Linux-Datenträger unter Windows (Ext2/Ext3/Ext4)

Während Linux mit Windows-Dateisystemen kein Problem hat, ist das umgekehrt nicht ganz so einfach: Partitionen vom Typ Ext2, Ext3, Ext4, wie sie die meisten Linux-Systeme anlegen, sind für Windows unbekannt und unlesbar.

Windows-Dateimanager inklusive dem Windows-Explorer zeigen Datenträger und Partitionen mit Linux-Dateisystemen erst gar nicht an. In der Datenträgerverwaltung erscheinen selbige zwar mit Größenangabe, aber ohne Label, Laufwerksbuchstabe und Dateisysteminfo; die einzige mögliche Aktion wäre dort „Volume löschen“. Dabei wäre es etwa auf Multiboot-Systemen wichtig, über Windows auf die Linux-Daten zugreifen zu können ebenso wie dies umgekehrt möglich ist. Noch dringender stellt sich das Zugriffsproblem, wenn ein NAS-Gerät oder ein Linux-Rechner defekt wird und der Anwender mit seinem verbliebenen Windows-System die Daten von der Festplatte des defekten Geräts benötigt.

Diskinternals_LinuxReader_TotalCommander
Plug-in für den Total Commander: Der Diskinternals Linux Reader arbeitet auch in diesem Dateimanager. Neben Linux-Partitionen mountet er auch die virtuellen Festplatten von Virtualisierungssoftware.

Lesezugriff mit Diskinternals-Tool

Es gibt Abhilfe: Unter Windows immerhin lesenden Zugriff auf Partitionen mit Ext2, Ext3, Ext4 (und weitere) erlaubt die Freeware Linux Reader 1.9 von Diskinternals. Die Software bringt neben dem Readonly-Festplattentreiber auch einen sehr komfortablen Explorer-ähnlichen Dateimanager mit. Der zeigt Linux-Partitionen neben den Windows-Partitionen mit ihrem Mountpunkt (meist „/“) unter „Hard Disk Drives“ an und bietet Zugriff auf alle Verzeichnisse und Dateien. Mit Rechtsklick und „Save“ können Sie hier gesuchte Daten in das Windows-System exportieren. Der schicke Dateimanager des Linux Reader kann aber nicht wegkompensieren, dass das nachfolgend beschriebene Paragon ExtFS 2.73 die technisch überlegene Lösung bietet – jedenfalls für den Zugriff auf Linux-Partitionen. Zu erwähnen ist das Diskinternals-Tool deshalb, weil es außerdem mit „Drives -> Mount Image“ die virtuellen Festplatten aller namhaften Virtualisierungsprogramme mounten kann. Außerdem verrichtet es seit Jahren seine Arbeit als Plug-in im sehr beliebten Total Commander. Wer diesen orthodoxen Dateimanager unter Windows schätzt, sollte das Plug-in von www.ghisler.com/plugins.htm laden und das ZIP-Archiv im Total Commander doppelklicken. Danach erscheint es als „[Diskinternals Reader]“unter der „Netzwerkumgebung“ des Total Commanders und bietet dort denselben Funktionsumfang der Standalone-Software.

Diskinternals Linux Reader 1.9:
Info und Download: http://www.diskinternals.com/linux-reader
Kostenlose Freeware

Total Commander 8.01 mit Plug-in
Info und Download: http://www.ghisler.com/deutsch.htm
Diskinternals Reader (Plug-in): http://www.ghisler.com/plugins.htm
Total Commander ist Shareware (Registrierung: 44 US-Dollar), das Plug-in kostenlose Freeware.

Diskinternals-Linux-Reader
Ein Blick unter Windows in eine Konfigurationsdatei unter Linux: Der Linux Reader von Diskinternals ist Explorer-ähnlich komfortabel, bietet aber nur Lesezugriff.

Vollzugriff mit Paragon ExtFS

Paragon Software bietet mit Paragon ExtFS 2.73 für Windows einen Dateisystemtreiber für alle aktuellen Windows-Versionen, der die Linux-Dateisysteme Ext2, Ext3 und Ext4 mounten kann. Der Download der unter Windows kostenlosen und minimalistischen Software beträgt nur ein MB (das kostenpflichtige Gegenstück für Mac OS X ist in Optik und Bedienung deutlich aufwändiger). Unter Windows ist Paragon ExtFS für private Nutzung kostenlos, jedoch ist beim Setup eine Registrierung mit Namen und Mail-Adresse erforderlich. Die danach empfangene Mail von Paragon enthält Produktschlüssel und Seriennummer, womit Sie die Installation abschließen können. Beachten Sie beim Setup-Assistenten die Abfrage nach dem Autostart des Treibers („Run a program automatically when Windows starts.“). Dieses Kästchen sollten Sie nur aktivieren, wenn Sie den Zugriff auf Linux-Partitionen ständig benötigen. Die Software bietet später keine eigene Option, um einen Autostart ein- oder auszuschalten.
Nach der Installation lässt sich der Dateisystemtreiber entweder ad hoc manuell starten oder er lädt automatisch beim Windows-Start, sofern Sie dies bei der Installation angefordert haben. Es erscheint im Systray-Bereich der Taskleiste ein Icon „P“, das bei Rechtsklick eine Übersicht der gemounteten Ext-Partitionen anzeigt. Beim Doppelklick auf das „P“ erscheint eine etwas detailliertere Liste, auf der Sie die Linux-Laufwerke einzeln entladen können. Paragon ExtFS bindet beim Start standardmäßig alle Ext-Partitionen ein, die es finden kann. Unnötige Laufwerke können Sie in der Liste markieren und mit „Unmount“ entladen.
Der eigentliche Clou und die Ursache, warum die Software so minimalistisch ausfallen, liegt in der Integration im Windows-Explorer: Alle geladenen Ext-Laufwerke stehen in der „Computer“-Ansicht als „Lokaler Datenträger“ mit der Windows-üblichen Laufwerkskennung und dem Dateisystem „DOKAN“ zur Verfügung. Dokan ist die Software-Verbindungsschicht und virtuelles Dateisystem, das reale Dateisysteme unter Windows einbinden kann (analog FUSE unter Linux).
Auf diesen Laufwerken navigieren und arbeiten Sie genauso wie auf NTFS- oder FAT-Partitionen, sei es mit dem Windows-Explorer oder mit Anwendungs-Software. Paragon ExtFS ermöglicht auch Schreibzugriff, also das Ändern oder Löschen von Daten. Nutzen Sie diese Möglichkeit sicherheitshalber aber nur, wenn Sie eine notwendige Reparatur etwa einer Konfigurationsdatei beabsichtigen. Beim Lesen und Kopieren von Daten sind Sie hingegen immer auf der sicheren Seite.
Wenn Sie gemountete Linux-Laufwerke nicht mehr brauchen, müssen Sie diese nicht einzeln abmelden. Der einfachste Weg ist es, die Software im Systray mit „Exit“ zu beenden. Der Warndialog weist daraufhin, dass alle „Extended Filesystem volumes“ entladen werden. Sofern Sie genau das wollen, bestätigen Sie mit „OK“.

Paragon ExtFS für Windows 2.73
Info und Download: http://www.paragon-software.com/home/extfs-windows/
kostenlos für private Nutzung, Registrierung erforderlich

Paragon ExtFS für Mac OS 10
Info und Download: http://www.paragon-software.com/home/extfs-mac/
Preis: 29,90 €

Paragon FS im Windows-Systray
Paragon ExtFS im Systray: Hier lassen sich einzelne Ext-Partitionen entladen oder neu mounten. Geladene Partitionen erscheinen sofort im Windows-Explorer.