum, das Hauptfenster zeigt eine (optionale) Navigationsspalte und das eigentliche Dateifenster. Gerade für Linux-Neueinsteiger ist Nautilus aber wegen seiner Schlichtheit eine gute Wahl, zumal Nautilus unter der Haube dann doch weit mehr kann als auf den ersten Blick ersichtlich.
1. Die Ordnerstruktur auf Linux-Systemen
Unter Linux gibt es keine Laufwerksbuchstaben, vielmehr werden alle Medien, Festplatten, Partitionen in einem Mountpunkt (Ordner) in das Dateisystem eingehängt. Dies geschieht bei internen und externen Partitionen sowie optischen Medien automatisch. Selbstverständlich lädt Ubuntu dabei auch NTFS- und FAT32-Medien. Die gemounteten Laufwerke zeigt der Dateimanager in der Navigationsspalte unter „Geräte“. Wenn Sie mit der Maus auf einen Geräte-Eintrag fahren, ohne zu klicken, erfahren Sie auch den jeweiligen Mount-Punkt –etwa /media/[Kontoname]/[Bezeichnung]. Mit eingeblendeter Navigationsspalte – die sich mit Taste F9 ein- und ausschalten lässt – ist es daher nicht nötig, das Mount-Verzeichnis aufzusuchen: Alle Daten sind über die Geräte-Liste zu erreichen.
In den Ordnern zeigt Nautilus („Dateien“) unterhalb der Titelleiste den Pfad anhand der Brotkrümelnavigation wie der Windows-Explorer. Das heißt: Die übergeordneten Verzeichnisse sind je einzeln per Mausklick erreichbar. Um einen Pfad als Textadresse zu kopieren oder einzufügen, nutzen Sie die wichtige Tastenkombination Strg-L. Taste Esc in der Adresszeile kehrt zur Breadcrumb-Darstellung zurück.
Benutzerdateien und sonstige Konto-spezifische Dateien (etwa Mail, Browser, Office) befinden sich ausnahmslos im Ordner /home/[Kontoname]. Viele dieser Ordner und Dateien sind versteckt mit führendem Punkt im Namen, lassen sich aber mit der Tastenkombination Strg-H jederzeit ein- oder ausblenden.
Weitere wichtige Ordner unterhalb vom Root-Verzeichnis (/) wie /bin, /sbin, /boot, /etc oder /lib sind für das funktionierende System essentiell, aber aus Anwendersicht nicht von Belang. Im Ernstfall können erfahrene Nutzer dort Bootmanager-, Netzwerk- oder Mount-Einstellungen manuell korrigieren.
/media/[Konto] ist das übliche Mount-Verzeichnis für Datenträger, und unter /usr/share/applications finden Sie in Form von Link-Dateien (*.desktop) alle Programme versammelt, die das Dash oder alternative Menüs suchen und darstellen. Wer sich über sämtliche Tools auch der Kommandozeile informieren will, findet diese unter /usr/bin und /usr/sbin.
2. Arbeiten mit Dateien und Ordnern
Kopieren, Verschieben und Löschen mit Nautilus ist einfach. Sie markieren mit den Tasten Strg (selektive Auswahl) oder Umschalt (zusammenhängende Auswahl) die Dateiobjekte und verwenden nach Rechtsklick die gewünschte Funktion im Menü. Beim Drag & Drop zwischen zwei geöffneten Nautilus-Fenstern können Sie mit gedrückter Umschalt-Taste das Verschieben erzwingen, mit der Strg-Taste das Kopieren. Diese Tasten zu kennen ist wichtiger als unter Windows, weil Nautilus kein Drag & Drop mit rechter Maustaste (und folgendem Kontextmenü) beherrscht.
Mit den Tasten Strg-T oder nach Klick auf das Zahnrad-Symbol rechts oben und „Neuer Reiter“ laden Sie ein neues Tab: Auch zwischen Tabs funktioniert Drag & Drop – nämlich auf die Titelleisten der Registerkarten.
Beim Löschen mit Taste Entf verwendet der Dateimanager standardmäßig den Papierkorb. Es lohnt sich, unter „Dateien -> Einstellungen -> Verhalten“ die Konfiguration aufzusuchen und „Einen Löschbefehl bereitzustellen, der den Papierkorb umgeht“ und endgültig löscht. Dieser zusätzliche Befehl erscheint als „Löschen“ im Kontextmenü.
Beim Doppelklick auf eine Datei, deren Inhaltstyp bekannt ist, wird diese mit dem Standardprogramm geöffnet. Nach Rechtsklick und „Öffnen mit“ erhalten Sie bei vielen Dateitypen weitere Programme angeboten oder können selbst danach suchen. Um ein anderes Programm zum Standard zu erheben, gehen Sie unter „Systemeinstellungen -> Details auf “Vorgabe-Anwendungen“.
3. Einstellungen, Lesezeichen und Sushi-Erweiterung
Im Menü „Dateien -> Einstellungen“ bietet Nautilus eine überschaubare Anzahl von Konfigurationsvorgaben. Das Meiste – Listenansicht, Listenspalten, Symbolansicht -können Sie auch im Hauptfenster über die Schaltflächen rechts oben steuern. Die Größe der Objekte ist mit den Hotkeys Strg-+ und Strg– bequem zu regeln. Lediglich die Registerkarten „Verhalten“ und „Vorschau“ verdienen einen genaueren Blick.
Favoriten: Die „Lesezeichen“ in der Navigationsspalte bieten einen schnellen Weg zu den wichtigsten Ordnern, Medien und Web-Servern. Um ein neues Lesezeichen anzulegen, gehen Sie in das gewünschte Verzeichnis, klicken rechts oben auf das Zahnradsymbol und wählen „Lesezeichen für diesen Ordner anlegen“. Schneller geht’s mit dem Hotkey Strg-D. Außerdem gibt es noch einen Menüpunkt „Datei -> Lesezeichen“, um diese Ordnerfavoriten zentral zu verwalten.
Erweiterte Vorschau: Die Vorschau-Kompetenz von Nautilus ist überschaubar, denn sie gilt nur für Bilder. Die empfehlenswerte Erweiterung Sushi spielt dagegen auch schnell mal eine Musikdatei an, zeigt PDF, Text, Bilder und Videos – einfach Datei markieren und Leertaste drücken, zum Beenden erneut Leertaste drücken. Sushi ist am schnellsten im Terminal (Strg-Alt-T) mit „sudo apt-get install gnome-sushi“ installiert.
4. Mit Nautilus auf Netz- und Web-Ressourcen
Ganz groß erweist sich Nautilus bei der Einbindung von Samba- und Windows-Freigaben, von (S)FTP-, WebDAV- und SSH-Servern. Spezialprogramme wie Filezilla oder Mount-Scripts sind im Prinzip hinfällig. Geben Sie zunächst über das Menü „Dateien -> Mit Server verbinden“ die Verbindungsdaten ein, also zunächst „Serveradresse“ und danach die abgefragten Kontodaten (Benutzername und Passwort). Wählen Sie bei den Passwortoptionen „Nie vergessen“, wenn Sie die Ressource oft benötigen – das erspart später die Eingabe der Kontodaten, Dann zeigt der Dateimanager die Netzressource im Hauptfenster, und mit Strg-D legen Sie ein neues „Lesezeichen“ an, um die entfernten Daten permanent in Klicknähe zu haben.
Für die Netzwerkprotokolle gelten folgende Regeln: Bei Windows- und Linux-Samba-Freigaben verwenden Sie „smb://[Rechner]/[Freigabenname]“. Statt [Rechner] funktioniert immer auch die IP-Adresse. Bei FTP-Servern stellen Sie „ftp://“ voran, gefolgt vom FTP-Servernamen oder seiner Internet-IP. Analoges gilt für WebDAV („dav://“) und SSH („ssh://“).
5. Alternative Dateimanager
Es ist technisch problemlos, neben Nautilus einen alternativen Dateimanager zu verwenden wie etwa Nemo, Thunar, Pcmanfm, Krusader, Gnome Commander. Hingegen sollten nur erfahrene Anwender den Standard-Dateimanager umdefinieren. Der Standard wird dem System durch Konfigurationsdateien mitgeteilt wird, und unter Ubuntu heißt die wesentliche Datei nautilus-home.desktop unter usr/share/applications. Wenn Sie hier in die Zeile
exec=nautilus %U
statt „nautilus“ etwa „nemo“ oder „gnome-commander“ einsetzen, wird dieser ab sofort zum Standard. Voraussetzung ist natürlich die vorherige Installation des Programms.
Da sich das Standardprogramm in eine Reihe weiterer Konfigurationsdateien einträgt, ist der Eingriff nicht klinisch sauber und kann bei einigen Funktionen zum Parallelbetrieb zweier Dateimanager führen.