Die Livesysteme Clonezilla und Rescuezilla sichern Linux- oder Windows-Datenträger in komprimierte Abbilder und schreiben diese bei Bedarf wieder zurück. Dieser Ratgeber erklärt, wie Sie diese Werkzeuge nutzen und wo sich diese Aktion anbietet.
Rescuezilla und Clonezilla erledigen das Backup und Restore kompletter Datenträger oder ausgewählter Partitionen. Technische Basis ist bei beiden Tools das Kommandozeilenwerkzeug Partclone. Um die Verhältnisse vereinfacht zu skizzieren: Partclone ist ein Hardcore-Werkzeug, das sich allenfalls Profis für automatisierte Datenträgersicherungen zumuten. Auf der komfortablen Gegenseite steht das klickfreundliche Rescuezilla, das auch Einsteiger mit wenigen Schaltflächen übersichtlich durch die anspruchsvolle Aktion führt. Etwa in der Mitte steht das textbasierte Clonezilla, das – besser mit Cursortasten, Tabulator, Eingabe- und Leertaste statt mit Maus – etwas antiquiert zu bedienen ist, aber andererseits funktional unübertroffen bleibt.
Clonezilla wie das seit Ende 2020 voll kompatible Rescuezilla beherrschen neben verbreiteten Linux-Dateisystemen (Ext2, Ext3, Ext4, BTRFS, XFS, JFS, F2FS, Reiser FS, Reiser4) auch Windows- und Apple-Partitionen wie FAT, exFAT, NTFS und HFS+). Die Images können auf lokalen (USB-) Datenträgern und auf Netzwerkfreigaben gespeichert werden. Im Netz beherrscht Clonezilla alle Protokolle (Samba, SSH, NFS, Webdav), während Rescuezilla sich auf Windows/Samba-Freigaben beschränkt. Weitere Vorzüge von Clonezilla sind das direkte Klonen von Datenträger zu Datenträger, ferner die optionale Verschlüsselung der Imagesicherungen.
Clonezilla ist ohne Zweifel der Maßstab, Rescuezilla bleibt funktional auf eine Untermenge reduziert. Rescuezilla erfüllt aber die Ansprüche typischer Endanwender vollumfänglich, zumal einer Sicherung ins Netzwerk schon aus Geschwindigkeitsgründen meist lokales USB vorgezogen wird.
Warum sichern oder klonen?
Für das Sichern von Partitionen oder ganzen Festplatten gibt es mindestens drei starke Motive:
Systemsicherheit: Trotz Reparaturmechanismen von Linux- und Windows-Systemen sind manche Havarien gar nicht mehr zu beheben oder nur mit unzumutbaren Rechercheaufwand inklusiver stundenlanger Fehlversuche. Eine nicht allzu altes Plattenimage bietet Systemsicherheit auch in aussichtlosen Situationen und verkürzt Reparaturen auf eine einzige zuverlässige Aktion.
Systemumzug: Wenn der Platz des Systemdatenträgers nicht mehr ausreicht, kann das komplette bisherige System auf einen größeren Datenträger geschrieben werden.
Systemexperimente: Betriebssystembastler und Sicherheitsexperten benötigen oft einen genau definierten Systemzustand etwa vor einer Treiber- oder Software-Installation oder vor einer experimentellen (Un-) Sicherheitsaktion.
Image-Sicherung versus Klonen
Sichern und Klonen sind zwei technisch klar unterschiedene Aktionen, wenngleich zweiteres im Prinzip nur eine Abkürzung bedeutet:
Image-Sicherungen erstellen große komprimierte Dateien wahlweise eines kompletten Laufwerks oder eines Laufwerks mit mehreren Partitionen oder nur einer bestimmten Partition eines Laufwerks. Sie können diese Dateien später zurückschreiben, um eine System-Havarie zu beheben oder um das System auf einen früheren und besseren Zustand zurückzusetzen. Da die Image-Dateien groß sind, sollten sie auf schnellen externen Laufwerken oder im Gigabit-Netz gespeichert werden. Images sind eine präventive Sicherheitsmaßnahme für den Fall einer späteren Hardware- oder System-Havarie. Trotz der unvermeidlichen Größe arbeiten Clonezilla und Rescuezilla platzsparend, indem sie freien Platz von Datenträgern nicht sektorweise mitsichern: Eine zur Hälfte belegte 240-GB-SSD wird also nur 120 GB Sicherungsplatz erfordern, und nicht einmal dies, weil zusätzlich gzip-Komprimierung zum Einsatz kommt.
Klonen bedeutet eine exakte Datenkopie eines Laufwerks direkt auf ein zweites Laufwerk. Daher wird man Klonen nicht primär als Sicherheitsmaßnahme einsetzen, da es stets einen zweiten – identischen oder größeren – Datenträger erfordert, der dann eventuell über Monate unbenutzt bleibt. Klonen ist vielmehr die einschlägige Maßnahme, um den bisherigen Datenträger durch einen neuen (meist größeren) zu ersetzen. Direktes Klonen funktioniert nur mit Clonezilla. Wer mit Rescuezilla klonen will, benötigt zwei Schritte – erst das „Backup“ des Datenträgers als Image und danach dessen „Wiederherstellung“ auf den anderen Datenträger.
Benutzerdateien und Vorbereitungen: Für die Sicherung von Benutzerdaten brauchen Sie kein externes Livesystem – dafür gibt es einfachere Methoden im jeweiligen Betriebssystem. Einschlägig sind Rsync und Tar unter Linux, Robocopy oder Xcopy unter Windows (sowie diverse grafische Frontends oder Alternativen). Angesichts dieser Tatsache wäre es für schnelle Imagesicherungen optimal, Benutzerdateien weitgehend fernzuhalten. Bei unseren Image-Aktionen hielt eine kleine SSD mit einem relativ frischen System und ohne nennenswerte Benutzerdaten den Rekord: Es war in drei Minuten auf USB gesichert und später in vier Minuten wiederhergestellt. Für ein Notebooksystem mit etwa 50 GB Benutzerdateien fiel bereits die zehnfache Sicherungs- und Wiederherstellungsdauer an. Da es bei der Imagesicherung um Boot- und Systemsicherheit geht, wäre eine strikte Trennung der Benutzerdaten optimal – etwa in einer expliziten Home-Partition, die nicht mitgesichert wird. Das wird sich nicht überall ideal realisieren lassen, aber wer notgedrungen ganze Film- und Musikarchive in die Imagesicherungen einbezieht, muss Geduld mitbringen.
Der Umfang einer Sicherung lässt sich aber in jedem Fall reduzieren. Unter Linux entfernen Sie unnötige Programmpakete und räumen den Paket-Cache auf:
sudo apt autoremove
sudo apt autoclean
Ein Tool wie Bleachbit kann weitere überflüssige Datenlasten entsorgen.
Unter Windows verwenden Sie die Datenträgerbereinigung mit der Option „Systemdateien bereinigen“, um temporäre Dateien, Update-Sicherungen oder gar den eventuell noch vorhandenen Ordner „Windows.old“ zu löschen (mit Vorversion). Beachten Sie unbedingt, Windows vor einer Imagesicherung über „Neu starten“ zu beenden, denn nach normalem „Herunterfahren“ erhalten Clonezilla oder Rescuezilla keinen Schreibzugriff.
Das einfache Rescuezilla
Rescuezilla ist der Nachfolger des eingestellten Redo Backup. Der circa 850 MB umfassende Download des ISO-Abbilds von https://rescuezilla.com/ kann mit den üblichen Mitteln (dd, Gnome-Disks, Etcher, Win 32 Diskimager) bootfähig auf USB-Stick kopiert werden. Es handelt sich um ein komplettes Ubuntu-Livesystem, das eine Basisausstattung einschlägiger Werkzeuge mitbringt wie Browser, Gparted, Gnome-Disks. Nach „apt update“ ist auch das Nachinstallieren zusätzlicher Programme möglich, allerdings nur temporär während der Laufzeit.
Im Zentrum steht das Tool Rescuezilla, das gemeinsam mit dem Desktop automatisch startet und die Image-Sicherung und Wiederherstellung mit wenigen Schaltflächen einfach macht. Im Prinzip gibt es nur „Backup“ und „Wiederherstellung“, die wir nachfolgend genauer beschreiben.
Exkurs zur dritten Option: Eine dritte Schaltfläche „Image Explorer“ ist neu und noch als „Beta“ charakterisiert. Ihre Funktion ist es, den Inhalt vorhandener Sicherungsabbilder in den Dateimanager zu mounten. Dies wäre eine signifikante Funktionserweiterung, weil sich dann gezielt einzelne Dateiobjekte aus einer Sicherung holen ließen, ohne das gesamte Image zurückschreiben zu müssen. Da Rescuezilla (und Clonezilla) die Abbilder aber gzip-komprimieren, ist die Wartezeit für die Dekomprimierung größerer Images aktuell kaum zumutbar. In unserem Test benötigte das Mounten einer kleinen SSD-Sicherung (60 GB) etwa 10 Minuten, das Anzeigen des Inhalts im Dateimanager unter „/mnt/rescuezilla.image.explorer“ sogar nochmal deutlich länger. Auch das anschließende Navigieren im Dateisystem des Abbilds ist unzumutbar zäh. Rescuezilla warnt daher bei dieser Funktion mit gutem Grund vor erheblichen Wartezeiten und kündigt für künftige Versionen ein anderes Kompressionsformat an, das schnellere Ergebnisse verspricht. Derzeit lohnt sich der „Image Explorer“ allenfalls dann, wenn Sie ganz genau wissen, welche Einzeldateien Sie aus dem Image zurücksichern müssen.
Das Backup: Im automatisch gestarteten Haupttool „Rescuezilla“ lädt die Schaltfläche „Backup“ den Assistenten zum Schreiben eines neuen Abbilds:
„Schritt 1“ ist die Auswahl des physikalischen Quell-Datenträgers, dessen Partitionen gesichert werden sollen. „Schritt 2“ ermöglicht erlaubt die Auswahl der gewünschten Partitionen auf diesem Datenträger. Wenn Sie nicht genau wissen, dass eine bestimmte Partition keine Sicherung braucht, dann übernehmen Sie hier alle angezeigten Partitionen, wie es der Standard vorgibt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Sie eine wichtige Bootpartition unterschlagen und damit später ein nicht bootfähiges System zurückschreiben.
In „Schritt 3“ markieren Sie das Backupziel. Dabei zeigt die Standardoption „Direkt an meinen Computer angeschlossen“ die internen Laufwerke sowie USB-Medien. Falls das Image auf einer Samba-Freigabe landen soll, aktivieren Sie oben die Option „Über das Netzwerk verbunden“. In diesem Fall geben Sie den „Server oder Freigabeort“ in dieser Form (also ohne Protokollangabe „smb“ oder ähnlich)
//[IP]/[Zielverzeichnis]
ein, also etwa „//192.168.178.20/Data/“. Falls Zugangsdaten erforderlich sind, lassen sich diese in den weiteren Zeilen ergänzen (Samba-Kontoname, Samba-Kennwort).
„Schritt 4“ sollten Sie bei der Vorgabe belassen. Es handelt sich um das Mount-Verzeichnis im Livesystem, wohin das eigentliche Backupziel gemountet wird. In „Schritt 5“ sollten Sie eventuell tätig werden, weil ein aussagekräftiger Sicherungsname die spätere Orientierung erleichtert. „Schritt 6“ zeigt eine Übersicht für die Aktion und nach „Weiter“ erfolgt in „Schritt 7“ die eigentliche Aktion.
Die Wiederherstellung: Die Schaltfläche „Wiederherstellen“ startet den Assistenten, der mit „Schritt 1“ zunächst das Laufwerk abfrägt, wo sich die Sicherung befindet. Wird das Laufwerk korrekt gewählt, zeigt „Schritt 2“ die vorhandene(n) Imagesicherung(en). Mit der passsenden Auswahl und „Weiter“ geht es in „Schritt 3“ zum Zieldatenträger. Hier dürfen keine Zweifel bestehen, weil dieses Laufwerk komplett überschrieben wird. Die Angaben sind mit Größe, Hersteller und Partitionsangaben aber vorbildlich präzise. Mit „Schritt 4“ folgt noch die Partitionsauswahl, wobei Sie wieder – wie beim Backup empfohlen – alle Partitionen übernehmen. Nach „Schritt 5“ mit Zusammenfassung und „Weiter“ startet die Wiederherstellung des Datenträgers.
Das mächtige Clonezilla
Anders als Rescuezilla hat das Livesystem Clonezilla keinen Desktop oder weitere Programme, sondern fokussiert sich ausschließlich auf seinen Spezialjob. Der Hersteller bietet im Downloadbereich von https://clonezilla.org/downloads.php mehrere Varianten. Wir empfehlen die oberste Option „alternative stable“, die auf Ubuntu basiert (aktuell „groovy“, also Ubuntu 20.10). Ohne Desktop und sonstige Tools wiegt das Livesystem nur etwa 350 MB und kann mit den üblichen Mitteln (dd, Gnome-Disks, Etcher, Win 32 Diskimager) bootfähig auf USB-Stick kopiert werden.
Im textbasierten Menü navigieren Sie mit Cursor- und Tabulatortasten und bestätigen „OK“ mit der Eingabetaste. Im allerersten Startschirm wählen Sie die erste Option „Clonezilla live“. Wenn Sie im Folgefenster „de-DE.UTF“ wählen, ist das Menü samt Erklärungen weitestgehend in deutscher Sprache. Im Folgefenster sollten Sie außerdem das Tastaturlayout auf „German“ setzen. Weitere Abfragen zur Tastatur beantworten Sie mit den Standardvorgaben. Danach laden Sie im Fenster „Starte Clonezilla“ das eigentliche Tool.
Das Backup: Wählen Sie im ersten Dialog die oberste Option „device-image“ und danach „local_dev“. Sie haben jetzt Gelegenheit, ein USB-Laufwerk anzuschließen. Drücken Sie die Eingabetaste. Clonezilla zeigt Ihnen die verfügbaren Laufwerke an. Warten Sie, bis das USB-Laufwerk erscheint, und drücken Sie dann die Tastenkombination Strg-C. Wählen Sie das Ziellaufwerk aus und danach ein Verzeichnis, in dem Clonezilla das Backup speichern soll. Gehen Sie mit den Pfeiltasten auf „Done“ und drücken Sie zweimal die Eingabetaste.
Wenn Sie ein Image im Netzwerk sichern wollen, wählen Sie statt „local_dev“ das gewünschte Netzwerkprotokoll – also „samba_server“ für Windows/Samba-Freigaben oder „ssh_server“ für eine Sicherung via SSH. Danach geben Sie die IP-Adresse des Servers an und die zugehörigen Anmeldedaten mit Kontoname und Passwort. Im Anschluss fahren Sie fort, wie bei einem lokalen Ziel beschrieben.
Verwenden Sie den Modus „Beginner Einsteiger“ und dann die Option „savedisk“, sofern Sie ein Abbild der gesamten Festplatte erstellen möchten. Dies ist im Zweifel immer zu empfehlen, weil Clonezilla dann alle Partitionen inklusive Bootmanager sichert. Dabei spielt es keine Rolle, ob Windows, Linux oder beide Systeme installiert sind. Die weitere Option „saveparts“ sichert nur einzelne ausgewählte Partitionen.
Vergeben Sie einen aussagekräftigen Namen für das Image. Anschließend wählen Sie die Festplatte oder Partition aus, die Sie sichern möchten. Bei den folgenden Dialogen übernehmen Sie die Voreinstellungen.
Die Wiederherstellung: Starten Sie Clonezilla mit den Optionen „device_image“ und „local_dev“ (bei lokaler Sicherung). Wählen Sie die Partition und das Verzeichnis aus, in dem ein zuvor gesichertes Image liegt. Gehen Sie auf „Beginner“ und dann auf „restoredisk“. Wenn Sie vorher einzelne Partitionen gesichert haben, verwenden Sie „restoreparts“. Clonezilla findet auf dem Backup-Medium alle Abbilder automatisch und präsentiert sie in einer Liste. Danach wählen Sie die Zielpartition aus, in die das Image zurückgeschrieben werden soll. Nach zwei Sicherheitsabfragen spielt Clonezilla das Backup zurück.
Eine Wiederherstellung aus dem Netzwerk läuft entsprechend ab. Hier wählen Sie aber statt „local_dev“ das passende Netzwerkprotokoll – also etwa „samba_server“ und geben danach die Anmeldedaten an.
Direktes Klonen: Beim Klonen spielt es keine Rolle, ob es sich bei Quelle und Ziel um Festplatten oder SSDs handelt. Wichtig sind nur die Datenträgergrößen. Wir gehen hier vom häufigen und einfacheren Fall aus, dass das neue Zielmedium gleich groß oder größer ist als das bisherige Laufwerk. In diesen Fällen benötigt Clonezilla keine Vorbereitung und nur geringe Nachbesserung:
Sie wählen zunächst „device-device“, dann „Beginner“ und anschließend „disk_to_local_disk“. Geben Sie zunächst den Datenträger an, den Sie kopieren wollen, im nächsten Schritt das neue Ziellaufwerk. Die folgenden beiden Dialoge bestätigen Sie mit Eingabetaste, um die Voreinstellungen zu übernehmen. Folgen Sie den weiteren Anweisungen des Assistenten. Prüfen Sie die Einstellungen und bestätigen Sie mit „y“, wenn Sie dazu aufgefordert werden.
Wenn der neue Datenträger mehr Kapazität besitzt als der ursprüngliche, dann bleibt nach der Clonezilla-Aktion, welche exakt die ursprünglichen Größen wiederherstellt, nach der letzten Partition ungenutzer Plattenplatz. Dies korrigieren Sie in einem beliebigen Linux-System mit Gparted, indem Sie die letzte Partition auf dem neuen Laufwerk maximal vergrößern.
Um
Festplatten, SSDs und USB-Datenträger zu bearbeiten und zu
kontrollieren, bringt der Linux-Desktop alles mit. Der Installer
sorgt für die Einrichtung der Systempartition, Gnome-Disks & Co
arbeiten als Allrounder im Alltag, und Gparted ist der Partitionierer
für alle Fälle.
Hardware-seitig arbeiten Festplatten, SSDs und USB-Laufwerke unter Linux wie unter allen anderen Betriebssystemen. Einmal partitioniert, formatiert und eingebunden benötigen Datenträger nur noch gelegentliche Kontrollen der aktuellen Belegung und SMART-Checks auf eventuelle Fehler. Optimales Partitionieren, Formatieren und Mounten erforderten aber schon immer einiges Basiswissen, und diese Anforderungen an den PC-Nutzer sind in der aktuellen Übergangsphase mit fundamental unterschiedlichen Partitionsmethoden noch einmal gewachsen. Dieser Grundlagenbeitrag komprimiert die wesentlichen theoretischen und praktischen Probleme
Partitionieren und Partitionsstil
Grundlegendste Aktion bei der Festplattenverwaltung ist das Anlegen
der Partitionstabelle mit dem Partitionsstil, ferner der optionalen
Einteilung in mehrere Teile (Partitionen) sowie der optionalen
Festlegung der Partitionsgrößen. Viele PC-Nutzer bekommen von der
Partitionierung (zumindest auf der primären Systemfestplatte) gar
nichts mit, weil diese das Installationsprogramm automatisch
erledigt. Liegt dabei nur eine interne Festplatte vor, die nicht
weiter unterteilt werden soll, entfallen alle Entscheidungen zum
Partitionsstil und zur Aufteilung. Die Installer aller
Ubuntu-basierten Systeme entscheiden dann selbständig anhand der
Datenträgerkapazität über den Partitionsstil: Auf großen
Laufwerken über 2 TB Kapazität kommt modernes GPT (GUID Partition
Table) zum Einsatz, auf kleineren Laufwerken der alte MBR-Stil.
Der alte MBR-Partitionsstil (Master Boot Record, auch „msdos“-Partitionstabelle) kann Partitionen bis zu maximal 2,2 TB Größe verwalten. Für die mittlerweile gebräuchlichen Größen von 4 bis 12 TB ist der GPT-Partitionsstil erforderlich, sofern solche Festplatten als Ganzes genutzt und nicht in mehrere Partitionen aufgeteilt werden. Bei Festplatten mit mehr als 2 TB sollten Sie besser immer GPT verwenden. Bei kleineren Laufwerken ist GPT zur Nutzung der kompletten Kapazität nicht erforderlich, aber eventuell trotzdem sinnvoll, wenn der PC mit Uefi-Firmware (Unified Extensible Firmware Interface) ausgestattet ist und Sie vielleicht auch Windows parallel installieren wollen.
Werkzeuge: Die grafischen Systemtools Gnome-Disks
(„Laufwerke“) oder die KDE-Partitionsverwaltung können den
Partitionsstil einer Festplatte kontrollieren und ändern. Die
Umstellung des bestehenden Partitionsstils geht allerdings immer mit
komplettem Datenverlust einher. Wir beschreiben den Vorgang nicht mit
den Desktop-spezifischen Werkzeugen, sondern mit dem bekannten
Partitionierungswerkzeug Gparted. Gparted ist zwar nicht überall
Standard, aber bei Bedarf schnell nachinstalliert (sudoapt
install gparted in Debian/Ubuntu/Mint). In Gparted sehen Sie über
„Ansicht -> Geräteinformationen“ in der Zeile
„Partitionsstil“ den aktuellen Partitionsstil der gewählten
Festplatte – meistens „msdos“ (MBR) oder „gpt“
(GPT). Über das Menü „Gerät -> Partitionstabelle erstellen“
können Sie den bisherigen Stil ändern. Nach einem Klick auf
„Anwenden“ erzeugt Gparted eine neue Partitionstabelle. Über
„Partition -> Neu“ erstellen Sie danach eine neue Partition.
Hinweis 1: Partitionen lassen sich, egal ob mit Gparted oder
einem anderen Werkzeug, nur bearbeiten, wenn sie vorher aus dem
Dateisystem ausgehängt wurden. Gparted erledigt dies nach
Rechtsklick auf die Partition mit „Aushängen“. Falls das
Aushängen scheitert, schließen Sie alle Programme inklusive
Dateimanager, die den Vorgang durch ihren Zugriff verhindern könnten.
Auch Netzwerkdienste wie Samba können die Bearbeitung blockieren.
Wer Unmount-Blockaden ausschließen will, bootet am besten ein
unabhängiges Livesystem mit Gparted.
Hinweis 2: Gparted sammelt Aufträge wie das Löschen,
Erstellen oder Formatieren von Partitionen zunächst, ohen sie
auszuführen. Erst „Bearbeiten -> Alle Vorgänge ausführen“
startet die eigentliche Aktion.
Unter Windows zeigt die „Datenträgerverwaltung“
(diskmgmt.msc) nach Rechtsklick auf „Datenträger [x]“ und
„Eigenschaften“ auf der Registerkarte „Volumes“
den Partitionsstil an („MBR“ oder „GPT“).
Wenn keine grafische Oberfläche zur Verfügung steht, gibt es auch
Terminaltools für die Festplattenverwaltung. Der Befehl
sudo
fdisk -l
zeigt für die Laufwerke auch den aktuellen Partitionsstil an – hier
neben „Festplattenbezeichnungstyp“ als „dos“ oder
„gpt“. Für das Schreiben einer anderen Partitionstabelle,
also zum Ändern des bisherigen Partitionsstils, verwenden Sie
sudo
sgdisk -g /dev/sd[X]
nach GPT oder
sudo
sgdisk -m /dev/sd[X]
zum Schreiben einer MBR-Partitionstabelle. Ersetzen Sie dabei „[X]“
jeweils durch die richtige Kennung des Laufwerks. Bei reinen
Datenpartitionen (nur Benutzerdaten) kann mit diesen Befehlen sogar
eine Umwandlung des Partitionsstils ohne Datenverlust gelingen. Wir
raten aber davon ab, sich darauf ohne Sicherung zu verlassen.
Partitionen löschen und anlegen
Das Löschen von Partitionen und Einrichten neuer Partitionen erledigen die typischen Gnome- und KDE-Tools ebenso wie Gparted. Gparted zeigt nach Rechtsklick auf die symbolische Partitionsfläche die Option „Löschen“. Dies impliziert in der Regel (und mit Gewissheit nach anschließenden Größenänderungen und Formatierung) den kompletten Datenverlust auf dieser Partition. Die Option „Neu“ zum Erstellen einer neuen Partition ist im Kontextmenü nur aktiv, wenn ein freier, nicht genutzter Bereich angeklickt wurde. Es muss also erst eine Partition gelöscht werden, um deren Platz („nicht zugeteilt“) dann neu zu nutzen. Mit dem anschließend angezeigten Schieberegler bestimmen Sie dann, ob die neue Partition den kompletten Platz erhalten soll oder eine Aufteilung in mehrere Partitionen erfolgen soll. Wenn Sie nur einen Teil der Kapazität verwenden, verbleibt danach „nicht zugeteilter“ Platz, den Sie danach mit „Neu“ auf analoge Weise partitionieren.
Partitionsstil (MBR/GPT) und Multiboot
Der Partitionsstil (GPT) ist nicht nur wichtig für große
Datenträger jenseits der 2,2-TB-Grenze, sondern spielt auch eine
entscheidende Rolle, wenn mehrere Systeme parallel installiert werden
sollen – oft Linux neben Windows. Das Thema ist komplex, weil hier
auch das Rechner-Bios mitspielt – Uefi (Unified Extensible Firmware
Interface) oder Bios (Basic Input Output System). Theoretisch gibt es
jede Kombination: Typisch ist Bios/MBR sowie Uefi/GPT, jedoch ist
auch Bios/GPT und Uefi/MBR möglich. Das heisst, dass auch ein altes
Bios Systeme von GPT-Partitionen oder ein modernes Uefi vom alten MBR
booten kann. Ein Multiboot mit Windows funktioniert aber nur auf
Bios/MBR oder Uefi/GPT.
Der theoretisch anspruchsvolle Knoten ist aber in der Praxis leicht
zu lösen: Sie orientieren sich bei einer Parallelinstallationen
einfach daran, was schon vorliegt und installieren dann im selben
Modus. Ob das schon vorhandene System den Bios- oder Uefi-Modus
verwendet, erfahren Sie unter Linux im Terminal durch Aufruf dieses
Tools:
efibootmgr
Ist das Tool nicht vorhanden oder lautet dessen Ausgabe „EFI
variables are not supported on this system“, dann läuft das System
im Bios-Modus. Unter Windows informiert das Systemtool Msinfo32.
Hinter „BIOS-Modus“ steht bei Systemen im Bios-Modus
„Vorgängerversion“, andernfalls „UEFI“. Letzteres ist bei
allen neueren PCs mit vorinstalliertem OEM-Windows die Regel.
A. Liegt ein altes Bios und ein im MBR-Stil installiertes Erstsystem
vor, ist die Lage eindeutig und es kann jedes 32- oder 64-Bit-System
(Linux oder Windows) parallel installiert werden.
B. Liegt altes Bios, aber GPT-Partitionierung vor, kann nur ein
64-Bit-Linux installiert werden.
C. Liegt neues Uefi mit altem MBR-Stil vor (das geht vorläufig noch
via Compatibility Support Module), kann jedes 32- oder 64-Bit-System
(Linux oder Windows) parallel installiert werden. Dabei muss man den
Rechner über das Bootmenü des Uefi-Bios starten (frühzeitiges
Drücken der Taste F8, F12 oder Esc). Dort erscheinen dann die
Laufwerke zwei Mal – einmal mit, einmal ohne den Vorsatz „UEFI“.
Für MBR-Parallelinstallation wählen Sie Eintrag des betreffenden
Installationslaufwerks ohne „UEFI“.
D. Liegt Uefi mit GPT-Stil vor, kann ein 64-Bit-System (Linux oder
Windows) parallel installiert werden. Dabei muss man den Rechner über
das Bootmenü des Uefi-Bios starten (frühzeitiges Drücken der Taste
F8, F12 oder Esc). Für GPT-Parallelinstallation wählen Sie Eintrag
des betreffenden Installationslaufwerks mit der Angabe „UEFI“.
Tipp: Trotz dieser relativ einfachen Fallunterscheidung kann
man etwas falsch machen, was sich dann aber während der Installation
des zweiten Systems schnell zeigt: Wenn kein Erstsystem erkannt wird
und das neue System die gesamte Festplatte in Anspruch nehmen will,
müssen Sie die Installation abbrechen.
Partitionsgrößen nachträglich ändern
Die Einteilung (oder Nicht-Einteilung) eines Datenträgers kann sich
nachträglich als ungünstig herausstellen. In diesem Fall besteht
die Möglichkeit, eine bestehende Partition ohne Datenverlust zu
verkleinern und auf dem frei werdenden Speicherplatz eine neue
Partition anzulegen. Wirklich notwendig ist dieses Vorgehen aber nur
in dem Fall, dass Sie ein weiteres Betriebssystem installieren
wollen.
Werkzeuge: Erfreulicherweise sind die Installationsprogramme
aller Ubuntu-Desktopsysteme auf die Situation vorbereitet, dass die
Partition eines bestehenden Betriebssystems verkleinert werden muss.
Mit der Option „Ubuntu neben [XXX] installieren“ schlägt der
Installer eine neue Aufteilung der Partitionen vor, indem er die
Partition des bestehenden Systems verkleinert und Platz für das neue
System schafft. Die gewünschten Partitionsgrößen lassen sich
einfach mit der Maus über die Aufteilungsmarkierung einstellen.
Im Falle einer gewünschten Größenänderung ohne Installation oder
ohne einen Installer, der solche Größenänderungen beherrscht,
hilft wieder Gparted. Beachten Sie, dass Gparted nur ausgehängte
Partitionen bearbeiten kann und folglich die Systempartition eines
laufenden Systems tabu bleibt. Zugriff auf alle Festplatten hat
Gparted nur, wenn es auf einem unabhängigen Livesystem läuft. In
Gparted wählen Sie zunächst rechts oben Sie den gewünschten
Datenträger. Klicken Sie dann die Partition an, die Sie bearbeiten
wollen, und wählen Sie im Kontextmenü „Größe
ändern/Verschieben“. Wählen Sie mit dem Regler die gewünschte
Partitionsgröße oder tragen Sie die Größe hinter „Neue Größe
(MiB):“ manuell ein. Danach klicken Sie auf „Größe ändern“.
Gparted erledigt diesen wie alle Aufträge erst nach „Bearbeiten
-> Alle Vorgänge ausführen“.
Unter Windows gibt es die Datenträgerverwaltung (diskmgmt.msc), die
nach Rechtsklick auf einer Partition die Option „Volume
verkleinern“ anbietet. Die Größe der neuen Partition
definieren Sie dann mit dem Wert neben „Zu verkleinernder
Speicherplatz“. Dies ist eine weitere Möglichkeit, um eine
Parallelinstallation eines Linux vorzubereiten, das kein
ausreichendes Partitionierwerkzeug mitbringt.
Formatieren: Die Dateisysteme
Partitionieren und Formatieren erscheinen in grafischen Tools in
einem Dialog wie eine Tateinheit. Tatsächlich bedeutet
Partitionieren das Aufteilen von Festplattenbereichen, während
Formatieren bereits weitaus Betriebssystem-näher das Dateisystem für
die jeweilige Partition bestimmt. Dateisysteme wie FAT32 beschränken
sich auf eine relativ simple Verweisbibliothek zum Auffinden der
Daten, Dateisysteme wie Ext4 oder NTFS erweitern diese Basisfunktion
um Rechteattribute und Wiederherstellungsprotokolle (Journaling),
Dateisysteme wie BTRFS erlauben sogar Snapshots des
Partitionszustands und die Rückkehr zu einem früheren Zustand.
Trotz zahlreicher weiterer Dateisysteme wie F2FS, JFS, ZFS, ReiserFS,
XFS ist die Wahl auf einem Desktopsystem nicht schwer: Für die
Systempartition, aber auch für alle sonstigen Datenträger, die nur
am Linux-System genutzt werden, ist Ext4 die solideste Wahl. Das gilt
auch für Laufwerke, die Netzfreigaben leisten sollen.
Dateisysteme sind allerdings nicht beliebig kompatibel. So kann (oder
will) Windows mit Ext4-formatieren Datenträgern nichts anfangen.
Wenn Datenträger wie also interne Festplatten (bei Multiboot) oder
mobile USB-Datenträger für den Datenaustausch zwischen Linux und
Windows genutzt werden, sind andere Dateisysteme zu erwägen:
* Für kleinere interne oder externe Laufwerke (USB-Sticks), die für
unkomplizierten Datenaustausch dienen sollen, eignet sich im
einfachsten Fall eine Formatierung mit dem FAT32, das alle
Betriebssystem ohne Hilfsmittel beherrschen und auch selbst
formatieren können. Auf FAT32 ist allerdings die maximale Dateigröße
auf vier GB limitiert. Wenn diese Grenze stört, kommt eventuell das
Microsoft-Dateisystem exFAT in Betracht. Linux beherrscht exFAT
demnächst standardmäßig, vorläufig ist noch die Nachinstallation
des kleinen exFAT-Treibers ist mit
sudo
apt install exfat-fuse exfat-utils
erforderlich. Danach können Sie exFAT-Datenträger sofort mit
Linux-Dateimanagern nutzen und mit Werkzeugen wie Gnome-Disks
(„Laufwerke“) auch mit exFAT formatieren („Partition
formatieren -> Andere -> exFAT“). Gparted hat exFAT zwar
in seiner Dateisystemliste, will aber bislang nicht mit exFAT
formatieren (inaktiv).
* Sind nur Linux- und Windows-Rechner im Spiel, ist das
Microsoft-Dateisystem NTFS erste Wahl. Linux wie Windows haben dort
Lese- und Schreibzugriff, Linux wie Windows können mit NTFS
formatieren. Mac OS X kann NTFS standardmäßig nur lesen.
Werkzeuge: Gparted erledigt die Formatierung einer Partition
nach Rechtsklick und „Formatieren als“, wonach die Liste
der unterstützten Dateisysteme angeboten wird. Standardprogramme wie
Gnome-Disks beherrschen diese Pflichtaufgabe natürlich ebenso
(„Partition / Laufwerk formatieren“), bieten dabei zwar
weniger Dateisysteme, leisten aber Anfängerunterstützung, indem sie
die Kompatibilität der Dateisysteme skizzieren – etwa „Zur
Nutzung mit Windows (NTFS)“.
Wenn Sie die Kommandozeile benutzen müssen, verwenden Sie den Befehl
mkfs („make filesystem“):
sudo
mkfs.ext4 -L [Bezeichnung] /dev/sd[XY]
Nach „mkfs.“ folgt die Angabe des Dateisystems „ext4“,
hinter „-L“ („Label“) geben Sie optional eine
Bezeichnung an, anhand derer sich die Partition später im
Dateimanager leichter identifizieren lässt. Den Platzhalter „[XY]“
ersetzen Sie durch die Laufwerksbezeichnung und Partitionsnummer,
etwa „/dev/sdb1“ oder „/dev/sdc2“. Für andere Dateisysteme
gibt es entsprechende Tools, beispielsweise mkfs.ntfs oder mkfs.vfat
(FAT32).
Mounten: Statisch und dynamisch
Mounten ist Pflicht: Jede Partition muss an definierter Stelle
(Mountpunkt) in das Dateisystem eingebunden werden. Die einzige
Partition, die in jedem Fall statisch beim Systemstart eingebunden
wird, ist die Systempartition. Dies wird schon bei Installation
festgelegt, wenn Sie den Installationsort bestimmen und als
Mountpunkt („Einbindungspunkt“) das Wurzelverzeichnis „/“
angeben. Resultat dieser Aktion ist ein Eintrag in der Datei
/etc/fstab, die für alle statischen Mountaufträge zuständig ist
(Beispiel):
UUID=[xxxxxxx] / ext4 errors=remount-ro 0 1
Manuelles Bearbeiten der /etc/fstab für weitere statische
Mount-Aktionen kann sinnvoll oder notwendig sein: Auf Servern, die
Laufwerke automatisch bereitstellen sollen, ist es unbedingt
notwendig, diese Laufwerke in die fstab einzutragen. Auf
Desktop-Rechnern übernimmt der Dateimanager durch dynamisches
Mounten (siehe unten) viele Mount-Aufgaben. Dennoch kann es
komfortabel sein, interne Laufwerke mit Benutzerdaten via /etc/fstab
in einen klicknahen Ordner zu mounten. Unbedingt notwendig ist ein
fstab-Eintrag auf Desktop-PCs, wenn Sie ein zusätzliches Laufwerk
exakt an einer bestimmten Stelle des Dateisystems einhängen wollen.
Die für die /etc/fstab notwendigen Informationen sind die eindeutige
UUID des Laufwerks (eine hexadezimale Ziffern- und Buchstabenfolge),
der Mountpunkt und dessen Dateisystem (ext4, ntfs…). Alle diese
Angaben liefert der Befehl
lsblk
-f
Ein Eintrag für die fstab sieht dann im Prinzip so aus
Die Partition/Festplatte mit dieser UUID wird dann automatisch im
Ordner „/srv/data“ bereitgestellt. Der angegebene
Mountordner muss existieren und sollte leer sein.
Die Komma-getrennten „Optionen“ enthalten im einfachsten
Fall nur den Wert „defaults“, können aber auch komplex
ausfallen (Fehlertoleranz, Dateirechte). Die Mount-Optionen sind
schon deshalb eine Wissenschaft für sich, weil manche Dateisysteme
ganz spezielle Eigenschaften besitzen, die mit den Optionen abgerufen
werden können. Mit „defaults“, das eine Zusammenfassung
von mehreren typischen Optionen ist, kommen Sie aber in den meisten
Fällen ans Ziel.
Bevor Sie einen Rechner mit geänderter Datei /etc/fstab neu starten,
lohnt sich immer ein manueller Test:
sudo
mount -a
Dies lädt alle Geräte, die in der Datei /etc/fstab eingetragen
sind.
Dynamisches Mounten: Auf dem Linux-Desktop erledigt der
grafische Dateimanager den Großteil des Mount-Geschäfts. Wenn Sie
ein USB-Laufwerk anschließen oder ein neues Laufwerk gerade neu
formatiert haben, taucht dieses sofort in der Navigationsspalte des
Dateimanagers auf. Nach einem Mausklick darauf erledigt der
Dateimanager das Mounten in das Dateisystem, und zwar unter
„/media/[Benutzername]/[Volume-Label]“. Bei Ubuntu verhält sich
der Dateimanager abhängig von Benutzerrechten, Dateisystem und
Laufwerkstyp unterschiedlich:
* Benutzer mit administrativen Rechten (Systemverwalter) dürfen
interne und externe Laufwerke über den Dateimanager ein- und
aushängen.
* Auch Systemverwalter erhalten bei Linux-Dateisystemen wie Ext4,
BTRFS und XFS nur Lesezugriff, Schreibzugriff gibt es auf FAT32- und
NTFS-Partitionen..
* Standardbenutzer dürfen über den Dateimanager nur externe Geräte
(USB-Sticks und Festplatten) ein- und aushängen. Auf FAT32- und
NTFS-Partitionen gibt es Lese- und Schreibzugriff.
* Standardbenutzer werden bei einem Klick auf interne, nicht
eingebundene Laufwerke zur Eingabe des Systemverwalter-Passworts
aufgefordert. Bei FAT32 und NTFS räumt Ubuntu Lese- und
Schreibzugriff ein, auf Linux-Dateisystemen gibt es nur Leserechte.
Zusammengefasst gibt es beim dynamischen Mounten von USB-Laufwerken
mit FAT32 und NTFS die wenigsten Rechteprobleme. Wenn USB-Laufwerke
ein Linux-Dateisystem besitzen, müssen Sie die Rechte wie bei
internen Laufwerken setzen, um Schreibrecht zu erreichen.
Zugriffsrechte im Dateisystem setzen
Bei neu in das Dateisystem eingebundenen Ext4-Partitionen (ebenso XFS
oder BTRFS) hat nur „root“ Schreibzugriff, andere Benutzer
erhalten nur Lesezugriff. Wenn Sie der einzige Benutzer des Systems
sind, können Sie es sich einfach machen. Mit
sudo
chmod -cR 777 /mnt/Data
setzen Sie im betreffenden Mountpunkt (hier „/mnt/Data“)
maximale Zugriffsrechte.
Bei Mehrbenutzersystemen ist die Rechtevergabe komplizierter. Hier
steuern Sie den Zugriff über die Gruppenzugehörigkeit und Access
Control Lists (ACL) mit dem Tool setfacl. Führen Sie im
Terminalfenster folgende Befehle aus:
Diese Befehlszeilen erstellen ein Verzeichnis „/mnt/Data“ für den Datenaustausch. Es gehört der Gruppe „plugdev“, die Vollzugriff erhält. „chmod g+s“ bewirkt, dass das Gruppenattribut erhalten bleibt, wenn ein Benutzer neue Dateien oder Ordner anlegt. Mit setfacl setzen Sie die Standard-Zugriffsrechte, die auf alle enthaltenen und zukünftigen Elemente vererbt werden. Im Ergebnis erhalten alle Mitglieder der Gruppe „plugdev“ Lese- und Schreibzugriff. Zur Gruppe „plugdev“ gehören unter Ubuntu/Mint standardmäßig alle Benutzer.
Kapazitäten einfach erweitern
Das Verzeichnis /home mit den Benutzerdateien erfordert in aller
Regel den meisten Plattenplatz. Sollte der Platz knapp werden, können
Sie die Daten auf eine zweite Festplatte mit mehr Kapazität
verlagern. Wichtig ist, dass gerade keine Dateien geöffnet sind,
welche die Aktion blockieren.
Das Beispiel geht davon aus, dass eine zusätzliche Festplatte unter
„/mnt/data“ eingebunden ist. Schließen Sie alle Programme und
wechseln Sie mit Strg-Alt-F1 in die erste virtuelle Konsole. Dort
kopieren Sie alle Verzeichnisse unter /home auf das zusätzliche
Laufwerk und benennen das bisherige Home-Verzeichnis um:
sudo
rsync -av /home/ /mnt/data/home
mv
/home /home.bak
Beachten Sie beim rsync-Befehl den abschließenden Slash hinter
„/home/“. Mit folgenden Befehlen erstellen Sie einen neuen Ordner
„/home“ und hängen das Verzeichnis des neuen Laufwerks an dieser
Stelle ein:
sudo
mkdir /home
sudo
mount -o bind /mnt/data/home /home
Funktioniert alles problemlos, dann sorgen Sie dafür, dass Linux den
Ordner beim Systemstart automatisch vom primären Mount-Ordner nach
/home abbildet. Dazu genügt eine zusätzliche Zeile der Datei
/etc/fstab:
/mnt/data/home
/home none bind 0 0
Mit Strg-Alt-F7 kehren Sie nun zur grafischen Oberfläche zurück und
melden sich an. Ihr Home-Verzeichnis finden Sie so vor, wie Sie es
verlassen haben – aber mit mehr Platz.
Tipp: Als alleiniger Systembenutzer lassen sich
Plattenplatznöte unter /home/[user] noch einfacher beheben. Im
Beispiel nehmen wir an, dass der Ordner ~/Videos zu viel Platz
benötigt. Auch hier schließen Sie alle Programme und mounten im
Terminal nach
mv
~/Videos ~/Videos.old
mkdir
~/Videos
den neuen Datenträger:
sudo
mount /dev/sd[xy] ~/Videos
Danach verschieben Sie alle Inhalte aus „Videos.old“ nach
„Videos“, was auch im Dateimanager geschehen kann.
Eventuelle Rechteprobleme beheben Sie so:
sudo
chmod -cR 777 ~/Videos
Hat dies alles geklappt, tragen Sie den Datenträger mit seiner UUID
und Mountpunkt „/home/[user]/Videos“ in die Datei
/etc/fstab ein.
Kontrolle des Datenträgerzustands (SMART)
Festplatten und SSDs protokollieren Statusinformationen
(SMART-Werte), die Hinweise auf Fehler und Defekte geben. Die
Werkzeuge Gnome-Disks und KDE-Partitionmanager zeigen die SMART-Werte
interner Festplatten an. Das KDE-Tool äußert sich unter „Gerät
-> Status“ relativ knapp, jedoch sollte eine positive
„Gesamtbewertung: Healthy“ für einen Gesamteindruck
ausreichen. Das Gnome-Tool ist unter „SMART-Werte und
Selbsttests“ recht gesprächig, sollte aber vor allem hinter
„Allgemeine Einschätzung“ die Aussage zeigen: „Das Laufwerk
ist in Ordnung“. Bei SSDs steht hinter „wear-leveling-count“ in
der Spalte „Normalisiert“ ein wichtiger Wert: Neue SSDs starten
bei „100“ und der Wert reduziert sich mit der Zeit. Nähert er
sich der „0“, müssen Sie das Laufwerk ersetzen.
Per USB angeschlossene Festplatten berücksichtigt das KDE-Tool
ebenfalls, Gnome-Disks allerdings nicht. Hier benötigen Sie das
zusätzliche Paket „smartmontools“ und folgenden Terminalbefehl:
sudo
smartctl -H /dev/sd[x]
Wenn der Health-Test mit „PASSED“ beantwortet wird, ist die
Tauglichkeit des Laufwerks schon erwiesen. Weitere Details gibt es
nach
sudo
smartctl -A /dev/sd[x]
und noch ausführlicher mit dem Parameter „-a“. Ein
wichtiger Wert ist “ Reallocated_Sectors_Ct“, der die Zahl
defekter Sektoren anzeigt und im Optimalfall eine „0“
bieten sollte. Gleiches gilt für „Spin_Retry_Count“, weil
die hier gezählten, gescheiterten Anlaufversuche auf mechanische
Mängel deuten. Seek- und Read-Errors sind hingegen kaum relevant.
Kontrolle der Festplattenbelegung
Auf Gnome-Desktops finden Sie das Tool Baobab („Festplattenbelegung“)
im Hauptmenü. Es zeigt die Gesamtkapazität und den Füllstand von
Datenträgern. Nach Klick auf dem Pfeil ganz rechts startet Baobab
eine Ordneranalyse, die es nach kurzer Wartezeit als Kreis- oder
Kacheldiagramm visualisiert. Das sieht hübsch aus, doch der
Erkenntniswert hält sich in Grenzen. Viele Nutzer werden sich von
df
-h | grep /dev/sd
im Terminal schneller und besser informiert fühlen. Vor allem die
Prozentzahl („Verw%“) bietet gute Orientierung. Wer eine
Größenanalyse der Verzeichnisse benötigt, ist mit einem weiteren
Terminalwerkzeug
du
-h
übersichtlich beraten. Wer es genauer wissen muss, kann auch das
Tool Ncdu nachinstallieren. Das Terminalprogramm sortiert die
Verzeichnisse nach der enthaltenen Datenmenge und kann auch aktiv
löschen. Um das komplette Dateisystem zu durchforsten, muss man Ncdu
auf der obersten Ebene starten („ncdu /“).
Festplatten
zusammenlegen
Der Logical Volume Manager (LVM) erlaubt das Anlegen einer „Volume
Group“, in welche mehrere physische Laufwerke und Partitionen zu
einem logischen Laufwerk zusammengefasst werden. Der angelegte
Verbund ist dynamisch erweiterbar, enthaltene Datenträger können
also wieder entnommen oder durch andere ersetzt werden. Das ist sehr
flexibel, erhöht aber die Komplexität, zumal der Ausfall eines
Datenträgers den ganzen Verbund gefährdet. LVM hat seinen Platz
eindeutig auf Serversystemen mit flexiblen Kapazitätsansprüchen und
ist nur erfahrenen Admins zu empfehlen.
In Ubuntu & Co kann LVM bereits bei der Installation gewählt
werden. Damit wird die Systempartition zum ersten Volume der
LVM-Gruppe. Notwendig ist dies nicht, da sich LVM auch nachträglich
einrichten lässt – unabhängig von der Systempartition und
ausschließlich für Datensammlungen. Mit dem standardmäßig
installierten Terminaltool lvm ist die Einrichtung von
LVM-Pools allerdings eine mühsame Angelegenheit. Ein grafisches Tool
gibt es aktuell nur für KDE – den „KDE-Manager für
Laufwerkspartitionen“ (KVPM), der durch das gleichnamige Paket
installiert werden kann:
sudo
apt install kvpm
Die Installation von kvpm ist auch unter Gnome-affinen Oberflächen
(Gnome, Cinnamon, XFCE) möglich.
Mit KVPM ist der Ablauf dann recht bequem. Nachdem alle Laufwerke für
den künftigen Datenpool angeschlossen, starten Sie den Manager mit
root-Recht:
sudo
kvpm
Klicken Sie in der Übersicht nacheinander mit rechter Maustaste auf
alle Laufwerke und Partitionen, die zum neuen Pool gehören sollen,
und wählen Sie „Filesystem operations -> Unmount
filesystem“. Danach verwenden Sie das Menü „Volume Groups
-> Create Volume Group“, markieren die Datenträger mit
Kreuzchen und vergeben einen Gruppennamen. Nach „OK“ finden
Sie im Register „Group: [Name]“ den zusammengelegten
Speicher, den Sie nun – am einfachsten nach Rechtsklick auf den
grünen Balken – mit „Create logical volume“ als ein
logisches Volume definieren. Nutzen Sie mit dem Schieberegler den
maximalen Platz und vergeben Sie einen Volumenamen. Der
Speicherbalken ändert nun seine Farbe und nach Rechtsklick darauf
können Sie den Speicherplatz in das Dateisystem mounten. Dabei ist
noch ein beliebiges Dateisystem zu wählen und der gewünschte
Mountpunkt.
Datenträger
im Bereitschaftsmodus
Festplatten lassen sich in den Ruhemodus schicken. Die Gnome-affinen
Ubuntus inklusive Mint können mit Gnome-Disks („Laufwerke“)
einstellen, wann sich eine Festplatte abschalten soll. Wählen Sie
dort die gewünschte Festplatte aus, und gehen Sie im Menü auf
„Laufwerkseinstellungen“. Auf der Registerkarte „Bereitschaft“
setzen Sie den Schalter auf „An“ und stellen die Zeit ein, nach
der die Festplatte sich abschalten soll. Die Zeitspanne reicht von
„Niemals“ bis „3 Stunden“. Das funktioniert neuerdings auch
mit externen USB-Laufwerken.
Wenn Gnome-Disks fehlt, kann auch hdparm im Terminal den
Bereitschaftsmodus konfigurieren. Ermitteln Sie zuerst mit
blkid
die Laufwerke, Bezeichnungen und UUID-Kennungen. Ist die gewünschte
Festplatte beispielsweise „/dev/sdb“, dann aktivieren Sie mit
diesem Befehl den Ruhezustand:
sudo
hdparm -y /dev/sdb
Wenn das funktioniert, können Sie eine automatische Abschaltung
festlegen:
sudo
hdparm -S 180 /dev/sdb
Der Wert hinter „-S“ steht für 180 mal 5 Sekunden, also 900
Sekunden oder 15 Minuten. Verwenden Sie „-S 0“, wenn sich eine
bestimmte Festplatte niemals abschalten soll (siehe auch: man
hdparm). Diese Maßnahme wirkt allerdings nur bis zum nächsten
Neustart. Für eine dauerhafte Änderung bearbeiten Sie die
hdparm-Konfigurationsdatei:
sudo
nano /etc/hdparm.conf
Fügen Sie im Editor folgende Zeile am Ende der Datei an:
/dev/disk/by-uuid/[UUID]
{ spindown_time = 180 }
Die UUID-Kennungen ermittelt das Kommando blkid.
Hinweis: Der Bereitsschaftsmodus ist nur bei Daten- oder
Backupplatten sinnvoll. Auf der Festplatte mit der Systempartition
finden ständig Laufwerkszugriffe statt – die Festplatte würde also
nach dem Abschalten sofort wieder anlaufen. Die Folge wäre mehr
Verschleiß statt weniger.
Mit Storage Pools will Microsoft über die seit Jahren unter Linux
gebräuchliche Plattenvirtualisierung hinausgehen – sie sollen die
Datensicherheit von RAID-Systemen mit einfacherer Bedienung und größerer
Flexibilität verbinden. Das Feature nennt sich „Storage Pool“ und
erscheint in der Windows-8-Systemsteuerung als „Speicherplätze“. Die
weitere Menüführung ist in der aktuellen Consumer Preview noch
englischsprachig.
„Speicherplätze“ kann
1. Festplatten von verschiedenen Schnittstellen (SATA, USB, SCSI,
jedoch nicht mehr altes IDE oder PATA) zu einem „Storage Pool“
zusammenlegen. Dieser virtuelle Festplattenverbund lässt sich dann als
ein zusammenhängender Plattenplatz (ein Laufwerk) im Explorer
darstellen. Auf Wunsch kann RAID-ähnliche Redundanz eingestellt werden
(siehe 2.).
2. auch eine einzelne Festplatte als „Storage Pool“ definieren und
dann durch eine Art RAID-Partitionierung in zwei Hälften automatisch für
Redundanz und Datensicherheit sorgen: Jede gespeicherte Datei erhält
eine Kopie auf der anderen Hälfte des Datenträgers. Logisch, dass dabei –
wie bei RAID 1 – nur noch die Hälfte der Datenträgerkapazität für den
User nutzbar bleibt.
Storage Pools sind nicht abwärtskompatibel – ältere Windows-Versionen
können den Inhalt nicht lesen und zeigen die Platten als unformatiert
mit unbekanntem Dateisystem an. Alle Platten, die zu einem Space
zusammengelegt werden, müssen dazu neu partitioniert werden.
Achtung: Der Aktion geht nur eine und eine eher dezente Warnung voraus. Nutzen Sie diese neue Funktion grundsätzlich nur mit leeren Datenträgern.
Nach diesen Klicks erscheint der unten abgebildete Dialog. Hier
können Sie den neuen Pool mit Laufwerkskennung, Datenträgerbezeichnung
und den gewünschten Redundanz-Einstellungen einrichten. Neben dem
abgebildeten Systemsteuerungs-Applet ist auch die Windows Powershell mit den Cmdlets „Get-StoragePool“ und „Set-StoragePool“ zur Kontrolle und Konfiguration von Festplattenpools geeignet.