Schlagwort-Archive: Desktop

Ubuntu Server mit Openbox

Wer einen Linux-Desktop so klein und schlank halten will wie möglich – aus Prinzip oder angesichts schwächerer Hardware  – kann etwa ein 32-Bit-Lubuntu wählen. Die Distribution stellen keine Anforderung an den Grafikchip und kommt schon mit einer CPU der Pentium-III-Klasse oder AMD Athlon zurecht. Für Lubuntu reichen 512 MB Arbeitsspeicher.

Lubuntu mit seinem LXDE-Desktop ist mit einem einfachen Startmenü und seiner Systemleiste pragmatisch ausgelegt. Die Systemleiste (lxpanel) ist aber nach Rechtsklick mit grafischer Hilfe optisch wie inhaltlich gut anpassbar und beliebig zu positionieren („Leisteneinstellungen -> Geometrie“). Dabei gelingen Leistenanpassungen im Vergleich zu Xubuntu und Ubuntu Mate einfacher, insbesondere bei vertikaler Anordnung. Für das Erscheinungsbild der Fenster und Schriftgrößen gibt es im Tool obconf („Einstellungen -> Openbox Konfiguration Manager“) diverse Themen und Optionen. Das Aufmacherbild zu diesem Artikel zeigt, dass Lubuntu nach einigen Anpassungen einen konservativen, aber sehr wohl attraktiven Desktop bieten kann. Typische Desktop-Nutzer werden aber an einigen Nachinstallationen nicht vorbeikommen: So kann der angestammte Dateimanager pcmanfm unter Lubuntu keine Netzlaufwerke mounten, was den Ersatz durch Nautilus nahelegt. Lubuntu mit dem überaus schlanken Openbox-Fenstermanager beansprucht nach der Anmeldung bescheidene 150 MB für System plus Oberfläche (bei 1 GB RAM).

Manueller Ausbau des Ubuntu Server: Geht Ubuntu noch sparsamer als mit Lubuntu? Gewiss und deutlich – allerdings nicht anstrengungslos. Ausgangspunkt ist die Web-Installation des Ubuntu Server in der 32-Bit-Ausführung über das mini.iso (Download der 32-Bit-Variante unter http://goo.gl/mSa5lQ). Der Installer ist textbasiert, entspricht aber inhaltlich genau dem grafischen Ubuntu-Installer. Kabelnetz und entsprechende Auswahl der Netzwerkschnittstelle beim Setup ist dringend zu empfehlen, weil das Setup viel aus dem Internet nachlädt. Eine instabile Internetverbindung verzögert das Setup nicht nur, sondern kann auch zu dessen Scheitern führen.

Ein Ubuntu Server ohne Auswahl aller Zusatzpakete fordert gerade mal 45 MB RAM, bootet aber erst mal nur in die virtuelle Textkonsole. Die Web-Installation bietet gegen Ende den Dialog „Softwareauswahl“. Unter anderem gibt es hier diverse Desktops in unterschiedlicher Ausführung – etwa auch ein „Lubuntu minimal“. Dies reduziert aber nur die Software-Ausstattung, sehr viel RAM-Ersparnis ist damit nicht zu erreichen.

Die harte Variante: Sie installieren Ubuntu Server fast nackt, wobei die „Standard-Systemwerkzeuge“ und der SSH-Server nie schaden können. Danach rüsten Sie einen minimalen Desktop manuell in der Textkonsole nach. Sparsamste Option ist Openbox mit ein paar Zutaten (eine Zeile):

sudo apt install openbox obconf obmenu lxterminal  
     tint2 tint2conf nitrogen lxappearance

Absolut notwendig sind nur openbox, obconf und obmenu. Lxterminal (oder auch xfce4-terminal) ist ein grafisches Terminal, Tint2 eine Systemleiste, Nitrogen ein Tool für Hintergrundbilder und Lxappearance ein Feineinstellungstool für grafische Fenster, während die grundlegende Optik das Tool Obconf erledigt (Openbox Konfiguration Manager).

Die grafische Oberfläche starten Sie nach der Anmeldung auf der Textkonsole mit

startx

Ein Rechtsklick auf dem Desktop zeigt das spartanische Menü, das Sie mit dem grafischen Tool obmenu ausbauen können. Die Systemleiste Tint2 lässt sich mit dem grafischen Tint2conf recht ansehnlich einrichten, Nitrogen baut ein Hintergrundbild ein und mit Obconf und Lxappearance optimieren Sie die Oberfläche. Etwas Erfahrung und Spaß an der Desktop-Bastelei sind Voraussetzung. Lohn der Investition ist ein phänomenal schlankes, grafisches System: Der Befehl free -m meldet lediglich 50 bis 60 MB RAM-Verbrauch. Nach optischem Ausbau der Leiste, des Hintergrunds und des Menü kann sich der RAM-Verbrauch auf 90 bis 100 MB steigern. Das ist aber immer noch vorbildlich sparsam.

Um den Startkomfort zu erhöhen, kann Openbox nach der Anmeldung in der Textkonsole auch direkt geladen werden. Hierfür genügt etwa folgender Abschnitt in der Datei ~/.bashrc:

x=$(ps -e | grep openbox)
if [ ${#x} -eq 0 ]
   then
   startx
fi

Die Openbox-Oberfläche wird mit „startx“ nur dann aufgerufen, wenn sie nicht bereits läuft – also nur in der virtuellen Konsole.

Weiterer Komfort ist über die Konfigurationsdatei ~/.config/openbox/autostart zu erreichen:

nitrogen --restore &
tint2 &

Damit lädt Openbox automatisch Nitrogen und dieses Tool wiederum automatisch das zuletzt genutzte Hintergrundbild. Außerdem wird die Systemleiste automatisch gestartet.

Die Systemleiste konfigurieren Sie relativ bequem über das grafische Tool tint2conf („Edit theme“). Die Ausrichtung finden Sie im Punkt „panel“, die Farben der Leiste unter „Backgrounds“. Die Einträge für den Schnellstarter sind unter „Launcher“ komfortabel per Mausklicks einzurichten.

Das puristische Openbox-Menü, das jederzeit auf Rechtsklick am Desktop erscheint, können Sie mit dem grafischen obmenu ausbauen. Über „New item“ entsteht ein neuer Einzeleintrag, über „New menu“ eine neue Menü-Kategorie, die dann Einzeleinträge aufnehmen kann. Für neue Einzelstarter ist nicht mehr notwendig als der Name, der im Menü erscheinen soll, und der Programmaufruf.

Minimalistisches Openbox auf der Systembasis von Ubuntu Server

Openbox / Bunsenlabs für Puristen

Genau so viel Desktop wie Sie brauchen, ist das Motto bei Openbox. Der Fenstermanager ist ein funktionaler und anpassungsfähiger Minimalist mit sehr geringen Hardware-Ansprüchen und kann dabei richtig gut aussehen.

Openbox ist nichts für PC-Anfänger. Diese Oberfläche setzt voraus, dass man ihre Bestandteile kennt und zielsicher konfigurieren kann. Die Distribution Bunsenlabs leistet viel verdienstvolle Vorarbeit – wieviel Vorarbeit, das erschließt sich erst, falls man ein Openbox von Grund auf neu einrichten will. Mehr als ein schlichtes Rechtsklick-Menü für den Desktop ist hier nicht zu sehen. Daher orientiert sich dieser Artikel an der Distribution Bunsenlabs, die den Fenstermanager Openbox vorbildlich ausstattet. Neben Bunsenlabs gibt es nicht viele Distributionen, die auf Openbox setzen. Zu nennen wären noch Salent OS (http://salentos.it/) oder Madbox (http://madbox.tuxfamily.org/).

Motive für Openbox

Warum sollte man sich Openbox in Kleinarbeit zurechtlegen, wo es doch diverse, scheinbar komfortablere Desktops gibt? Openbox hat einige sehr starke Argumente:

1. Der Fenstermanager ist klein, schnell, anspruchslos und macht auf älterer Hardware oder auf USB-Mobilsystemen eine gute Figur. In Form der gut ausgestatteten Distribution Bunsenlabs ist das System mit 1 GB RAM hochzufrieden und kommt auch mit der Hälfte klar, da für System (32 Bit) und Desktop nur etwa 150 MB erforderlich sind. Auf dem Datenträger sind 3 GB Minimum, für Installationen und Benutzerdaten sollten es natürlich entsprechend mehr sein.

2. Wer sich auf Openbox einlässt, kann sich die Oberfläche im Detail zurechtlegen. Die großartige Anpassungsfähigkeit betrifft Aussehen, Farben, Schriftgrößen, Menüangebot, Desktop-Infos, Tastenkombinationen. Openbox kennt keine Zwangselemente: Alle Desktopelemente lassen sich modular ein- und ausschalten.

3. Ein gut eingerichtetes Openbox ist funktional und ästhetisch. Bunsenlabs „Hydrogen“ legt als würdiger Crunchbang-Nachfolger ein Desktop-Angebot vor, das bei puristisch veranlagten Ästheten Kultcharakter hat. Bunsenlabs präsentiert Openbox in einer ansprechenden und über weite Teile mit grafischen Mitteln anpassbaren Optik. Jedoch spricht auch Bunsenlabs primär erfahrene Systembastler an.

Installation von Bunsenlabs oder Openbox

Den Punkt der Installation halten wir relativ kurz, da er vom eigentlichen Thema der Openbox-Einrichtung wegführt. Das Setup erledigt der Debian-Installer strukturiert und vorbildlich informativ. Auch der heikelste Abschnitt „Festplatten partitionieren“ ist übersichtlich – mit klaren Infos und Sicherheitsrückfragen.
Bunsenlabs lädt nach der allerersten Anmeldung ein Startscript „bl-welcome“, das ein Systemupdate und Nachinstallationen vorsieht. Das Script ist umfangreich (Paketquellen-Update, Upgrade, Power-Manager für Notebooks, Wallpapers, Libre Office, Druckertreiber, Java, Flashplayer, Open SSH, LAMP) und lohnt in jedem Fall eine Durchsicht.

Openbox als Desktop nachrüsten: Natürlich lässt sich der Fenstermanager Openbox auch unter einem laufenden System einrichten. Dazu installieren Sie folgende Pakete im Terminal:

sudo apt install openbox openbox-themes obconf obmenu

Danach melden Sie sich ab, gehen Sie in der Sitzungsauswahl auf „Openbox“, und melden Sie sich wieder an. Es erscheint ein komplett leerer Desktop, doch nach Rechtsklick erhalten Sie das Openbox-Menü. Alles Weitere müssen Sie manuell nachrüsten – etwa im Stil von Bunsenlabs.

Openbox-Menü und Menü-Editor: Für Anpassungen des hierarchischen Textmenüs gibt es das bequeme grafische Tool obmenu.

Die Desktop-Zutaten in Bunsenlabs

Die wesentlichen Standardkomponenten am Desktop sind folgende:

1. Das Menü: Das Textmenü erscheint nach Rechtsklick auf eine freie Desktopstelle und startet das dort gewählte Programm. Das Menü erscheint an der Stelle, wo Sie den Rechtsklick auslösen. Gibt es keinen freien Desktopbereich, weil auf dem jeweiligen Desktop-Workspace ein Programm im Vollbild läuft, dann hilft der Rechtsklick auf die Systemleiste. Die Beenden-Optionen wie Herunterfahren oder Abmelden finden Sie im untersten Eintrag „Exit“. Das Menü ist das einzige angestammte Bedienelement von Openbox und ist inhaltlich beliebig anpassbar (siehe unten).

2. Die Tint2-Leiste: Die Systemleiste erscheint standardmäßig am oberen Bildschirmrand. Als typische Ausstattung enthält die Leiste ganz links einige Programmfavoriten mit Icon, dann folgt die Taskbar mit so vielen Bereichen wie Desktop-Workspaces definiert sind. Rechts ist der Systray-Bereich mit Netzwerk, Lautstärkeregler, Multiclipboard und ganz rechts schließlich die Zeitanzeige.
Als Systemleiste dient das externe Programm Tint2. Für mehrere Leisten müssen mehrere Tint2-Instanzen geladen werden mit je eigener Konfigurationsdatei (unter ~/.config/tint2). Tint2 ist ungemein anpassungsfähig, fordert aber intensive Einarbeitung in die Konfigurationsdirektiven (www.mankier.com/1/tint2). Das grafische Tool Tint2conf ist unter Bunsenlabs vorinstalliert, ist aber keine große Hilfe, weil es die aktuellen Werte zwar anzeigt, aber derzeit noch nicht ändern kann. Das Openbox-Menü führt über „Preferences -> Tint2 -> Edit Tint2s“ zur Konfigurationsdatei des aktuellen Tint2.

3. Der Conky-Systemmonitor: Ebenfalls Standard ist ein Systemmonitor, der typischerweise transparente Infos wie CPU- und RAM-Auslastung, Uptime, Zeit, Hostname sowie die wichtigsten Hotkeys anzeigt. Hier arbeitet das externe Programm Conky, das wie Tint2 in einer oder mehreren Instanzen laufen kann. Conky kann im Prinzip alles anzeigen von invariablen Textinfos über dynamische Daten wie Kalender oder Festplattenbelegung bis zur grafischen Darstellung solcher Infos.

4. Die Dmenu-Kommandozeile: Neben dem normalen Menü gibt es mit Hotkey Alt-F3 noch ein „Dynamic Menu“, das alphabetisch alle Programmnamen auflistet, die es im Pfad vorfindet. Mit Tab-, Cursor- oder Bildtasten blättern Sie im Angebot, mit einer Eingabe wie „fi“ filtern Sie etwa schnell Firefox, Filezilla, File-Roller. Der Programmstart erfolgt mit Eingabetaste, wobei aber nur grafische Programme startbar sind. Dmenu leistet aber eine gute Info über alle installierten Tools. Der Desktop wird erst wieder benutzbar, wenn Sie ein Programm gestartet haben oder Dmenu mit Esc verlassen.

Themen und Einstellungen: Für die fundamentale Fensteroptik ist der „Openbox-Einstellungsmanager“ zuständig (obconf), der im Menü als „GUI Menu Editor“ erscheint.

Die grafischen Anpassungshilfen

Wer die Möglichkeiten der skizzierten Desktop-Zutaten ausschöpfen will, landet früher oder später mit dem Editor in den zugehörigen Konfigurationsdateien. Für die wichtigsten Desktop-Anpassungen liefert Bunsenlabs aber grafische Werkzeuge mit:

1. Das Tool Obconf: Den „Openbox Einstellungsmanager“ erreichen Sie im Menü über „Preferences -> Openbox -> GUI Config Tool“) oder durch direkten Aufruf von obconf. Es handelt sich um grundlegende Einstellungen der Openbox-Fensterverwaltung und des Openbox-Menüs. Änderungen an Themen und Fenstereinstellungen (Titelleiste und Controls), Arbeitsflächen, Maus werden sofort angezeigt. Während „Thema“ farbliche Vorgaben definiert, bestimmt „Erscheinungsbild“ die Controls der Fenstertitel und die Schriftgrößen in Fenstertitel und im Openbox-Menü. Einige weitere Punkte wie „Arbeitsflächen“ sind weitgehend selbsterklärend. Der Punkt „Dock“ hat keine Bedeutung, wenn man auf den Einsatz der „Dockapps“ verzichtet.
Die Einstellung „Ränder“ ist wichtig, falls Sie auf die Tint2-Systemleiste verzichten. Das Openbox-Menü kann durch Rechtsklick auf eine freie Desktopstelle oder die Tint2-Leiste ausgelöst werden. Ohne Leiste müssten Sie ein Vollbildprogramm erst verkleinern oder minimieren, um an das Openbox-Menü zu kommen. Hier helfen „Ränder“. Ein Pixel etwa auf der rechten Seite genügt: Dann setzt man einfach die Maus ganz nach rechts, um mit Rechtsklick das Menü auszulösen.

2. Das Tool Lxappearance: Den Dialog „Erscheinungsbild anpassen“ finden Sie im Menü unter „Preferences -> Appearance“. Das vom LXDE-Desktop ausgeliehene Programm bestimmt das Aussehen von Icons, Mauszeiger und Schriften. Der wichtigste Punkt „Fenster“ gibt die Optik für Programm-Menüs und -Dialoge vor. Die Größe der Menü-Schrift ist hier neben „Schrift“ ab 6 Punkt aufwärts beliebig skalierbar.

3. Das Tool Obmenu: Zur inhaltlichen Anpassung des Openbox-Menüs dient Obmenu, das Sie über „Preferences -> Openbox -> GUI Menu Editor“ erreichen. Das Löschen, Umbenennen oder Verschieben von Menüeinträgen ist mit den vorgegebenen Schaltflächen und Eingabefeldern selbsterklärend. Neue Menüordner fügen Sie mit „New menu“ hinzu, Einzeleinträge über „New Item“ nach dem Muster der vorhandenen. Ein neuer Menüpunkt wird immer oberhalb des aktuell markierten Eintrags eingefügt. Über „Label“ vergeben Sie den Namen, neben „Execute“ tragen Sie den Programmaufruf ein. Die gewünschte Aktion („Action“) ist gewöhnlich der Programmstart mit „Execute“, alle anderen Vorgaben („Exit“, „Restart“) beziehen sich auf Openbox. Wenn Sie mit einem Menüeintrag ein Programm beenden wollen, verwenden Sie etwa „pkill conky“ als Execute-Eintrag. Alle Änderungen in Obmenu gelten sofort nach „File -> Speichern“.

4. Das Tool Nitrogen: Für die Auswahl des Hintergrundbildes gehen Sie auf „Preferences -> Choose Wallpaper“. Bunsenlabs nutzt für diese Aufgabe das externe Programm Nitrogen.

In den Openbox-Konfigurationsdateien

Openbox nutzt lediglich drei zentrale Konfigurationsdateien unter ~/.config/openbox, deren Editieren auch im Menü über „Preferences -> Openbox“ angeboten wird:
1. Die Datei menu.xml enthält das Menüangebot. Diese Datei ist bequem über das grafische Tool Obmenu zu bearbeiten.
2. Die Datei rc.xml definiert sämtliche Hotkeys. Openbox nutzt zahllose Tastenkombinationen und bietet im Menü über „Display Keybinds“ einen lohnenden Überblick. Die Vorgaben der der rc.xml können Sie manuell beliebig ändern. Ein typischer Eintrag

<keybind key="W-f">

 

<action name="Execute"><execute>filezilla</execute></action>

 

</keybind>

definiert für Windows-Taste und Taste F den Start des FTP-Client Filezilla. „W“ steht also für die Windows-Taste, ferner „A“ für Alt, „C“ für Strg und „S“ für die Shift-Taste. Damit Änderungen wirksam werden, rufen Sie „Preferences -> Openbox -> Reconfigure“ auf.
3. Die kleine Datei autostart ist das zentrale Startscript, das alle Desktop-Module oder sonstige Programme aufruft. Sie können den Umfang mit jedem Editor reduzieren oder erweitern. Um etwa den Conky-Monitor zu deaktivieren, kommentieren Sie die Zeile mit „bl-conky-session“) einfach mit führendem #-Zeichen aus. Eigene Autostarts fügen Sie mit dem zugehörigen Programmaufruf an geeigneter Stelle als zusätzliche Zeile hinzu. Das Script startet alles einfach in der angegebenen Reihenfolge.

Openbox nutzt zahlreiche Hotkeys: Es lohnt sich ein genauerer Blick auf die vordefinierten „Keybinds“. Zuständig ist die Datei rc.xml, die Sie beliebig manuell anpassen können.

Tint2-Leisten und Conky-Anzeigen

Tint2-Systemleisten sind ungemein flexibel, aber über die Textdateien unter ~/.config/tint2/ relativ mühsam zu editieren. Da sich dieser Aufwand jedoch lohnt, nennen wir an dieser Stelle zumindest die allerwichtigsten Direktiven. Der Eintrag (Beispiel)

panel_items = LTSC

definiert, welche Elemente die Leiste in welcher Reihenfolge anzeigen soll. Möglich sind der Launcher (L) mit Programmfavoriten, die Taskbar (T), der Systray-Bereich (S), der Batterieladezustand (B) und die Uhrzeit (C). Die weiteren Optionen E und F lassen wir außen vor, zumal sie mit dem Verzicht auf die unentbehrliche Taskbar (T) einhergehen.
Wenn Sie einen Launcher-Bereich (L) nutzen, dann können Sie die gewünschten Favoriten unter „#Launcher“ in der Form

launcher_item_app = /usr/share/applications/firefox-esr.desktop

eintragen. Notwendig ist hier also der komplette Pfad zur passenden Desktop-Datei.
Die wichtigsten Direktiven für Position, Ausrichtung und Größe sind folgende:

panel_position = top right vertical
panel_size = 95% 120

Dies würde eine vertikale Leiste am rechten Bildschirmrand zeichnen, die nicht ganz von oben nach unten reicht (95 Prozent) und 120 Pixel breit ist. Werteangaben sind sowohl in Prozent als auch in absoluten Pixelwerten möglich.

Änderungen in der Konfigurationsdatei wirken sich erst aus, wenn Sie Tint2 über „Preferences -> Tint2 -> Restart Tint2“ neu starten. Wer sich intensiv in die Tint2-Konfiguration einfuchsen will, sollte die Manpage unter www.mankier.com/1/tint2 aufsuchen.
Conky-Monitor: Gemessen am Ergebnis – nämlich der Darstellung einiger Systeminfos am Desktop – ist die Anpassung von Conkys ein ambitionierter Sport (zumal sich mit Windows-H jederzeit der Htop-Taskmanager starten lässt). Immerhin gibt es eine Reihe vorinstallierter Conky-Vorlagen unter „~/.config/conky“, die Sie am einfachsten im Menü über „Preferences -> Conky -> Conky Chooser“ erreichen. Wer über „Edit Conkys“ tatsächlich selbst Hand anlegen will, kann mit „alignment“ die Position am Desktop festlegen, mit „xftfont“ die Schriftgröße. Der eigentliche Inhalt des Conkys steht am Ende der Konfigurationsdatei unter „TEXT“. Dies sind nur die allerwichtigsten Direktiven der komplexen Conky-Konfigurationsdateien, weitere Infos finden Sie unter https://wiki.ubuntuusers.de/Conky/. Beim Speichern der Datei ~/.conkyrc startet ein Conky automatisch neu. Conkys lassen sich auch temporär anzeigen: conky -i 30 blendet die Info 30 Sekunden ein und beendet dann das Conky.

Tint2-Leiste und zugehörige Konfigurationsdatei: Das Eintragen der gewünschten Launcher-Favoriten ist eine der leichtesten Übungen.

Openbox und Bunsenlabs „Hydrogen“

Bunsenlabs basiert auf Debian 8 und präsentiert ein sorgfältig eingerichtetes Openbox inklusive grafischen Tools und Scripts. Als Paketverwaltung dient Synaptic oder apt im Terminal. Bunsenlabs ist in der 32-Bit-Variante bootfähig auf Heft-DVD.
Projektseite: www.bunsenlabs.org
Download: www.bunsenlabs.org/installation.html
Infos: https://forums.bunsenlabs.org/
https://wiki.ubuntuusers.de/Openbox/
https://wiki.mageia.org/de/Openbox
https://wiki.archlinux.de/title/Openbox

Noch ein Tipp: Der Desktop von Openbox hat keine Ordnerfunktionalität, kann also nicht als Dateiablage dienen. Wer diese Eigenschaft für unentbehrlich hält, hat theoretisch zwei Möglichkeiten: Eine Option ist das Nachinstallieren eines Dateimanagers wie Nautilus, der diese Fähigkeit mitbringt (nautilus –force-desktop). Eine Alternative sind Tools wie idesk (http://idesk.sourceforge.net). Doch können beide Lösungen nicht überzeugen: idesk ist technisch unbefriedigend, und Nautilus deaktiviert logischerweise das zentrale Rechtsklick-Menü. Ein simples Workaround ist der automatische Start einer Dateimanager-Instanz mit

 thunar ~/Desktop

in der Datei „~/.config/openbox/autostart“. Während man in weiteren Desktop-Workspaces arbeitet, bleibt am ersten Desktop dauerhaft der Transferordner geöffnet. Programme wie Browser oder Office können Sie leicht anweisen, den betreffenden Ordner standardmäßig als Arbeits- oder Download-Ordner zu nutzen.