Wer jahrelang unbekümmert PCs und Smartphones mit Google-Konto nutzt, wird für Google zum offenen Buch. Dagegen hilft nur Kontrolle, disziplinierter Gebrauch der Dienste und sorgfältige Konfiguration der Einstellungen.
Ein digitales Leben ohne die Datenkrake Google? Möglich ist vieles, aber dieser Vorsatz wäre ein anstrengendes Unterfangen – und für Besitzer von Android-Smartphones gar unmöglich. Klüger als ein ideologisches „Anti-Google“ ist die datenschutzbewußte Nutzung der Google-Angebote. Denn Google beherrscht sein Handwerk: Suchmaschine, Browser Chrome, Mail, Drive, Docs und Tabellen, Messenger Allo, Netzwerk Google+, Maps und Earth, Android – technisch ist der Google-Kosmos meistens nicht zu überbieten. Alternativen gibt es zwar für alles, aber Google ist fast überall schneller, präziser, vernetzter oder schlicht komfortabler. Daher die pragmatische Konsequenz: Google zu nutzen bringt Vorteile – und die Nachteile lassen sich durch Disziplin minimieren.
1. Der Überblick: Das weiß Google über Sie
Haben Sie noch den Überblick, was Sie alles an Google-Diensten nutzen? Erste Anlaufstelle für eine Übersicht, die vielleicht längst vergessene Aktivitäten wieder ans Licht befördert, ist das Dashboard:
https://myaccount.google.com/dashboard
Hier geht’s ins Detail, Dienst für Dienst. Wenn Sie diese Dienste durchgehen und dabei Altlasten finden, die Sie heute weder Google noch der Öffentlichkeit anvertrauen möchten, dann entfernen Sie diese Inhalte, gegebenenfalls auch aus dem Papierkorb. Erste Kandidaten für eine kritische Durchsicht sind Google Drive und Google Fotos. Bei den meisten aufgeführten Diensten gibt es nach dem Aufklappen ein Menü mit der Option „Daten herunterladen“. Dies kann sowohl dem besseren Überblick dienen als auch der lokalen Sicherung, bevor Sie im Google-Dienst aufräumen.
Eine umfassendere Methode, alles einzusammeln, was Google an Daten von Ihnen besitzt, ist ein Download aller Daten („Takeout“) aus allen Diensten. Dafür gibt es diese beiden Adressen:
www.google.com/settings/takeout
https://takeout.google.com/settings/takeout/light
Beide erlauben per Mausklick die Auswahl aller oder einiger Google-Dienste, wobei die erste Adresse übersichtlicher ist und die Wahl von Archivformat und „Übermittlungsmethode“ vorsieht. Beachten Sie, dass der vollständige Download aller bei Google gespeicherten Daten inklusive Google Mail, Google Drive, Google Fotos erhebliche Datenmengen ergeben kann. In solchen Fällen ist es klug, jene Dienste, deren Daten man durch tägliche Nutzung im Griff hat, vom „Takeout“ auszunehmen. Interessant ist ja, was Google ohne aktive Mitwirkung des Nutzers ansammelt.
Wenn Sie einige Jahre mit einem Google-Konto, mit mehreren Geräten und eventuell auch mit GPS-Chip im Smartphone oder Tablet unterwegs waren, wird Sie das Ergebnis eines „Takeouts“ bedenklich stimmen. Die Summe dessen, was Sie als Kontakte pflegen, was Sie allgemein in Google, Youtube und Maps, spezieller in Google Shopping und im Play Store suchen, was Sie im Kalender vermerken, als Web-Lesezeichen ablegen, auf Drive und Google Fotos speichern, ergibt ein sehr präzises Interessensprofil. Dazu kommen dann noch Bewegungs- und Reisedaten, die das Smartphone-GPS anliefert. Sie erhalten nach dem Auspacken des Takeout-Archivs eine sauber organisierte Verzeichnisstruktur, wobei die in Ebene 1 angezeigten Elemente wie „Drive“, „Google Fotos“, „Kalender“, „Kontakte“ oder „Notizen“ noch die geringsten Überraschungen offenbaren. Immerhin werden Sie einiges antreffen, was Sie längst für gelöscht hielten, und ein Blick unter „Youtube“ könnte zur verblüffenden Zeitreise werden, was Sie dort über die Jahre gesucht haben. Im Ordner „Meine Aktivitäten“ finden Sie weitere aufschlussreiche Protokolle, die Sie in dieser Dichte sicher nicht auf dem Radar hatten: Unter „Anzeigen“, „Bildersuche“, „Google-Suche“, „Maps_Timeline“, „Shopping“ sammelt Google über Jahre, wann Sie sich wo für welche Inhalte, Orte und Produkte interessiert haben.
2. Die allgemeinen Google-Einstellungen
Auf einem Android-Smartphone unter „Verbindungen -> Standort“) den Google-Standortverlauf und die Google-Standortfreigabe abzuschalten, ist einfach. Ansonsten aber sind Nutzerdaten das Kapital von Google, und das gibt Google nur ungern her. Das Versprechen, mit einem Konto den ganzen Google-Kosmos in der Hand zu haben, gilt für die Nutzung, nicht aber für die Einstellungen, um diese Nutzung zu kontrollieren. Hier schickt uns Google von einem kleingliedrigen Detail zum nächsten, auf dass wir uns orientierungslos verlaufen. Beste Anlaufzentrale ist noch die Adresse
oder gleich die Unterseite https://myaccount.google.com/privacy#. Auf der genannten Hauptseite ist der datenschutztechnisch wichtigste Punkt „Google-Aktivitäten verwalten“ (Mitte). In der rechten Spalte finden Sie auch noch die radikale Option „Konto oder Dienste löschen“, um sich von dem einen oder anderen Google-Service komplett zu verabschieden. Die Option „Google-Aktivitäten verwalten“ führt über einen Zwischenschritt zu dieser Adresse:
https://myaccount.google.com/activitycontrols
Hier gibt es fundamentale Optionen, um Web-Protokolle und Standort-Protokolle ab sofort abzuschalten („pausiert“). Wenn Sie darüber hinaus die bereits bestehenden Protokolle löschen möchten, bringt Sie der Link „Aktivitäten verwalten“ zu dieser Adresse:
https://myactivity.google.com/myactivity
Hier klicken Sie links oben auf das Menü, wählen „Aktivitäten löschen nach“ und definieren unter „Nach Datum löschen“ den Zeitraum. Es gibt auch die Tabula-Rasa-Option „Gesamt bisher“.
Die Videoplattform Youtube hat ihre eigene Adresse, um ihre Protokoll zu löschen. Unter
https://www.youtube.com/feed/history
lassen sich das Wiedergabe- und das Suchprotokoll, ferner auch Kommentar-Aktivitäten löschen. Was sich in diesen Protokollen alles angesammelt hatte, finden Sie nur über ein Takeout heraus (Punkt 1).
3. Optionen im Browser Chrome
Chrome/Chromium muss nicht sein, da es mit Firefox eine bewährte, moderne Alternative gibt. Aber auch in Google Chrome kann man die Google-Detektive abhängen. Was Chrome oder andere Browser als Verlaufs-, Autofill-, Lesezeichen-, Passwort-Daten und sonstiges lokal speichern, ist zunächst unkritisch. Zu Google’s Big Data tragen diese Daten erst bei, wenn die – unbestritten praktische – Synchronisierung aktiviert ist. Standardmäßig verschlüsselt der Google-Browser dabei nur die Online-Kennwörter, alles andere kann Google auf seinem Server auswerten. Aber unter „Einstellungen -> Synchronisierung“ gibt es die zusätzliche Option „Alle synchronisierten Daten […] verschlüsseln“, bei der Sie ein Kennwort zur Sync-Verschlüsselung vergeben, das unabhängig vom Google-Kennwort ist. Der daraus resultierende Komfortverlust ist nicht gravierend, da Sie dieses Kennwort auf jedem weiteren Gerät nur ein einziges Mal eingeben müssen. Alle Daten landen dann verschlüsselt auf dem Google-Server, der Schlüssel dazu (Kennwort) verbleibt auf den lokalen Geräten.
Wer auf das Google-Suchprotokoll nicht verzichten kann, sollte sich für persönliche Recherchen, die weder Google noch Dritte etwas angehen, zumindest eine Ad-Hoc-Maßnahme angewöhnen: Das Suchen mit Google im „Inkognito-Fenster“ (Tastenkombination Strg-Umschalt-N) hinterlässt keine Daten im Suchprotokoll und unterbindet auch das Tracking der Website-Betreiber, die Sie gemäß Ihren Produktrecherchen danach mit Werbung bombardieren.