Erweiterte Tools für das Ubuntu-Tuning

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Ubuntus Systemeinstellungen haben eine klare Aussage: Der Anwender soll sich um Wichtigeres kümmern und nicht am System schrauben. Etwas mehr darf’s dann aber doch sein: Bewährte Tools füllen die Lücke.
Verglichen mit Yast in Open Suse oder dem Kontrollzentrum von Linux Mint sind die Tuning-Möglichkeiten unter Ubuntu karg. Für Linux-Anfänger ist das gar nicht verkehrt, denn wer nicht herumschraubt, kann auch nichts kaputtmachen. Einige Optionen, die Ubuntu-Oberfläche zu individualisieren, gibt es in den „Systemeinstellungen“ aber durchaus, den Rest besorgen Zusatz-Tools. Die unter Punkt 1 und 2 genannten Maßnahmen eignen sich auch für Neueinsteiger.

1. Kleine Unity-Nervereien abstellen

Die folgenden Unity-Eigenheiten können Sie mit Ubuntu-Bordmitteln beseitigen:
* Da die Starterleiste nicht viel Platz bietet, sind kleinere Symbole von Vorteil. Dies korrigieren Sie mit dem Schieberegler unter „Systemeinstellungen -> Darstellung -> Erscheinungsbild“.
* Die Dash-Suche zeigt standardmäßig Ergebnisse von Amazon und Ubuntu One. Um diese auf die reine PC-Suche einzuschränken, schalten Sie unter „Systemeinstellungen -> Sicherheit & Datenschutz -> Suche“ folgende Option ab: „Auch Online-Suchergebnisse verarbeiten“.
* Um die lästige Fehlerberichterstattung abzuschalten, ist ein winziger Eingriff in eine Systemdatei notwendig:
sudo gedit /etc/default/apport
Hier setzen Sie die einzige nicht auskommentierte Zeile „enabled=1“ auf „0“.

2. Tweak Tools mit weitreichendem Umfang

Mit dem Gnome Tweak Tool (deutsch: „Optimierungswerkzeug“) und dem Unity Tweak Tool stehen zwei bewährte Werkzeuge bei Fuß, um unity auf die Sprünge zu helfen. Das Gnome Tweak Tool erwähnen wir nur aufgrund seiner Prominenz – tatsächlich ist es durch das spezialisiertere und optionsreichere Unity Tweak Tool unter Ubuntu obsolet: Installieren Sie letzteres über das Software-Center oder mit
sudo apt-get install unity-tweak-tool
im Terminal. Einstellungen, die deutlich über optische Anpassungen hinausgehen, finden Sie insbesondere unter „Fensterverwaltung“ und „System“. Hier richten Sie etwa die Anzahl der virtuellen Desktops („Arbeitsflächen-Einstellungen“), die Funktion der „Aktiven Ecken“ oder das Einrastverhalten von verschobenen Fenstern ein. Unter „System“ definieren Sie Standardsymbole wie Papierkorb oder Netzwerk für den Desktop. Ein wichtiger Punkt ist ferner „Erscheinungsbild -> Schriften“, da Sie hier mit einer kleineren oder größeren „Standardschrift“ die Darstellung aller Menüs und Icon-Beschriftungen maßgeblich verändern.

Unity-Tweak-Tool
Reichhaltige Optionen: Das Unity-Tweak-Tool ist angesichts spärlicher Bordmittel fast unverzichtbar. Im Unterschied zu anderen Tools ist der Einsatz einfach und sicher.

3. Konfiguration mit dem Dconf-Editor

Dconf nennt sich das Konfigurationssystem von Gnome-basierten Oberflächen wie Unity. Die maßgebliche Konfigurationsdatei ~/.config/dconf/user lässt sich mit dem Kommandozeilenprogramm „gsettings“ vollständig, mit dem grafischen Werkzeug „dconf-editor“ zu großen Teilen bearbeiten. Dieser Editor ist vorinstalliert, lässt sich andernfalls aber mit
sudo apt-get install dconf-editor
leicht nachrüsten.
Der hierarchische Aufbau hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Windows-Registry. Lohnendes Ziel ist etwa „com -> canonical -> desktop“, wo Sie etwa unter „interface -> scrollbar-mode“ die oft lästigen Scroll-Elemente im Dateimanager entsorgen (mit dem Wert „normal“). Unter „com -> canonical -> indicator“ bearbeiten Sie die Symbole in der Hauptleiste rechts oben. Aussehen und Verhalten vieler Programme tunen Sie unter „org -> gnome -> [Programm]“, so etwa auch den Dateimanager Nautilus. Durch Doppelklick auf einen Eintrag im Wertebereich kommen Sie in den Editiermodus, den Sie nach getaner Arbeit mit der Taste Return abschließen. Viele Einstellungen wirken sofort, einige erfordern eine Neuanmeldung. Da es sich oft um Boolesche Entscheidungen handelt und in anderen Fällen oft ein Angebot der möglichen Werte erscheint, ist die Bearbeitung kein Rätselspiel.

dconf-editor
Dconf-Editor: Dieses grafische Werkzeug kann das Aussehen von System- wie Anwendungsprogrammen anpassen.

4. Konfiguration mit dem Werkzeug CCSM

Ubuntu nutzt als Fenstermanager die Komponente Compiz. Für diesen Fenstermanager gibt es das Tuning-Werkzeug CompizConfig Settings Manager (CCSM), das Sie mit
sudo apt-get install compizconfig-settings-manager
im Terminal oder auch in der Software-Zentrale nachinstallieren können. Das Tool bietet zahllose Einstellungen zum Aussehen und Verhalten von Fenster, Arbeitsflächen, Starterleiste, Maus und Tastatur. Unerfahrene Nutzer handeln sich im Handumdrehen größere Probleme, indem sie unverzichtbare GUI-Elemente abschalten. Für den Pannenfall sollte man sich schon mal den Gang zur virtuellen Konsole (Strg-Alt-F1) und den Befehl
unity –reset
vormerken. Wer ganz sicher gehen will, bleibt besser beim unter Punkt 2 genannten „Unity Tweak Tool“, das eine Teilmenge der CCSM-Optionen bietet.
Wir nennen hier nur einige Beispiele der CCSM-Optionen:
* Unter „Ubuntu Unity Plugin -> Launcher“ setzen Sie neben „Launcher Icon Size“ die Größe der Symbole in der Starterleiste fast nach Belieben (Minimum ist 8 Pixel).
* Unter „Ubuntu Unity Plugin -> Menus“ stellen Sie unter anderem eine Ausblendzeit („Fade-out-Duration“) für die Programmmenüs im Hauptpanel ein. Eine Einblendzeit ist nicht sinnvoll (aber möglich), da Sie beim „Mouse over“ das Menü in der Regel sofort nutzen wollen.
* Unter „Arbeitsfläche -> Expo -> Verhalten“ (und „Erscheinung“) lässt sich das Umschalten auf andere Arbeitsflächen hinsichtlich Animation, Perspektive und weiteren Effekten detailliert anpassen.
* Unter „Effekte -> Animations“ definieren Sie Effekte und Deformationen für alle Fensteraktionen wie Öffnen, Schließen, Minimieren oder Fokus-Änderung. Wer damit nicht zufrieden ist, darf die Effekte auf der Registerkarte „Effect Settings“ auch noch persönlich anpassen.

Dateimanager-Tuning

Ubuntus Dateimanager Nautilus zeigt nach Rechtsklick die wichtigsten Standardoptionen für Ordner und Dateien. Das Erweitern der Kontextoptionen ist nicht vorgesehen, aber mit einem grafischen Tool sehr wohl möglich. Mit
sudo apt-get install nautilus-actions
installieren Sie das Bastler-Werkzeug und starten es mit dem Befehl „nautilus-actions-config-tool2. Für erste Versuche empfiehlt es sich, nur die absolut notwendigen Registerkarten „Aktion“ und „Befehl“ zu verwenden: Unter „Aktion“ muss nur das oberste Kästchen „Eintrag im Auswahl-Kontextmenü anzeigen“ aktiviert und ein Name („Kontextbezeichner“) definiert sein. Unter „Befehl“ geben Sie den kompletten Pfad zum gewünschten Programm ein, „Parameter“ sind je nach Programm sinnvoll bis notwendig. Neben Arbeitsordner sollten Sie stets die Variable „%d“ eintragen, da viele Programme ohne diese Angabe die Arbeit verweigern.
Unter „Basisnamen“, „MIME-Typen“ und „Ordner“ lassen sich die Kontextmenüs gezielt filtern: Wird für ein Menü etwa als Basisname „*.zip“ eingestellt, so erscheint die Menüoption nur bei ZIP-Dateien.
Eine wichtige globale Option finden Sie unter „Bearbeiten -> Einstellungen“: Dort lässt sich ein „Basismenü“ für die selbsterstellen Optionen anlegen oder eben nicht. Das heißt, dass entweder alle eigenen Menüs in einem Hauptpunkt „Nautilus-Actions“ zusammengefasst (Standard) oder als zusätzliche Optionen dem Kontextmenü einfach hinzugefügt werden. Für einige wenige Einträge ist die letztgenannte Möglichkeit die einfachere.

Nautilus-Action
Erweiterte Kontextmenüs: Das spezialisierte Zusatz-Tool Nautilus-Actions bearbeitet ausschließlich das Kontextmenü-Angebot des Ubuntu-Dateimanagers.

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