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Bash: Filterkommandos

Die Filterbefehle Grep, Awk, Xargs & Co sind unentbehrlich, um den Textoutput von Terminalbefehlen zielsicher zu filtern. Der Beitrag erklärt die wichtigsten Filter und die Prinzipien der Benutzung.

Grep: Der horizontale Zeilenfilter

Grep ist der häufigste Textfilter, um eine eventuell seitenlange Liste auf die relevante(n) Zeile(n) abzukürzen. Grep ist relativ eingängig, weil man einfach den Textstring angibt, den die benötigten Zeilen enthalten müssen (oder nicht enthalten dürfen).

Im einfachsten Fall geht es im interaktiven Terminal nur darum, die Ausgabe übersichtlich zu halten. So zeigt etwa der mount-Befehl auf Ubuntu-Systemen mit zahlreichen Snaps überwiegend Mountpunkte, die für den Benutzer irrelevant sind. Der Befehl

mount | grep "/dev/sd"

verkürzt auf die physischen Laufwerke. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den Filter mit „-v“ umzudrehen, um nur die Zeilen zu erhalten, wo der String nicht vorkommt:

apt list --installed | grep -v "automatisch"

Dies zeigt alle installierten Software-Pakete, die manuell nachinstalliert wurden, also nicht zum „automatisch“ mitgelieferten Umfang gehören.

Für Scripts ist es oft erforderlich, genau eine einzige Ausgabezeile eines Standardbefehls auszuwerten. Der Suchstring muss dann entsprechend eindeutig ausfallen:

free -m | grep "Speicher:"

Die weitere Auswertung der verbleibenden Zeile kann dann das Werkzeug Awk übernehmen (siehe unten). Für Scripts ist ferner die Tatsache wichtig, dass Grep den Errorlevel „1“ zurückmeldet (abzufragen mit „$?“), wenn der Textstring nicht gefunden wird:

echo $file | grep -i ".7z"
if [ $? -eq 0 ] then …

Im Prinzip eignet sich Grep auch für die Textrecherche in vielen Dateien. Das Kommando

grep -r "Bunsenlabs" .

durchsucht ab dem aktuellen Verzeichnis rekursiv alle Dateien nach dem Suchstring. Da es sich aber um reine Textdateien handeln muss, wenn die Ausgabe lesbar sein soll, bleibt der Nutzwert von Grep als Desktopsuche begrenzt. Textprofis werden dafür eher zu Recoll oder Docfetcher greifen. Die Parameter „–after-context=“ und „–before-context=“, die auf Wunsch Zeilen nach und vor dem Suchtreffer ausgeben, zielen ebenfalls auf solche Textrecherche und seien hier zumindest erwähnt.

Hinweis: Die Varianten Egrep, Fgrep, Rgrep bleiben hier unberücksichtigt. Sie sind allesamt über Grep-Schalter zu erreichen.

Grep macht Datenfluten übersichtlich: Hier kontrolliert der String „deleting“, was ein rsync-Befehl bei tatsächlicher Ausführung löschen würde.

Sort: Zeilenreihenfolge umstellen

Sort ist ein Filter, der die Datenmenge insgesamt unverändert lässt (Ausnahme Schalter „-u“). Das Sortieren kann aber die Daten in völlig neue Zusammenhänge setzen, die besseren Überblick und schnelle Auswertung ermöglichen.

Sort sortiert die Ausgaben anderer Befehle alphabetisch (Standard) oder numerisch (Schalter „-n“), bei Bedarf auch nach der gewünschten Spalte (Schalter „-k“). Vor allem die Sortierung von Listen nach einer beliebigen Spalte bringt rückt Informationen zusammen, die aus den ursprünglichen Daten nie ersichtlich wären: Der Befehl tree -isa listet alle Dateien unterhalb des aktuellen Verzeichnisses mit Bytezahl auf. Mit

tree -isa |sort -k2 -n

wird die Liste numerisch („-n“) nach dieser Größenangabe sortiert, sodass die größten Dateien am Ende erscheinen. Sortiert werden muss – etwas irritierend – nach Spalte 2, weil die beginnende Klammer „[ “ als erste Spalte zählt.

Als weiteres Beispiel sei der Befehl ps –A angeführt, der alle laufenden Prozesse zeigt. Die Ausgabe ist standardmäßig nach der PID (Prozess-ID) sortiert, was bei der Suche nach einem bestimmten Programm unübersichtlich ist. Sort macht daraus mit

ps –A | sort –k4

eine alphabetische Liste:

Sort kann nicht nur nach einer bestimmten Spalte sortieren („-k“), sondern dies auch dort, wo ungewöhnliche Spalten- und Feldbegrenzer vorliegen (Schalter „-t“). Typisch ist etwa das Semikolon in CSV-Dateien:

cat Buchungen.csv | sort -t ";" -n -k7

Wenn Spalte 7 die Buchungsbeträge enthält, wird die komplette Tabelle numerisch nach diesen Werten sortiert.

Mit Schalter „-u“, der ausschließlich horizontal und zeilenbezogen arbeitet, filtert Sort bei der Ausgabe langer Listen oder Dateien doppelte, identische Zeilen weg:

cat .bash_history | sort -u

Wer diesen Räumdienst direkt in der Originaldatei übernehmen will, nutzt am besten Sponge:

cat .bash_history | sort -u | sponge

Dies erspart den lästigen Umweg über eine sekundäre, temporäre Datei.

Hinweis Uniq: „sort -u“ macht das kleine Hilfsprogramm Uniq weitgehend überflüssig. Der Mehrwert gegenüber „sort -u“ liegt allenfalls bei der Analyse, zumal Uniq grundsätzlich nur funktioniert, wenn ein Sort-Filter vorangestellt wird:

cat .bash_history | sort | uniq -c

Dies zeigt alle Zeilen mit der Anzahl eventueller Wiederholungen. Jeder Wert größer als „1“ bedeutet einen doppelten oder vielfachen Eintrag.

Sort schafft Ordnung: Wichtige Eigenschaften sind die Sortierung nach Spalten (-k) und der Schalter für numerische Werte (-n).

Awk: Der vertikale Spaltenfilter

Awk ist das umfangreichste Filterwerkzeug und zerlegt die Textausgabe von Terminalkommandos in Spalten und Felder. Damit können Sie Spalten einer Liste ausblenden oder umstellen oder in einer Ausgabezeile genau einen bestimmten, einzelnen Wert ermitteln und weiterverarbeiten. Awk kann außerdem vorgefundene Werte gleich mathematisch verrechnen und etwa Additionen oder Divisionen erledigen.

Awk ist ein selbständiges Programmiertool. Die folgenden Beispiele können diesen Umfang nicht annähernd wiedergeben und fokussieren sich auf wichtige Aufgaben im interaktiven Einsatz oder für einfache Bash-Alias oder Funktionen. Die Arbeitsweise von Awk zeigt ein ganz simples Beispiel:

echo Anna Sepp Hans Berta | awk '{print $1 $4 $3 $2}'

Die Felder (hier Namen) werden umgestellt, sind aber ohne Trenner schlecht lesbar – also:

echo Anna Sepp Hans Berta | awk '{print $1 "\t" $4 "\t" $3 "\t" $2}'

Dies setzt einen Tabulator zwischen die Felder.

Nun wird es ernster: Awk soll aus dem Standardbefehl Top die aktuelle CPU-Last abgreifen und nur diesen einzigen Wert anzeigen:

top -n1 | grep "CPU(s)" | awk '{print 100-$8"%"}'

Feld 8 in der Zeile „CPU(s)“, die Grep vorfiltert, enthält den aktuellen Idle-Wert. Von 100 subtrahiert, ergibt sich die aktuelle CPU-Last.

Eigentlich ist Awk in diesem Fall gar nicht auf Grep angewiesen: Wenn eine Befehlsausgabe wie der Header von Top genau normiert ist, also von vornherein klar, in welcher Zeile welche Information erscheint, dann kann Awk auf die Nachhilfe von horizontalen Filtern verzichten. Mit „NR==“ lässt sich die exakte Zeilennummer einstellen und nachfolgend auswerten. Das folgende Beispiel ermittelt die aktuelle RAM-Belegung aus Zeile 4 des Top-Kommandos:

top -n1 | awk 'NR==4 {print int($8) " MB belegt von " int($4) " MB"}'

Dies wird ein Ergebnis wie „524 MB belegt von 3732 MB“ erzeugen. Die Funktion „int“ ist nicht zwingend, bereinigt aber auf gut lesbare Ganzzahlen.

Auf diese Weise wird es relativ einfach, gesuchte Werte nicht nur auszugeben, sondern als Bash-Variable zur Weiterverarbeitung abzulegen:

RAM_used=$(top -n1 | awk 'NR==4 {print int($8)}')

Danach steht die Variable $RAM_used für Scripts oder Funktionen zur Verfügung.

Awk kann auch eine Zeilennummerierung ausführen:

find . | awk '{print NR "\t" $0}'

Hier will offenbar jemand wissen, wie viele Dateien sich im aktuellen Ordner befinden: Awk nummeriert die Zeilen und hängt nach Tabulator die komplette Zeile an, wie sie Find anliefert („$0“ bedeutet die gesamte Zeile ohne Feldauswahl).

Wenn statt einer klaren Tabellenstruktur die Felder durch Trenner wie Semikolon, Doppelpunkt oder Slash definiert sind, dann hilft der Awk-Schalter „-F“ („Field“):

cat /etc/passwd | awk -F: '{print $3 "\t" $1}'

Die Datei /etc/passwd nutzt den Doppelpunkt als Feldtrenner, daher „-F:“. Die Ausgabe wird dann auf Username und UID reduziert, die Spalten umgedreht (Name zuerst) und zur besseren Lesbarkeit ein Tabulator zwischengeschaltet (Tipp: Der Backslash ist das typische Signal für Sonderzeichen in Bash-Filtern – hier „\t“ für den Tabulator).

Das letzte Beispiel zeigt zugleich noch einmal, dass Awk die Spalten eines Ausgangbefehls beliebig umstellen und unnötige Spalten ausblenden kann.

Awk pickt sich jeden Wert aus Zeilen und Spalten. Dieser Filter ist für Scripts und Aliases absolut unentbehrlich.

Column: Spaltenzerlegung

Dieses Tool verbessert die Lesbarkeit unformatierter Listen signifikant. Wer Awk beherrscht, wird Column zwar nicht oft brauchen, aber das Tool ist handlich und setzt passende Tabulatoren nach Berechnung aller Daten. Es kann auch als Vorbereitung dienen, um eine weitere Zerlegung durch Awk zu erleichtern.

Vergleichen Sie die überaus schlecht lesbare Ausgabe von mount mit dieser Variante

mount | column -t

oder den Befehl cat /etc/passwd mit dieser Tabellendarstellung:

cat /etc/passwd | column -s: -t

Column ersetzt hier das Trennzeichen „:“ (Schalter „-s“ steht für Separator) durch Tabulatoren. Sortiert man das Ganze dann noch mit

cat /etc/passwd | column -s: -t | sort -n -k3

numerisch nach der User-ID in Spalte 3, ist das Resultat mit der Originaldatei kaum noch zu vergleichen. Anders als Awk oder Sed, die ebenfalls Tabulatoren einsetzen können, errechnet Column eine passende Tabulatorweite für alle Spalten der gesamten Datenmenge.

Column schafft aber auch Felder, wo vorher keine waren. Der schon früher genannte Befehl

apt list --installed

trennt die Paketnamen durch einen „/“-Slash von der nachfolgenden Paketquelle. Mit

apt list --installed | column -s/ -t

wandeln Sie den Slash-Trenner um in eine gut lesbare Tabelle und mit

apt list --installed | column -s/ -t | awk '{print $1}'

bleiben nur noch die Paketnamen der ersten Spalte übrig, die sich dann für eine Masseninstallation verwenden lässt. Hierfür ist das Tool Xargs einschlägig (siehe unten).

Hinweis: Für genau dasselbe Ergebnis des letzten Befehls reicht mit

apt list --installed | awk -F/ '{print $1}'

auch das begabte Awk allein.

Column macht Listen mit seltsamen Trennzeichen lesbar und ist vor allem zur Darstellung größerer Tabellen die optisch ansprechendste Lösung.

Cut: Spalten definieren und entfernen

Column und vor allem Awk bieten alle Möglichkeiten, um vertikale Spalten und Felder darzustellen, zu analysieren oder bei Bedarf durch Umwandlung von Trennzeichen erst herzustellen. Das Tool Cut ist technisch weitaus einfacher, aber gerade deswegen oft die unkompliziertere Alternative.

Cut eignet sich ideal, um eine bestimmte Spalte aus einer Liste zu filtern, die ihre Felder mit einem Delimiter-Zeichen wie Semikolon, Komma, Doppelpunkt, Bindestrich oder Slash trennt. Die wichtigsten Schalter von Cut sind „-d“ (Delimiter), der das Trennzeichen definiert, und „-f“ für die Angabe der gewünschten Spalten (Fields). Der Befehl

echo Anna Sepp Hugo | cut -d" " -f2

wird folglich mit „Sepp“ antworten. Das letzte Beispiel oben, das mit Column und Awk eine Paketliste erstellte, ist daher mit dem Tool Cut noch einfacher zu realisieren:

apt list --installed | cut -d/ -f1

Mit dem Schalter „-d“ wird hier der Slash „/“ als Spaltentrenner definiert und mit „-f1“ nur noch die erste Spalte angezeigt, also die puren Paketnamen. Im folgenden Beispiel

cut -d: -f1,3 /etc/passwd

reduziert Cut die genannte Datei auf die zwei Felder Usernamen und UID.

Cut ist ein relativ einfaches Tool, um gezielt eine oder mehrere Spalte(n) einer Liste zu isolieren.

Sed: Zeichen ersetzen oder löschen

Der Streameditor Sed eignet sich sowohl zur Dateibearbeitung als auch zur Korrektur des Terminaloutputs. Er ersetzt einzelne Zeichen oder Zeichenfolgen durch einen anderen String, löscht störende Zeichen oder fügt zusätzliche ein.

Sed kann automatische Textersetzungen oder Löschungen in allen Dateien des aktuellen Verzeichnisses erledigen. Ferner kann es auch als Kosmetik für schlecht lesbare Terminalbefehle dienen. Wenn das mächtige Werkzeug viele Dateien bearbeiten soll, ist Vorsicht geboten und zumindest ein vorhergehender Test zu empfehlen, der nur im Terminal angezeigt wird:

sed 's/domain.org/neue.domain.de/g' *.html

Jedes Vorkommen von „domain.org“ wird durch die neue Adresse korrigiert. Mit zusätzlichem Schalter „-i“ (oder „–in-place“) erledigt Sed die Aktion tatsächlich.

Hocheffizient, aber auch riskant sind Löschkommandos mit „d“:

sed -i '/bind /d' ~/.bashrc

Hier wird jede Zeile der angegebenen Datei gelöscht, die mit dem Kommando „bind “ beginnt.

Sed ist aber auch für die interaktive Kosmetik am Terminaloutput nützlich. Die Ausgabe des Systempfads mit

echo $PATH

trennt die Ordner bekanntlich schlecht lesbar mit Doppelpunkt. Folgende Alternative

echo $PATH | sed 's/:/\n/g'

ersetzt alle Doppelpunkte durch einen Zeilenumbruch („\n“) und macht die Ausgabe übersichtlich. Wie schon bei Awk angemerkt, ist der Backslash wieder das typische Signal für ein nachfolgendes Sonderzeichen.

Streameditor Sed: Das Tool ist ein phänomenaler Zeitsparer, erfordert aber sehr präzise und eindeutige Angaben.

Xargs: Andere Befehle füttern

Das Tool Xargs gehört in diesen Kontext, obwohl es selbst keine Filterleistung bietet. Aber es gibt vorher gefilterte Argumente oder den Inhalt einer Dateiliste direkt an einen anderen Befehl weiter. Damit ist es eine nützliche Abkürzung, die eine weitaus umständlichere Scriptverarbeitung erspart.

Im ersten einfachen Beispiel wird eine vorher angelegte Paketliste

apt-mark showmanual > liste.txt

später an diesem oder auf einem anderen System mit

cat liste.txt | xargs apt install

in einem Rutsch installiert. Xargs übergibt einfach den kompletten Inhalt der Textdatei an den Paketmanager.

Diese beiden nachfolgenden Befehle sind funktionsidentisch:

xargs -a liste.txt -n 1 apt install
cat liste.txt | xargs -n 1 apt install

Das zeilenweise Abarbeiten mit „-n 1“ ist notwendig, wenn die Listendatei für jedes Argument eine eigene Zeile nutzt.
Xargs kann auch für eine besser lesbarere oder ergänzte Terminalausgabe sorgen:

free -m | grep "Speicher" | awk '{print int(($3/$2)*100)}' | xargs -i echo {}% RAM belegt

Die Ausgabe von free wird auf die Zeile mit „Speicher“ gekürzt. Awk filtert dort die Werte für den Gesamtspeicher ($2) und den benutzten Speicher ($3) und berechnet den belegten Prozentwert (bereinigt durch „int“ auf eine Ganzzahl). Damit nicht die bloße Zahl geliefert wird, übergibt Xargs den Wert an Echo. Weil der vorher ermittelte Wert nicht am Ende des Echo-Befehls steht, muss Xargs mit Schalter „-i“ verwendet werden. Die Klammern „{}“ definieren dann die Stelle für den Übergabewert.

Xargs ist ein Wertelieferant und gibt die von Bash-Filtern gesammelten Infos an einen anderen Befehl weiter (hier nur an Echo).

Bash-Filter: More & Less

Es gibt eine Reihe weiterer (Mengen-) Filter wie More und Less zum zeilenweisen Blättern in der Ausgabe, Head und Tail zur Reduktion der Ausgabe auf die ersten oder letzten Zeilen. Dies nur der Vollständigkeit halber – denn dieser letzte Abschnitt ist eher ein Fazit.

In der Bash-Shell geht mit den genannten Tools im Prinzip alles. Wie bei allen textbasierten Shells ist es aber kein Vergnügen. Die Erbsenzählerei zum benötigten Feld für eine Awk-Auswertung ist mühsam, aber immerhin lohnend. Richtig ärgerlich ist, dass Bash-Tools keine einheitlichen Schalter haben und etwa einen Spaltentrennzeichen mal mit „-F“, mit „-d“ oder mit „-t“ definieren. Eine weitere Herausforderung ist es, dass Tools ähnliche Funktionen enthalten, die unterschiedliche Lösungen für ein und dasselbe Problem bieten. Unterm Strich sollten Grep, Sort und Awk alle Aufgaben erledigen – sofern man sie richtig beherrscht. Sed ist ein Editierautomat, der sich vornehmlich an Script- und Webentwickler richtet.

Bash on Ubuntu on Windows

Noch ist „Bash on Ubuntu on Windows“ Beta, aber das Ding wird bald allgemein unter Windows Einzug halten. Das Windows Subsystem for Linux (WSL) ist wesentlich mehr als nur eine Bash-Shell: Es bildet das komplette Dateisystem eines Ubuntu ab und enthält unter /bin und /usr/bin alle typischen Kommandozeilenwerkzeuge. Über die Ubuntu-Repositories und apt-get install können weitere Werkzeuge nachinstalliert werden. Trotz noch bestehender Mängel ist der Eindruck evident, dass hier Microsoft in Zusammenarbeit mit Canonical (Ubuntu) ein ehrgeiziges und nachhaltiges Projekt auf die Beine stellt.

Einrichtung und erster Eindruck

Als Vorbereitung ist unter Windows 10 zunächst via Startmenü über „Einstellungen -> Update und Sicherheit -> Für Entwickler“ der „Entwicklermodus“ zu aktivieren.

Danach wird in der Systemsteuerung unter „Programme und Features -> Windows Features aktivieren“ das Paket „Windows Subsystem für Linux“ angeboten und kann durch ein Häkchen und „OK“ installiert werden. Dieser Vorgang wird auch in Zukunft optional bleiben, da typische Windows-User eine Linux-Shell in der Regel nicht vermissen.

Optionales Feature: Das Linux-Subsystems wird kein Windows-Standard, sondern muss vom Nutzer nachgerüstet werden.
Optionales Feature: Das Linux-Subsystems wird kein Windows-Standard, sondern muss vom Nutzer nachgerüstet werden.

Nach dieser Aktion findet sich im Windows-Startmenü das neue Programm „Bash on Ubuntu on Windows“, das den kleinen Bash-Launcher aufruft (bash.exe). Falls das Startmenü den Link nicht anbietet, starten Sie die bash.exe manuell in Cmd-Konsole im Pfad \Windows\System32.

Neuerdings (2016 noch nicht beobachtet) kann sich noch eine kleine Hürde einstellen: Wenn der Aufruf der bash.exe mit der Meldung „Zur Verwendung dieses Features muss die Legacykonsole deaktiviert werden“ scheitert. klicken Sie rechts auf die Titelleiste der Cmd.exe und deaktivieren auf der Registerkarte „Optionen“ das Kästchen vor „Legacykonsole“:

Danach erledigt der Aufruf der bash.exe die eigentliche Installation des minimalen Ubuntu vom Canonical-Server. Am Ende werden Sie aufgefordert, ein (sudo-berechtigtes) Benutzerkonto und dessen Passwort anzulegen. Ab sofort ist die Bash-Shell einsatzbereit.

Die eigentliche Ubuntu-Umgebung befindet sich im User-Kontext unter \user\[Konto]\AppData\Local\lxss, darunter liegt das Dateisystem \user\[Konto]\AppData\Local\lxss\rootfs mit der üblichen Verzeichnisstruktur und etwa 550 MB nach der Installation. Diese Ordner werden vom Windows-Explorer versteckt, sind aber mit direkter Eingabe in die Explorer-Adresszeile ebenso wie mit der Cmd-Kommandozeile problemlos zu erreichen.
Die Benutzung der „Bash on Ubuntu on Windows“ unterscheidet sich bei einfacheren Aufgaben weder funktional noch leistungstechnisch von einer Ubuntu-Shell. Wer sich schon mal mit der weitaus hakeligeren Cygwin-Bash beschäftigt hat, wird in jeder Hinsicht positiv überrascht sein. Es gelingt uns mühelos, mit dem ssh-Client Verbindung zu unseren Servern aufzunehmen, was künftig die Windows-Clients Putty und Kitty weitgehend überflüssig machen könnte.

Bevorzugte Werkzeuge wie htop, nmap, inxi oder mc sind über apt-get problemlos nachinstalliert. Da der Midnight Commander hier auch SSH beherrscht, ist sehr bequemer Austausch des Windows-Systems mit Linux-Servern garantiert.

Für die direkte Zusammenarbeit mit Windows ist das Windows-Systemlaufwerk automatisch unter /mnt/c gemountet, was nach der Definition einiger Bash-Aliases schnell zum komfortablen Datenaustausch zwischen Windows-Desktop und Linux-Shell führt.

Weitere interne oder externe Laufwerke des Windows-Rechners sind gemäß den dort verwendeten Laufwerksbuchstaben unter /mnt/d, /mnt/e und so fort zu finden.

Der Befehl

uname -a

meldet brav ein 64-Bit-„GNU/Linux“ und

lsb_release -a

ein Ubuntu 14.04.5 LTS.

Zweimal das Verzeichnis /usr/bin: Das Dateisystem des Linux-Subsystems befindet sich im Benutzerkonto unter \Users\[Konto]\AppData\local\lxss.

Für Linux-Entwickler? Für Linux-User?

Schon das Freischalten des Subsystems mit der Option „Entwicklermodus“ macht deutlich, welche Zielgruppe Microsoft mit der „Bash on Ubuntu on Windows“ in erster Linie im Auge hat. Es sind Entwickler, die unter Linux mit Python, Ruby, Git und Gnu-Compiler arbeiten und dies theoretisch künftig auch unter Windows erledigen können. Microsoft behauptet allerdings auch, mit der Bash einfach nur eine gute Kommandoshell anbieten zu wollen, die dann auch normale Nutzer ansprechen soll (und natürlich solche, die an Bash gewöhnt sind). Einige Möglichkeiten tun sich da in der Tat zwanglos auf, zumal der Launcher bash.exe auch Parameterangaben vorsieht – etwa:

bash.exe myscript.sh
bash.exe -c "mc ~"

„Bash on Ubuntu on Windows“ ist ein unglaublich ambitioniertes Projekt, das jetzt schon überraschend viel kann und das unbedingt weitere Beobachtung verdient.

Der Vergleich zwischen der 2016 veröffentlichten „Bash on Ubuntu on Windows“ mit der aktuellen (Stand: 09.03.2017) zeigt, dass Microsoft und Canonical fleissig weiterentwickeln. Diverse Mängel bei der Bedienung, bei der Eingabe von Sonderszeichen  oder beim Scrollen im Editor, sind weitestgehend ausgeräumt.

Auch grafische Linux-Programme starten anstandslos, wenn unter Windows der X-Server xming (https://sourceforge.net/projects/xming/) installiert ist aud läuft. Grafische Tools hat das Ubuntu zwar zunächst nicht an Bord, sie sind aber über apt-get ebenso nachrüstbar wie Kommandozeilentools.

Als praktisches Highlight für den Benutzeralltag sehe ich die SSH-Shell-Verbindung im Midnight Commander. Umstandsloser, direkter und komfortabler  kann der unbeschränkte Dateiaustausch zwischen Windows und einem Linux-Server nicht stattfinden – auf der einen Seite das komplette Dateisystem des Linux-Rechners, auf der anderen Seite unter /mnt das komplette Dateisystem des Windows-Rechners. Die SSH-Clients Putty/Kitty haben bei mir weitgehend ausgedient.

Midnight-Commander mit SSH-Shell-Verbindung: Hier ist links der Windows-Desktop und rechts der Linux-Server im Bild.

Powershell für Ubuntu

Microsoft’s Powershell ist eine Kommandozeile mit genialer Technik, aber abweisender Bedienbarkeit. Die auf Linux portierte Powershell ist noch im Alpha-Stadium und zeigt neben der üblichen Sperrigkeit auch noch einige Baustellen.

„Ubuntu unter Windows“ hat einen ambitionierten und umfassenden Anspruch, befindet sich allerdings noch in der Entwicklung. Mit diesem Subsystem „Bash on Ubuntu on Windows“ hat der Linux-Admin eine Bash-Shell inklusive aller notwendigen Tools unter Windows 10 an Bord.
Den genau umgekehrten Weg geht Microsoft inzwischen mit der Powershell für Ubuntu, Cent OS, Red Hat und Mac OS X. Auch hier hat Microsoft die Admins im Visier: Ein an die Powershell gewohnter Windows-Admin findet dann auch unter Linux seinen vertrauten Kommandozeileninterpreter, und nebenbei sollen wohl auch alteingesessene Linux-Admins von der Überlegenheit der Powershell gegenüber einer Bash überzeugt werden. So ganz sicher sind wir uns da nicht…

Das Alleinstellungsmerkmal der Powershell

Eine Bash-Shell unter Linux oder der altehrwürdige Cmd-Kommandointerpreter unter Windows sind sich in einem Kernpunkt ganz nahe: Um irgendwelche Datei-, Netzwerk-, Prozess- oder Laufwerkseigenschaften oder wie auch zu ermitteln und zu verarbeiten, muss die Textausgabe irgendeines einschlägigen Kommandos gefiltert werden (mit wiederum einschlägigen Mitteln wie grep, sort, awk…), um dann das Wesentliche in eine Variable oder auf den Bildschirm zu schreiben. Das ist mühsames Handwerk und zudem fehleranfällig, sobald ein Tool seine Textausgabe marginal verändert.
Die internen Befehle der Powershell (Cmdlets) arbeiten hingegen objektorientiert. Ein Befehl

get-process

mag auf den ersten Blick nicht viel anders aussehen als ein ps -A in der Bash-Shell. Der fundamentale Unterschied zeigt sich, wenn nach

 $a=get-process

die Variable $a sämtliche Eigenschaften sämtlicher Prozesse enthält. Diese Objektmenge lässt sich dann wiederum zielgenau nach Eigenschaften filtern:

 $a | where {$_.name -like "firefox"}

Dies zeigt die wichtigsten Eigenschaften des Prozesses „firefox“ (wenn Sie der Zeile noch ein “ | select *“ anhängen, erscheinen alle Eigenschaften). Dieser Befehl

 $a | select name,cpu | sort-object cpu

sortiert die Prozesse mit der höchsten CPU-Nutzung aufsteigend und zeigt dabei nur die beiden Eigenschaften „name“ und „cpu“ an. Ein letztes Beispiel

 get-process | where {$_.cpu -gt 40} | select name,path,starttime,cpu

liefert für die Prozesse mit höherem CPU-Verbrauch vier wesentliche Eigenschaften.
Eine Einführung in die Powershell ist an dieser Stelle nicht möglich (siehe dazu den Beitrag Windows-Powershell auf meiner Web-Seite). Nur soviel: Mit die mühevollste Aufgabe in der Powershell ist es, jeweils die benötigten Eigenschaften oder Methoden eines Objekts zu ermitteln. Der einschlägige Befehl dafür lautet jeweils „get-member“:

get-process | get-member
dir /home | get-member
echo "Hallo" | get-member

Dies zeigt die Eigenschaften von Prozess-, Dateisystem- und String-Objekten.

Installieren und Einrichten unter Ubuntu

Die Installation der Powershell unter den bislang vorgesehenen Distributionen ist zunächst ganz einfach: Das unter der freizügigen MIT-Lizenz verfügbare Paket erhalten Sie unter https://github.com/PowerShell/PowerShell. Wir haben unter Ubuntu 16.04 das passende DEB-Paket geladen. Für die Installation genügt danach der Doppelklick auf das Paket, das nach unserer Erfahrung die Komponenten libunwind8 und libicu55 bereits mitbringt (Hinweise im Internet, diese gesondert nachzurüsten, sind demnach hinfällig). Auf Headless-Servern geht natürlich auch die Einrichtung mit

dpkg -i [Paketname]

auf der Kommandozeile.
Die Powershell erscheint unter Ubuntu nicht im Dash, sondern muss im Terminal mit dem Befehl powershell gestartet werden. Im Prinzip kann man nun loslegen, jedoch wird die sperrige Shell niemand verwenden, ohne sie über eine Profildatei mit Aliases und Functions etwas kommoder zurechtzulegen. Der nach der Installation eingerichtete Ordner „~/.config/PowerShell“ ist nicht der richtige Ort dafür, wie die Abfrage mit $Profile zeigt. Der Ordner muss in Kleinschreibung „~/.config/powershell“ lauten und die Profildatei exakt „Microsoft.PowerShell_profile.ps1“. Wer von Windows kommt und ein PS1-Startscript besitzt, ist mit der Kopie dieses Scripts an den beschriebenen Ort schon mal ein gutes Stück weiter.
Ein Tipp: Mit dem Aufruf

powershell -noexit -file [Pfad]/xyz.ps1

lässt sich jedes PS1-Script für eine Sitzung als Startscript definieren.
Grundsätzliche und aktuelle Beschränkungen
Wer die Powershell unter Windows einigermaßen kennt (und nur solche Nutzer kommen ernsthaft in Betracht), stellt schnell fest, dass der Umgang mit fundamentalen Objektklassen wie Dateien, Strings, Prozesse unter Linux vertraut und fehlerlos funktioniert. Aber die technischen Unterschiede machen unter Linux einige Cmdlets sinnlos (Registry) oder vorerst unportierbar (Dienste-Kontrolle mit get-service, Management-API über das wmi-object oder Windows Remote Management über WinRM). Dies relativiert die Aussagen Microsofts schon signifikant, dass ein Powershell-Kundiger seine Investitionen nun nach Linux mitnehmen kann.

Daneben gibt es auch kleine, nervige Probleme, die es aktuell zu umgehen oder auszuräumen gilt: Um den Linux-Admin nicht abzuschrecken, verzichtet die Shell auf diverse Aliases, die wiederum der Windows-Admin erwartet. So nutzt etwa eine Pipe mit „[…] | sort“ den üblichen Sort-Befehl von Linux, der Text statt Objekteigenschaften zurückgibt. Wer das Powershell-Cmdlet braucht, muss es mit „[…] | sort-object“ explizit ausschreiben.
Eine irritierende Kleinigkeit ist es, dass eine Prompt-Funktion im PS1-Startscript aktuell einen mit write-host definierten Kommandoprompt zweimal ausgibt. Die Recherche im Internet zeigt, dass man mit diesem Fehler nicht allein ist auf der Welt – allerdings so gut wie allein: Die Powershell ist unter Linux-Admins und Nutzern definitiv noch nicht angekommen.

Fazit: Eine unfertige Alpha (Microsoft) ist die Powershell für Linux nicht mehr, aber für aufgeregte Begeisterung im Linux-Lager reicht es – wenn je – derzeit nicht. Man sollte aber dieses Präzisionswerkzeug nicht unterschätzen: Insbesondere die exzellenten Möglichkeiten der String-Verarbeitung könnten auch Admins überzeugen, die ihre Konfigurationsdateien bislang mit sed & Co. manipuliert haben. Es ist ja keineswegs so, dass sich die Bash und die Powershell als Entweder-Oder konkurrieren: Ist ein Spezialjob in der Powershell erledigt, ist der Admin mit einem exit wieder zurück in der Bash-Heimat.

Mehr Infos zur Powershell für Linux

Download: https://github.com/PowerShell/PowerShell

Infos: https://msdn.microsoft.com/en-us/powershell

Quelle für Powershell-Insider mit Details über Cmdlets, die der Powershell für Linux und Mac OS X entweder fehlen oder noch nicht funktionieren: https://github.com/PowerShell/PowerShell/blob/master/docs/KNOWNISSUES.md

Microsoft-Video (50 min.): https://youtu.be/2WZwv7TxqZ0

Eine typische Powershell-Pipeline unter Ubuntu: Die Syntax ist bekannt sperrig und nötigt zur Recherche, belohnt aber mit Präzision und exakt definierbarer Ergebnismenge.