Linux Mint: Das bessere Ubuntu?

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Man kombiniere ein stabiles Ubuntu, klassisch-ästhetische Optik, reiche Individualisierungsoptionen, eine komplette Software-Ausstattung und funktionale Extras. Das ist nicht visionär, aber pragmatisch – und mit Recht erfolgreich.

Linux Mint 16

Während Linux auf dem Desktop im allgemeinen Bewusstsein immer noch mehr oder weniger mit Ubuntu gleichgesetzt wird, liegen die tatsächlichen Verhältnisse längst anders: Linux Mint (Version 18) heißt seit fünf Jahren die populärste Distribution, die inzwischen auf distrowatch.com doppelt so oft angeklickt wird als Ubuntu. Diese Beliebtheit muss Gründe haben. Welche Gründe das sind, fassen wir auf den beiden folgenden Seiten zusammen.

Cinnamon: Konservativ und ausgereift

Cinnamon ist der Standard-Desktop von Linux Mint. Die von Cinnamon angebotenen Bedienelemente treffen den Geschmack konservativer Linux-Nutzer, die von modernen Experimenten wie Gnome 3 oder Unity (Ubuntu) nichts halten. Cinnamon ist aber gleichzeitig ein Desktop, der jedem Umsteiger von Windows XP, Vista, 7 auf Anhieb ein neues Zuhause bietet.
Wichtigstes Standardelement des Cinnamon-Desktop ist das funktionale und attraktive Startmenü (mintmenu) mit den wesentlichen Shutdown-Optionen, einer Favoritenleiste und den Programmkategorien. Zudem gibt es ein globales Suchfeld, das auch Benutzerdateien berücksichtigt. Dieses zentrale und wuchtige Menü orientiert sich deutlich an den Konzepten älterer Windows-Versionen (Vista, 7) und distanziert sich ebenso deutlich von Gnome & Co. Das Menüangebot lässt sich mit Rechtsklick auf das Menü-Icon und „Einrichten -> Den Menübearbeiter öffnen“ beliebig anpassen.
Als zweites wichtiges Element gibt es eine Hauptleiste: Die bietet neben dem Menü-Starter einige Programmfavoriten, zeigt als klassische Taskleiste die aktiven Programme und kann ähnlich dem Windows-Systray (aber besser erweiterbar) eine Reihe weiterer Funktionen übernehmen. Typische Standards wie das Sitzungsmenü, Netzwerk-Control, Lautstärke oder Systemzeit hat auch ein Ubuntu im Hauptpanel, aber Linux Mint macht es mit Rechtsklick auf die Leiste und „Applets zur Leiste hinzufügen“ wesentlich leichter, dieses Standardelement nach eigenen Vorstellungen auszustatten. Einziges Manko der Hauptleiste ist die fehlende Option, selbige am rechten oder linken Rand auszurichten, was auf heutigen 16:9-Display oft die bessere Variante wäre.
Das Workspace-Konzept ist unter Linux fast überall Standard, aber keine andere Distribution hat das Umschalten zwischen virtuellen Arbeitsfläche so intuitiv perfektioniert wie Linux Mint. Einen traditionellen Umschalter können Sie sich als Applet in die Hauptleiste legen („Workspace switcher“). Über dieses Applet lässt sich nicht nur jede Arbeitsfläche, sondern jeder einzelne laufende Task anspringen. Die zweite, elegantere Option ist es, eine aktive Ecke mit der „Arbeitsflächenübersicht“ zu belegen. In dieser Übersicht können Sie einzelne Fenster per Drag & Drop von einem Desktop zum anderen verschieben.
Der Mint-Desktop ist im Gegensatz zu Ubuntu, das die Arbeitsfläche konsequent freihalten will, eine Spielwiese für Ordner, Dateien, Starter-Verknüpfungen und zusätzlichen Desklets. Das Meiste lässt sich direkt nach Rechtsklick auf den Desktop über das Kontextmenü konfigurieren (Starter-Verknüpfung, Desklet, Ordner, Hintergrundbild). Weitere Einstellungen, so die Menge der Standardlinks wie „Papierkorb“ oder „Netzwerk“ oder die Funktion der aktiven Ecken, sind in den Systemeinstellungen unter „Schreibtisch“ und „Aktive Ecken“ erreichbar. Das Einrasten der an den Bildschirmrand gezogenen Fenster entspricht dem Aero Snap jüngerer Windows-Versionen; es lässt sich unter „Systemeinstellungen -> Fenster: Kacheln und Randumschalten“ detailliert einstellen oder auch abschalten.

Workspaces - Virtuelle Arbeitsflächen
Virtuelle Desktops: Der Umgang mit Arbeitsflächen ist Mint besonders gut gelungen. Hier wird gerade ein Terminal-Fenster von einem Desktop auf den anderen gezogen.

Nimm Mint – und alles ist an Bord!

Keine andere Linux-Distribution ist ab Installation so komplett ausgestattet wie Mint. Zu den üblichen Verdächtigen wie Libre Office, Firefox, Thunderbird, Gimp, dem Banshee-Player oder der Brasero-Brennsoftware kommen hier noch der VLC-Player, ein Mint-eigenes „Datensicherungswerkzeug“ (mintbackup), eine Mint-eigene „Softwareverwaltung“ mit Bewertungssystem (mintinstall), ein kleiner „Upload-Manager“ (mintupload) und ein Troubleshooting-Tool für Funknetze (mintwifi auf Kommandozeile). Ein eher kontroverses Mint-Eigengewächs ist die „Aktualisierungsverwaltung“ (mintupdate) mit seinem eigenwilligen Ebenenkonzept.
Neben der sorgfältig zusammengestellten und umfassenden Software bringt Linux Mint 16 auch gleich alle Codecs mit, die zum Abspielen von DVDs sowie Audio- und Video-Formaten aller Couleur notwendig sind. Wir konnten in unserer buntgemischten Audio- und Videosammlung (mp3, ogg, wav, wma, avi, divx, flv, m2v, mkv, mp4, mpg, wmv, vob) kein Exemplar ausmachen, das die Standardplayer von Linux Mint abgelehnt hätten.
Wer sich über die Softwareverwaltung trotzdem das eine oder andere Spezialtool nachinstallieren will, nutzt standardmäßig die Paketquellen von Ubuntu und zusätzlich Mint-eigene Paketquellen (http://packages.linuxmint.com). Das garantiert einen riesigen Softwarefundus, den die Mint-Softwareverwaltung aktuell mit über 43000 Paketen angibt.

Mint Software-center
Mint hat sein eigenes Software-Center mit Kategorien und Bewertungen. Den Großteil der Pakete bezieht das System aber standardmäßig aus den Ubuntu-Repositories.

Mint ist anpassungsfähig und relativ sparsam

Der Minimalismus bei Ubuntu ist konzeptionell und zielt Richtung Tablets und Smartphones. Desktop-Anwender aber greifen zunehmend zu Linux Mint, weil es weitaus mehr Optionen zur Personalisierung und Individualisierung offeriert. Das beginnt schon mit den gegenüber Ubuntu deutlich erweiterten Möglichkeiten in den Systemeinstellungen. Zahlreiche Angebote für frische Themen und Hintergrundbilder, ferner ein fast schon verwirrendes Arsenal von „Applets“ (für das Hauptpanel), „Desklets“ (für die Desktop-Oberfläche, Widgets) und „Erweiterungen“ (für Cinnamon insgesamt) machen Mint auch für Bastler und Perfektionisten interessant.
Das System nimmt sich beim Start gut 350 bis 400 MB, im laufenden Betrieb dann auch bis zu 500 MB, bleibt damit aber im Schnitt mindestens 100 MB unter den Anforderungen von Ubuntu. Es eignet sich damit auch für schwächere und ältere Hardware. Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Ubuntu sind aufgrund derselben Basis allerdings nicht zu erwarten.

Linux Mint Panel-Applets
Gut anpassbare Hauptleiste: Im rechten Bereich der Leiste lassen sich mit wenigen Klicks zusätzliche Controls unterbringen. Die Lautstärkeregelung ist Standard.

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