Livesysteme sind nicht rar: Moderne Linux-Distributionen kombinieren das Installationsmedium mit einem Livesystem, das sich zum Ausprobieren, zum Hardware-Test und zur Reparatur eignet. Der Allrounder Knoppix behält dennoch seine Berechtigung.
„Initiating startup sequence“ meldet eine Frauenstimme beim Desktopstart. Extravagante Compiz-Effekte im Standard-Desktop LXDE mit „wackeligen“ Fenstern und wechselnde Knoppix-Screensaver garnieren den Desktop. Darunter wartet eine unfassbar umfangreiche Software-Sammlung auf ihren Einsatz – eine Sammlung mit nützlichsten Werkzeugen für Netzwerk, Surfen, Office, Medien, Reparaturen, die allerdings auch vor fragwürdiger B-Ware und funktional redundanten Dubletten nicht zurückschreckt.
Das nach Klaus Knopper benannte Knoppix ist eine ganz spezielle Distribution – und dabei in der technischen Basis vom Feinsten. Das Livesystem bootet praktisch auf jedem alten wie neuen Rechner, hat einen absolut zuverlässigen Assistenten zur Einrichtung und kann optional Daten und Einstellungen durch Verschlüsselung schützen. Das inzwischen fast 20 Jahre gereifte Debian-Linux ist der Live-Klassiker: Knoppix ermöglichte den Live-Betrieb lange vor den heute verbreiteten Live-Installationsmedien von Ubuntu & Co. Mit exzellenter Hardware-Erkennung, deutschsprachiger Arbeitsumgebung, opulenter Software-Ausstattung und variabler Einrichtung bleibt Knoppix die erste Wahl für ein universelles Zweitsystem auf USB.
Download und Einrichtungsvarianten
Knoppix-Downloads werden via http://www.knopper.net/knoppix-mirrors/ hauptsächlich über Universitäten angeboten. Der Download der aktuellsten Version 8.6 (Mitte 2019, inzwischen 9.1) beträgt circa 4,3 GB. Eine schlanke CD-Version (ca. 700 MB) gibt es zwar auch noch, wird aber seit 2013 nicht mehr gepflegt und stagniert seither bei Version 7.2. Es empfiehlt sich also der Griff zur großen DVD-Variante. Achten Sie in der Liste der ISO-Dateien auf „-DE“ im Dateinamen (KNOPPIX_V8.6-2019-08-08-DE.iso), um das System mit deutscher Benutzerführung herunterzuladen.
Knoppix live: Ungeachtet mancher irreführender Hinweise ist das originale Knoppix-ISO nicht auf den DVD-Start reduziert, sondern bietet eine moderne, hybride Startumgebung. Ein Zwischenschritt über einen DVD-Rohling ist daher nicht nötig, Knoppix bootet auch von einer Rohkopie auf USB-Stick. Als Werkzeug für diese Rohkopie taugen die üblichen Tools wie dd, Gnome-Disks („Laufwerksabbild wiederherstellen“), Etcher (https://etcher.io) oder der Win 32 Disk Imager unter Windows.
Nach dem Schreiben als Rohkopie ist Knoppix ein pures Livesystem, das keinerlei Änderungen speichert – egal ob auf DVD oder auf USB. Das Dateisystem wird in den Arbeitsspeicher geladen und somit gehen die in der Sitzung getätigten Änderungen beim Herunterfahren wieder verloren. Typischerweise erkennen Sie ein laufendes Live-System mit dem mount-Befehl im Terminal, der ein „loop0“-Device, ein „cloop“-Device (komprimiert), ein „squashfs“ (komprimiert) oder auch ein „aufs“-Dateisystem anzeigt (Another Union File System). Im Falle von Knoppix gibt es mehrere cloops- und unionfs-Geräte.
Das originale Knoppix live ist ausreichend, wenn Sie gelegentlich ein transportables Zweitsystem für Reparaturen, Surfen oder Spielen benötigen.
Knoppix live mit Overlay-Partition: Die ideale Knoppix-Einrichtungsvariante für den Dauerbetrieb ist der Einsatz einer zusätzlichen, beschreibbaren Overlay-Partition. Diese speichert und transportiert nicht nur persönliche Dokumente, sondern erlaubt auch dauerhafte Anpassungen, Installation, Deinstallationen. Diese Variante ist nach unserer Kenntnis nur aus einem bereits laufendem Knoppix zu erreichen, dies aber ganz einfach: Das maßgebliche Tool liegt standardmäßig als Link „Flash Knoppix“ auf dem Desktop. Im Menü ist es unter „Knoppix -> Knoppix auf Flash kopieren“ zu erreichen. Wie der Name sagt, ist „Flash Knoppix“ der Installationsassistent für Kopien auf beschreibbare USB- und SD-Medien, kann aber auch für die Einrichtung auf Festplatten genutzt werden.
1. Der erste Dialog fragt ab, ob nur Wechselmedien oder auch interne Festplatten als Ziel infrage kommen. Je nach Ihrer Antwort ermittelt das Tool anschließend die passenden Datenträger. Das Medium, auf dem Knoppix gerade läuft, wird erfreulicherweise nicht angeboten – ein logischer, aber nicht selbstverständlicher Service des Tools.
2. Nach Auswahl des gewünschten Zieldatenträgers wählen Sie die Option „Installation auf FAT32 mit zusätzlicher Overlay-Partition“. Um das Dateisystem FAT32 der Systempartition müssen Sie sich nicht kümmern, dafür sorgt das Tool automatisch. Die Overlay-Partition („Knoppix-Data“) erhält das Dateisystem ReiserFS.
3. Die nächste Abfrage „Möchten Sie Knoppix remastern?“ ist nur relevant, wenn Sie das Knoppix-System, mit dem Sie gerade installieren, bereits individuell angepasst haben. Mit anderen Worten: Wenn Sie gerade Ihr erstes Knoppix mit Overlay-Partition erstellen, beantworten Sie die Frage mit „Nein“. In einem späteren, angepassten Knoppix ist diese Option jedoch umso wichtiger: Mit der Antwort „Ja“ erreichen Sie, dass Ihre nächste Knoppix-Kopie wieder alle persönlichen Einstellungen mitbringt.
4. Die Abfrage zur Größe der Overlay-Partition können Sie auf einem USB-Stick normaler Größe einfach mit „OK“ übernehmen. Dann erhält die Overlay-Partition auf dem Stick die komplette Restkapazität, die das eigentliche Knoppix-System übriglässt. Bei Installation auf Festplatte schränken Sie die Größe mit dem Schieberegler auf Wunsch ein.
5. Die letzte Frage betrifft den optionalen Verschlüsselungsschutz der Overlay-Partition. Es handelt sich um die einzige Möglichkeit, ein Knoppix-System systemweit zu schützen. Knoppix als Livesystem hat nämlich keine Benutzerverwaltung. Der Live-User „knoppix“ kommt ohne Anmeldung an den Desktop und ist sudo-berechtigt. Wählt man bei der Einrichtung hingegen die Verschlüsselung, dann stoppt später der Bootvorgang relativ früh (vor dem Umschalten in den grafischen Textmodus) und fragt nach dem Kennwort („passphrase“). Dieses muss ohne Feedback eingegeben werden. Ein Start des Systems ohne Kennwort ist nicht möglich; ebenso erfolglos bleibt der Versuch, die Daten mit einem Fremdsystem auszulesen. Diese Verschlüsselung ist für USB-Sticks sehr zu empfehlen, umso mehr, wenn die Overlay-Partition nicht nur Systemeinstellungen, sondern auch persönliche Daten speichert.
Knoppix auf Festplatte: Trotz ausufernder Software und verspielter Effekte ist Knoppix mit seinem pragmatischen Standarddesktop LXDE äußerst bescheiden und fordert nur circa 300 MB RAM für System plus Oberfläche. Damit ist Knoppix mit LXDE, eventuell auch mit KDE, auch ein geeigneter Kandidat für eine Festplatteninstallation auf älteren Notebooks/PCs. Der dafür vorgesehene Assistent unter „Knoppix -> Knoppix HD-Installation“ ist im Vergleich mit dem Tool „Flash Knoppix“ allerdings konfus, fehlerträchtig, wahrscheinlich fehlerhaft. Wir raten definitiv davon ab und empfehlen auch für die Festplatteninstallation das Tool „Flash Knoppix“. Dabei erhalten Sie ein Livesystem mit üppiger Overlay-Partition, das im Alltag wie ein normal installiertes Linux arbeitet – nur ohne Benutzerkonten und Anmeldesicherung. Die Overlay-Partition erhält das Dateisystem ReiserFS, das keinerlei Beschränkungen für Dateigrößen besitzt. Die fehlende Benutzersicherheit können Sie bei der Einrichtung durch die Verschlüsselungsoption kompensieren.
Das wichtigste Knoppix-Tool: Nicht ohne Grund ist „Flash Knoppix“ Dauergast auf dem Desktop. Damit machen Sie aus einem Livesystem ein flexibles Linux.Empfohlene Einrichtungsvariante mit Persistenz: Die Overlay-Partition ermöglicht dem Livesystem Desktop-Anpassungen, Installationen und Deinstallationen.Entscheidungen bei der Einrichtung: „Remastern“ ist praktisch, wenn bereits ein angepasstes (Overlay-) Knoppix vorliegt, das identisch kopiert werden soll. Verschlüsselung kompensiert die fehlende Benutzersicherheit.
Knoppix individuell einrichten
Mit Overlay-Persistenz erlaubt Knoppix Anpassungen aller Art, auch Nachinstallationen und Entfernen überflüssiger Pakete. (De-) Installationen sind über Apt im Terminal zu realisieren, auf Wunsch auch über „Einstellungen -> Synaptic-Paketverwaltung“. Voraussetzung ist zunächst das übliche
sudo apt update
zum Einlesen der Paketquellen. Danach können Sie aufräumen
Um das sehr umfangreiche Hauptmenü nicht für jeden Software-Favoriten bemühen zu müssen, empfiehlt sich nach Rechtsklick auf die „Anwendungsstartleiste“ die Einrichtung der wichtigsten Programme in der Hauptleiste. Alternativ sind auch Desktop-Links möglich, indem Sie im Hauptmenü nach Rechtsklick auf ein Tool die Option „Der Arbeitsfläche hinzufügen“ nutzen.
Wenn Sie den Knoppix-LXDE-Desktop versachlichen möchten, finden Sie mit „Einstellungen -> CompizConfig-Einstellungsverwaltung“ unter „Effekte“ die zuständigen Optionen. Zumindest die „wackeligen Fenster“ sind nicht jedermanns Geschmack. Weitere LXDE-Anpassungen zeigen die „Einstellungen“ unter „Desktop-Einstellungen“ und „Erscheinungsbild anpassen“.
Knoppix hat neben LXDE noch zwei weitere Desktops an Bord. Alternativ lassen sich auch die anspruchsvolleren Oberflächen Gnome 3 oder KDE Plasma 5 starten, dies aber, da es keine Systemanmeldung gibt, nur im laufenden System über den Menüpunkt „Knoppix-Desktop Auswahl/Neustart“. Gnome halten wir unter Knoppix für unproduktiv, weil die opulente Software-Ausstattung in der großen Gnome-Anwendungsübersicht sehr unübersichtlich wird. Außerdem ist der Gnome-Desktop für USB-Sticks (2.0) eine erhebliche Last. KDE Plasma ist mit seinem durchsuchbaren Hauptmenü die bessere und schlankere Alternative. Knoppix startet künftig so lange mit einem einmal gewählten Desktop, bis Sie über den genannten Menüpunkt wieder zu einer anderen Oberfläche wechseln.
Der schlanke LXDE-Desktop ist Knoppix-Standard. Von den angebotenen Alternativen Gnome und KDE ist nur KDE zu empfehlen.
Die interessantesten Knoppix-Tools
Das wichtigste Knoppix-Werkzeug ist „Flash Knoppix“, das wir bereits im obigen Punkt ausführlich beschrieben haben. Das Menü „Knoppix“ versammelt aber eine Reihe weiterer nützlicher Tools: Mit „Knoppix -> Netzlaufwerke suchen/mounten“ startet das System eine sehr zuverlässige Suche nach Samba-Freigaben. Zur Verbindung zu einem der dann angezeigten Server ist dann nur noch die Eingabe des Kontonamens und des Samba-Passworts nötig. Die danach automatisch eingehängte Freigabe erscheint im Dateimanager.
Umgekehrt kann Knoppix auch schnell mal selbst Daten freigeben. Während sich das veraltete Script Sambastart („Knoppix -> Samba Server“) in einer Endlosschleife verfängt, gelingt der Start des SSH-Servers über „Knoppix -> SSH Server starten“ problemlos. Zugriff erhält das Konto „knoppix“ mit dem zu vergebenden Kennwort. Linux-Rechner im lokalen Netz können sich dann mit dem Dateimanager und der Adresse „sftp://[IP-Adresse]“ bequem verbinden. Für Windows-Rechner ist der Datenzugriff über typische SSH-Clients wie Putty etwas umständlicher, weil man dann – etwa über den Midnight Commander – erst eine Shellverbindung zu einem dritten Rechner als Übergangsstation aufbauen muss.
Die Option „Knoppix -> TOR Proxy“ bereitet den Weg in das anonymisierende Tor-Netzwerk vor. Sobald das Tool die Erfolgsmeldung „TOR wurde gestartet“ bringt, können Sie über „Internet -> Tor Browser“ den Browser laden. Beim allerersten Mal muss dieser erst aus dem Web nachgeladen werden.
Eine interessante Sicherheitsfunktion bietet der Punkt „Knoppix -> Start Knoppix in KVM“. Sofern die Rechner-Hardware mitspielt, lädt Knoppix hier eine Original-Kopie seiner selbst (ohne Overlay-Anpassungen) als virtuelle Maschine mit dem Virtualisierer Qemu. Start wie Betrieb der VM verlaufen auch auf USB frappierend flott. Die VM kann etwa für den doppelt gesicherten Surfausflug mit dem Browser dienen (VM unter einem Livesystem!). Nebenbei haben Sie mit der VM immer ein originales Knoppix zur Hand, falls Sie das Overlay-System zu weitreichend abgespeckt haben.
Die Option „Knoppix -> Desktop zeigen/exportieren“ erlaubt die Remotefreigabe des Knoppix-Desktops. Dabei benutzt Knoppix das VNC-Protokoll, unterscheidet bei der Freigabe zwischen „Nur beobachten“ und „Steuerung erlauben“ und sichert die Freigabe durch ein optionales Kennwort, das Sie vor der Desktopfreigabe eingeben. Der zugreifende Rechner benötigt einen Client wie das verbreitete Remmina, das Knoppix natürlich auch an Bord hat („Internet -> Remmina“). Remmina benötigt für den Zugriff nur die IP-Adresse, das Kennwort und die Protokollangabe „VNC“. Das unter Knoppix installierte Remmina hat neben VNC und SSH auch das RDP-Plugin an Bord, das Windows für die Desktopfreigabe verwendet.
Komfortables Systemtool: „Netzlaufwerke suchen/mounten“ findet Samba/Windows-Freigaben im lokalen Netz.
Systemwerkzeuge und Zubehör
Unter den Kategorien „Systemwerkzeuge“ und „Zubehör“ versammelt Knoppix alle Gnome- und KDE-Kandidaten, die für Datenträger-, Datei-, Task- und Netzwerkverwaltung Rang und Namen haben. Knoppix will jeden Nutzer versorgen, egal von welcher Distribution und welchem Desktop er kommt. Das führt zu erheblicher Redundanz und erschwert den Durchblick gerade für weniger Erfahrene, denen Namen wie „Dolphin“, „Htop“ oder „Leafpad“ nicht auf Anhieb etwas sagen. Außerdem geht es im Hauptmenü munter hin und her zwischen beschreibenden Bezeichnungen und tatsächlichen Programmnamen. Wer hier mehr Klarheit haben will, kann auf seinem Overlay-Knoppix selbst aufräumen und aus dem jeweils halben Dutzend an Dateimanagern, Systemmonitoren, Terminals oder Texteditoren die irrelevanten herausfiltern. Ein „apt remove…“ ist die radikale Antwort, etwas sanfter ist nach
sudo pcmanfm /etc/share/applications
das Löschen oder Umbenennen von Desktop-Dateien. Geht es nur um das Entschlacken des Menüs, ist unter „Zubehör -> Hauptmenü“ der Menü-Editor Alacarte an Bord. Änderungen mit diesem Editor gelten erst nach einer Abmeldung vom Desktop.
Ungeachtet dieser eher kritischen Bemerkungen steht auf der positiven Seite außer Frage, dass jeder Linux-Nutzer unter Knoppix sein favorisiertes Systemtool vorfindet: Klassiker wie Gparted, Gnome-Disks („Laufwerke“), Hardinfo („System Profiler“) oder Gnome-System-Monitor („Systemüberwachung“) sind ebenso an Bord wie bewährte Editoren (Kate, Kwrite, Bluefish, Geany, Emacs, Leafpad), kleine Helfer wie Sweeper (Aufräumen), Baobab (Festplattenbelegung), Ark (Archivmanager) oder die Wine-Umgebung für Windows-Programme.
Office, Medien, Unterhaltung und Spiele
Das Livesystem versammelt auf komprimierten 4,3 GB eine Armada an Anwendungssoftware – auch hier mit bewusster funktionaler Redundanz, um jedem das Gewohnte anbieten zu können. Mit Alternativen wie Firefox und Chromium, Thunderbird und Evolution, VLC und MPV Player, Kdenlive und Openshot, Eog und Gpicview, Evince, Xournal, Okular (Dokumentenbetrachter) fallen die Doppelungen aber dosierter aus als bei den Systemwerkzeugen. Ansonsten steht mit Libre Office, Calibre (Ebook-Verwaltung), Gimp (Bildbearbeitung), Amarok, Audacity, Blender, Brasero, Freecad, Handbrake, Mediathekview, Inkscape, Keypassx, Ktorrent Pidgin, Remmina, Putty wirklich alles parat, was ein Linux-Nutzer für den Medien-Konsum und für den produktiven Alltag benötigt (wobei unsere kleine Liste nur die prominentesten Programme erwähnt).
Nicht zu vergessen: Annähernd 80 Spiele bringt Knoppix auch noch unter. Da ist – freundlich formuliert – auch Krimskrams dabei, aber auch viel Unterhaltsames. Spiele wie Kobi Deluxe, Kapman oder Kblocks sind nicht ganz der aktuelle Stand der Spieleentwicklung, haben aber das Suchtpotential für viele verlorene Stunden (dieser Artikel wurde trotzdem rechtzeitig fertig).
Auch das ist Knoppix: Das Livesystem bringt nicht nur Nutzwert pur, sondern auch eine ganze Menge Spielspaß mit.
Das abgebildete schwarze Tier hat gut 70 cm Risthöhe und 34 kg Gewicht. Es nennt sich Bommel und wird von den meisten Menschen als Hund wahrgenommen. In der Tat interessiert er sich für Individuen dieser Spezies, insbesondere für weibliche, jedoch mit tendenziell bisexueller Ausrichtung auch für kastrierte männliche. Trotz weiterer hündischer Merkmale des Prinzips „Immer der Nase nach“ bin ich mir nach drei Jahren mit diesem Tier so gut wie sicher, dass es sich um KEINEN Hund handelt:
Hunde rennen Stöckchen und Frisbees hinterher, Bommel nur Weibern. Hunde denken nur ans Fressen, Bommel will eine Einladung zum Napf plus Bestätigung am Napf, dass die Einladung wirklich gilt. Hunde wälzen sich in schlammigen Pfützen, Bommel macht einen Bogen. Hunde danken dir für ein Leckerli, indem sie noch den halben Finger als Zugabe nehmen. Bommel holt es sich mit zartester Rücksicht. Hunde hören auf „Stop“ und „Down“, Bommel schaut, ob das im Moment sinnvoll ist. Sieht er keinen Anlass („Hier ist kein Auto!“), schaut er mich tadelnd an – und lässt es.
Bommel ist wahrscheinlich kein Hund, sondern ein Pudel. Nach Goethe und Schopenhauer ist ein Pudel ein Wesen mit durchaus ungewissem Kern. Ich werde die nächsten Jahre nutzen, Genaueres herauszufinden.
Some people like cats exclusively. I for one care less for them. I say there is not, nor ought there be nothing so exalted on the face of God’s great earth as that prince of pets: Bommel – the king size poodle…
Um
Festplatten, SSDs und USB-Datenträger zu bearbeiten und zu
kontrollieren, bringt der Linux-Desktop alles mit. Der Installer
sorgt für die Einrichtung der Systempartition, Gnome-Disks & Co
arbeiten als Allrounder im Alltag, und Gparted ist der Partitionierer
für alle Fälle.
Hardware-seitig arbeiten Festplatten, SSDs und USB-Laufwerke unter Linux wie unter allen anderen Betriebssystemen. Einmal partitioniert, formatiert und eingebunden benötigen Datenträger nur noch gelegentliche Kontrollen der aktuellen Belegung und SMART-Checks auf eventuelle Fehler. Optimales Partitionieren, Formatieren und Mounten erforderten aber schon immer einiges Basiswissen, und diese Anforderungen an den PC-Nutzer sind in der aktuellen Übergangsphase mit fundamental unterschiedlichen Partitionsmethoden noch einmal gewachsen. Dieser Grundlagenbeitrag komprimiert die wesentlichen theoretischen und praktischen Probleme
Partitionieren und Partitionsstil
Grundlegendste Aktion bei der Festplattenverwaltung ist das Anlegen
der Partitionstabelle mit dem Partitionsstil, ferner der optionalen
Einteilung in mehrere Teile (Partitionen) sowie der optionalen
Festlegung der Partitionsgrößen. Viele PC-Nutzer bekommen von der
Partitionierung (zumindest auf der primären Systemfestplatte) gar
nichts mit, weil diese das Installationsprogramm automatisch
erledigt. Liegt dabei nur eine interne Festplatte vor, die nicht
weiter unterteilt werden soll, entfallen alle Entscheidungen zum
Partitionsstil und zur Aufteilung. Die Installer aller
Ubuntu-basierten Systeme entscheiden dann selbständig anhand der
Datenträgerkapazität über den Partitionsstil: Auf großen
Laufwerken über 2 TB Kapazität kommt modernes GPT (GUID Partition
Table) zum Einsatz, auf kleineren Laufwerken der alte MBR-Stil.
Der alte MBR-Partitionsstil (Master Boot Record, auch „msdos“-Partitionstabelle) kann Partitionen bis zu maximal 2,2 TB Größe verwalten. Für die mittlerweile gebräuchlichen Größen von 4 bis 12 TB ist der GPT-Partitionsstil erforderlich, sofern solche Festplatten als Ganzes genutzt und nicht in mehrere Partitionen aufgeteilt werden. Bei Festplatten mit mehr als 2 TB sollten Sie besser immer GPT verwenden. Bei kleineren Laufwerken ist GPT zur Nutzung der kompletten Kapazität nicht erforderlich, aber eventuell trotzdem sinnvoll, wenn der PC mit Uefi-Firmware (Unified Extensible Firmware Interface) ausgestattet ist und Sie vielleicht auch Windows parallel installieren wollen.
Werkzeuge: Die grafischen Systemtools Gnome-Disks
(„Laufwerke“) oder die KDE-Partitionsverwaltung können den
Partitionsstil einer Festplatte kontrollieren und ändern. Die
Umstellung des bestehenden Partitionsstils geht allerdings immer mit
komplettem Datenverlust einher. Wir beschreiben den Vorgang nicht mit
den Desktop-spezifischen Werkzeugen, sondern mit dem bekannten
Partitionierungswerkzeug Gparted. Gparted ist zwar nicht überall
Standard, aber bei Bedarf schnell nachinstalliert (sudoapt
install gparted in Debian/Ubuntu/Mint). In Gparted sehen Sie über
„Ansicht -> Geräteinformationen“ in der Zeile
„Partitionsstil“ den aktuellen Partitionsstil der gewählten
Festplatte – meistens „msdos“ (MBR) oder „gpt“
(GPT). Über das Menü „Gerät -> Partitionstabelle erstellen“
können Sie den bisherigen Stil ändern. Nach einem Klick auf
„Anwenden“ erzeugt Gparted eine neue Partitionstabelle. Über
„Partition -> Neu“ erstellen Sie danach eine neue Partition.
Hinweis 1: Partitionen lassen sich, egal ob mit Gparted oder
einem anderen Werkzeug, nur bearbeiten, wenn sie vorher aus dem
Dateisystem ausgehängt wurden. Gparted erledigt dies nach
Rechtsklick auf die Partition mit „Aushängen“. Falls das
Aushängen scheitert, schließen Sie alle Programme inklusive
Dateimanager, die den Vorgang durch ihren Zugriff verhindern könnten.
Auch Netzwerkdienste wie Samba können die Bearbeitung blockieren.
Wer Unmount-Blockaden ausschließen will, bootet am besten ein
unabhängiges Livesystem mit Gparted.
Hinweis 2: Gparted sammelt Aufträge wie das Löschen,
Erstellen oder Formatieren von Partitionen zunächst, ohen sie
auszuführen. Erst „Bearbeiten -> Alle Vorgänge ausführen“
startet die eigentliche Aktion.
Unter Windows zeigt die „Datenträgerverwaltung“
(diskmgmt.msc) nach Rechtsklick auf „Datenträger [x]“ und
„Eigenschaften“ auf der Registerkarte „Volumes“
den Partitionsstil an („MBR“ oder „GPT“).
Wenn keine grafische Oberfläche zur Verfügung steht, gibt es auch
Terminaltools für die Festplattenverwaltung. Der Befehl
sudo
fdisk -l
zeigt für die Laufwerke auch den aktuellen Partitionsstil an – hier
neben „Festplattenbezeichnungstyp“ als „dos“ oder
„gpt“. Für das Schreiben einer anderen Partitionstabelle,
also zum Ändern des bisherigen Partitionsstils, verwenden Sie
sudo
sgdisk -g /dev/sd[X]
nach GPT oder
sudo
sgdisk -m /dev/sd[X]
zum Schreiben einer MBR-Partitionstabelle. Ersetzen Sie dabei „[X]“
jeweils durch die richtige Kennung des Laufwerks. Bei reinen
Datenpartitionen (nur Benutzerdaten) kann mit diesen Befehlen sogar
eine Umwandlung des Partitionsstils ohne Datenverlust gelingen. Wir
raten aber davon ab, sich darauf ohne Sicherung zu verlassen.
Auch große Festplatten lassen sich im MBR-Stil durch Partitionierung komplett nutzen. Jedoch scheitert der Versuch, große Festplatten (hier mehr als 5 TB) als eine Partition anzulegen. Ändern des Partitionsstils nach GPT: Dies schreibt die Partitionstabelle neu und bedeutet in der Regel einen kompletten Datenverlust auf dieser Festplatte
Partitionen löschen und anlegen
Das Löschen von Partitionen und Einrichten neuer Partitionen erledigen die typischen Gnome- und KDE-Tools ebenso wie Gparted. Gparted zeigt nach Rechtsklick auf die symbolische Partitionsfläche die Option „Löschen“. Dies impliziert in der Regel (und mit Gewissheit nach anschließenden Größenänderungen und Formatierung) den kompletten Datenverlust auf dieser Partition. Die Option „Neu“ zum Erstellen einer neuen Partition ist im Kontextmenü nur aktiv, wenn ein freier, nicht genutzter Bereich angeklickt wurde. Es muss also erst eine Partition gelöscht werden, um deren Platz („nicht zugeteilt“) dann neu zu nutzen. Mit dem anschließend angezeigten Schieberegler bestimmen Sie dann, ob die neue Partition den kompletten Platz erhalten soll oder eine Aufteilung in mehrere Partitionen erfolgen soll. Wenn Sie nur einen Teil der Kapazität verwenden, verbleibt danach „nicht zugeteilter“ Platz, den Sie danach mit „Neu“ auf analoge Weise partitionieren.
Partitionsstil (MBR/GPT) und Multiboot
Der Partitionsstil (GPT) ist nicht nur wichtig für große
Datenträger jenseits der 2,2-TB-Grenze, sondern spielt auch eine
entscheidende Rolle, wenn mehrere Systeme parallel installiert werden
sollen – oft Linux neben Windows. Das Thema ist komplex, weil hier
auch das Rechner-Bios mitspielt – Uefi (Unified Extensible Firmware
Interface) oder Bios (Basic Input Output System). Theoretisch gibt es
jede Kombination: Typisch ist Bios/MBR sowie Uefi/GPT, jedoch ist
auch Bios/GPT und Uefi/MBR möglich. Das heisst, dass auch ein altes
Bios Systeme von GPT-Partitionen oder ein modernes Uefi vom alten MBR
booten kann. Ein Multiboot mit Windows funktioniert aber nur auf
Bios/MBR oder Uefi/GPT.
Der theoretisch anspruchsvolle Knoten ist aber in der Praxis leicht
zu lösen: Sie orientieren sich bei einer Parallelinstallationen
einfach daran, was schon vorliegt und installieren dann im selben
Modus. Ob das schon vorhandene System den Bios- oder Uefi-Modus
verwendet, erfahren Sie unter Linux im Terminal durch Aufruf dieses
Tools:
efibootmgr
Ist das Tool nicht vorhanden oder lautet dessen Ausgabe „EFI
variables are not supported on this system“, dann läuft das System
im Bios-Modus. Unter Windows informiert das Systemtool Msinfo32.
Hinter „BIOS-Modus“ steht bei Systemen im Bios-Modus
„Vorgängerversion“, andernfalls „UEFI“. Letzteres ist bei
allen neueren PCs mit vorinstalliertem OEM-Windows die Regel.
A. Liegt ein altes Bios und ein im MBR-Stil installiertes Erstsystem
vor, ist die Lage eindeutig und es kann jedes 32- oder 64-Bit-System
(Linux oder Windows) parallel installiert werden.
B. Liegt altes Bios, aber GPT-Partitionierung vor, kann nur ein
64-Bit-Linux installiert werden.
C. Liegt neues Uefi mit altem MBR-Stil vor (das geht vorläufig noch
via Compatibility Support Module), kann jedes 32- oder 64-Bit-System
(Linux oder Windows) parallel installiert werden. Dabei muss man den
Rechner über das Bootmenü des Uefi-Bios starten (frühzeitiges
Drücken der Taste F8, F12 oder Esc). Dort erscheinen dann die
Laufwerke zwei Mal – einmal mit, einmal ohne den Vorsatz „UEFI“.
Für MBR-Parallelinstallation wählen Sie Eintrag des betreffenden
Installationslaufwerks ohne „UEFI“.
D. Liegt Uefi mit GPT-Stil vor, kann ein 64-Bit-System (Linux oder
Windows) parallel installiert werden. Dabei muss man den Rechner über
das Bootmenü des Uefi-Bios starten (frühzeitiges Drücken der Taste
F8, F12 oder Esc). Für GPT-Parallelinstallation wählen Sie Eintrag
des betreffenden Installationslaufwerks mit der Angabe „UEFI“.
Tipp: Trotz dieser relativ einfachen Fallunterscheidung kann
man etwas falsch machen, was sich dann aber während der Installation
des zweiten Systems schnell zeigt: Wenn kein Erstsystem erkannt wird
und das neue System die gesamte Festplatte in Anspruch nehmen will,
müssen Sie die Installation abbrechen.
System im Bios- oder Uefi-Modus? Unter Linux beantwortet der Befehl efibootmgr diese Frage. Unter Windows hilft das Standardprogramm Msinfo32. Friedliche Koexistenz: Ubuntu & Co installieren sich im Uefi-Modus neben dem Windows Boot-Manager und integrieren den Windows-Bootloader in das Grub-Menü.
Partitionsgrößen nachträglich ändern
Die Einteilung (oder Nicht-Einteilung) eines Datenträgers kann sich
nachträglich als ungünstig herausstellen. In diesem Fall besteht
die Möglichkeit, eine bestehende Partition ohne Datenverlust zu
verkleinern und auf dem frei werdenden Speicherplatz eine neue
Partition anzulegen. Wirklich notwendig ist dieses Vorgehen aber nur
in dem Fall, dass Sie ein weiteres Betriebssystem installieren
wollen.
Werkzeuge: Erfreulicherweise sind die Installationsprogramme
aller Ubuntu-Desktopsysteme auf die Situation vorbereitet, dass die
Partition eines bestehenden Betriebssystems verkleinert werden muss.
Mit der Option „Ubuntu neben [XXX] installieren“ schlägt der
Installer eine neue Aufteilung der Partitionen vor, indem er die
Partition des bestehenden Systems verkleinert und Platz für das neue
System schafft. Die gewünschten Partitionsgrößen lassen sich
einfach mit der Maus über die Aufteilungsmarkierung einstellen.
Im Falle einer gewünschten Größenänderung ohne Installation oder
ohne einen Installer, der solche Größenänderungen beherrscht,
hilft wieder Gparted. Beachten Sie, dass Gparted nur ausgehängte
Partitionen bearbeiten kann und folglich die Systempartition eines
laufenden Systems tabu bleibt. Zugriff auf alle Festplatten hat
Gparted nur, wenn es auf einem unabhängigen Livesystem läuft. In
Gparted wählen Sie zunächst rechts oben Sie den gewünschten
Datenträger. Klicken Sie dann die Partition an, die Sie bearbeiten
wollen, und wählen Sie im Kontextmenü „Größe
ändern/Verschieben“. Wählen Sie mit dem Regler die gewünschte
Partitionsgröße oder tragen Sie die Größe hinter „Neue Größe
(MiB):“ manuell ein. Danach klicken Sie auf „Größe ändern“.
Gparted erledigt diesen wie alle Aufträge erst nach „Bearbeiten
-> Alle Vorgänge ausführen“.
Unter Windows gibt es die Datenträgerverwaltung (diskmgmt.msc), die
nach Rechtsklick auf einer Partition die Option „Volume
verkleinern“ anbietet. Die Größe der neuen Partition
definieren Sie dann mit dem Wert neben „Zu verkleinernder
Speicherplatz“. Dies ist eine weitere Möglichkeit, um eine
Parallelinstallation eines Linux vorzubereiten, das kein
ausreichendes Partitionierwerkzeug mitbringt.
Gparted verkleinert Partitionen ohne Datenverlust: Das können inzwischen auch andere Partitionsmanager, aber keiner so zuverlässig wie der Altmeister.
Formatieren: Die Dateisysteme
Partitionieren und Formatieren erscheinen in grafischen Tools in
einem Dialog wie eine Tateinheit. Tatsächlich bedeutet
Partitionieren das Aufteilen von Festplattenbereichen, während
Formatieren bereits weitaus Betriebssystem-näher das Dateisystem für
die jeweilige Partition bestimmt. Dateisysteme wie FAT32 beschränken
sich auf eine relativ simple Verweisbibliothek zum Auffinden der
Daten, Dateisysteme wie Ext4 oder NTFS erweitern diese Basisfunktion
um Rechteattribute und Wiederherstellungsprotokolle (Journaling),
Dateisysteme wie BTRFS erlauben sogar Snapshots des
Partitionszustands und die Rückkehr zu einem früheren Zustand.
Trotz zahlreicher weiterer Dateisysteme wie F2FS, JFS, ZFS, ReiserFS,
XFS ist die Wahl auf einem Desktopsystem nicht schwer: Für die
Systempartition, aber auch für alle sonstigen Datenträger, die nur
am Linux-System genutzt werden, ist Ext4 die solideste Wahl. Das gilt
auch für Laufwerke, die Netzfreigaben leisten sollen.
Dateisysteme sind allerdings nicht beliebig kompatibel. So kann (oder
will) Windows mit Ext4-formatieren Datenträgern nichts anfangen.
Wenn Datenträger wie also interne Festplatten (bei Multiboot) oder
mobile USB-Datenträger für den Datenaustausch zwischen Linux und
Windows genutzt werden, sind andere Dateisysteme zu erwägen:
* Für kleinere interne oder externe Laufwerke (USB-Sticks), die für
unkomplizierten Datenaustausch dienen sollen, eignet sich im
einfachsten Fall eine Formatierung mit dem FAT32, das alle
Betriebssystem ohne Hilfsmittel beherrschen und auch selbst
formatieren können. Auf FAT32 ist allerdings die maximale Dateigröße
auf vier GB limitiert. Wenn diese Grenze stört, kommt eventuell das
Microsoft-Dateisystem exFAT in Betracht. Linux beherrscht exFAT
demnächst standardmäßig, vorläufig ist noch die Nachinstallation
des kleinen exFAT-Treibers ist mit
sudo
apt install exfat-fuse exfat-utils
erforderlich. Danach können Sie exFAT-Datenträger sofort mit
Linux-Dateimanagern nutzen und mit Werkzeugen wie Gnome-Disks
(„Laufwerke“) auch mit exFAT formatieren („Partition
formatieren -> Andere -> exFAT“). Gparted hat exFAT zwar
in seiner Dateisystemliste, will aber bislang nicht mit exFAT
formatieren (inaktiv).
* Sind nur Linux- und Windows-Rechner im Spiel, ist das
Microsoft-Dateisystem NTFS erste Wahl. Linux wie Windows haben dort
Lese- und Schreibzugriff, Linux wie Windows können mit NTFS
formatieren. Mac OS X kann NTFS standardmäßig nur lesen.
Werkzeuge: Gparted erledigt die Formatierung einer Partition
nach Rechtsklick und „Formatieren als“, wonach die Liste
der unterstützten Dateisysteme angeboten wird. Standardprogramme wie
Gnome-Disks beherrschen diese Pflichtaufgabe natürlich ebenso
(„Partition / Laufwerk formatieren“), bieten dabei zwar
weniger Dateisysteme, leisten aber Anfängerunterstützung, indem sie
die Kompatibilität der Dateisysteme skizzieren – etwa „Zur
Nutzung mit Windows (NTFS)“.
Wenn Sie die Kommandozeile benutzen müssen, verwenden Sie den Befehl
mkfs („make filesystem“):
sudo
mkfs.ext4 -L [Bezeichnung] /dev/sd[XY]
Nach „mkfs.“ folgt die Angabe des Dateisystems „ext4“,
hinter „-L“ („Label“) geben Sie optional eine
Bezeichnung an, anhand derer sich die Partition später im
Dateimanager leichter identifizieren lässt. Den Platzhalter „[XY]“
ersetzen Sie durch die Laufwerksbezeichnung und Partitionsnummer,
etwa „/dev/sdb1“ oder „/dev/sdc2“. Für andere Dateisysteme
gibt es entsprechende Tools, beispielsweise mkfs.ntfs oder mkfs.vfat
(FAT32).
Formatieren mit Gnome-Disks: Das Tool „Laufwerke“ beschränkt sich auf die populärsten Dateisysteme, hilft aber bei der Auswahl. Gparted ist mächtiger, setzt aber Kompetenz voraus. Formatieren im Terminal: Für jedes Dateisystem gibt es ein eigenes mkfs-Tool. Rufen Sie das Tool ohne Parameter auf, um eine Übersicht der Optionen zu erhalten.
Mounten: Statisch und dynamisch
Mounten ist Pflicht: Jede Partition muss an definierter Stelle
(Mountpunkt) in das Dateisystem eingebunden werden. Die einzige
Partition, die in jedem Fall statisch beim Systemstart eingebunden
wird, ist die Systempartition. Dies wird schon bei Installation
festgelegt, wenn Sie den Installationsort bestimmen und als
Mountpunkt („Einbindungspunkt“) das Wurzelverzeichnis „/“
angeben. Resultat dieser Aktion ist ein Eintrag in der Datei
/etc/fstab, die für alle statischen Mountaufträge zuständig ist
(Beispiel):
UUID=[xxxxxxx] / ext4 errors=remount-ro 0 1
Manuelles Bearbeiten der /etc/fstab für weitere statische
Mount-Aktionen kann sinnvoll oder notwendig sein: Auf Servern, die
Laufwerke automatisch bereitstellen sollen, ist es unbedingt
notwendig, diese Laufwerke in die fstab einzutragen. Auf
Desktop-Rechnern übernimmt der Dateimanager durch dynamisches
Mounten (siehe unten) viele Mount-Aufgaben. Dennoch kann es
komfortabel sein, interne Laufwerke mit Benutzerdaten via /etc/fstab
in einen klicknahen Ordner zu mounten. Unbedingt notwendig ist ein
fstab-Eintrag auf Desktop-PCs, wenn Sie ein zusätzliches Laufwerk
exakt an einer bestimmten Stelle des Dateisystems einhängen wollen.
Die für die /etc/fstab notwendigen Informationen sind die eindeutige
UUID des Laufwerks (eine hexadezimale Ziffern- und Buchstabenfolge),
der Mountpunkt und dessen Dateisystem (ext4, ntfs…). Alle diese
Angaben liefert der Befehl
lsblk
-f
Ein Eintrag für die fstab sieht dann im Prinzip so aus
Die Partition/Festplatte mit dieser UUID wird dann automatisch im
Ordner „/srv/data“ bereitgestellt. Der angegebene
Mountordner muss existieren und sollte leer sein.
Die Komma-getrennten „Optionen“ enthalten im einfachsten
Fall nur den Wert „defaults“, können aber auch komplex
ausfallen (Fehlertoleranz, Dateirechte). Die Mount-Optionen sind
schon deshalb eine Wissenschaft für sich, weil manche Dateisysteme
ganz spezielle Eigenschaften besitzen, die mit den Optionen abgerufen
werden können. Mit „defaults“, das eine Zusammenfassung
von mehreren typischen Optionen ist, kommen Sie aber in den meisten
Fällen ans Ziel.
Bevor Sie einen Rechner mit geänderter Datei /etc/fstab neu starten,
lohnt sich immer ein manueller Test:
sudo
mount -a
Dies lädt alle Geräte, die in der Datei /etc/fstab eingetragen
sind.
Dynamisches Mounten: Auf dem Linux-Desktop erledigt der
grafische Dateimanager den Großteil des Mount-Geschäfts. Wenn Sie
ein USB-Laufwerk anschließen oder ein neues Laufwerk gerade neu
formatiert haben, taucht dieses sofort in der Navigationsspalte des
Dateimanagers auf. Nach einem Mausklick darauf erledigt der
Dateimanager das Mounten in das Dateisystem, und zwar unter
„/media/[Benutzername]/[Volume-Label]“. Bei Ubuntu verhält sich
der Dateimanager abhängig von Benutzerrechten, Dateisystem und
Laufwerkstyp unterschiedlich:
* Benutzer mit administrativen Rechten (Systemverwalter) dürfen
interne und externe Laufwerke über den Dateimanager ein- und
aushängen.
* Auch Systemverwalter erhalten bei Linux-Dateisystemen wie Ext4,
BTRFS und XFS nur Lesezugriff, Schreibzugriff gibt es auf FAT32- und
NTFS-Partitionen..
* Standardbenutzer dürfen über den Dateimanager nur externe Geräte
(USB-Sticks und Festplatten) ein- und aushängen. Auf FAT32- und
NTFS-Partitionen gibt es Lese- und Schreibzugriff.
* Standardbenutzer werden bei einem Klick auf interne, nicht
eingebundene Laufwerke zur Eingabe des Systemverwalter-Passworts
aufgefordert. Bei FAT32 und NTFS räumt Ubuntu Lese- und
Schreibzugriff ein, auf Linux-Dateisystemen gibt es nur Leserechte.
Zusammengefasst gibt es beim dynamischen Mounten von USB-Laufwerken
mit FAT32 und NTFS die wenigsten Rechteprobleme. Wenn USB-Laufwerke
ein Linux-Dateisystem besitzen, müssen Sie die Rechte wie bei
internen Laufwerken setzen, um Schreibrecht zu erreichen.
Mountpunkt ab Installation: Das Wurzelverzeichnis („/“) für die Systempartition wird schon bei der Installation festgelegt. Statisches Mounten mit /etc/fstab: Alle Partitionen, die hier eingetragen sind, lädt Linux beim Systemstart automatisch in den angegebenen Mountpunkt.
Zugriffsrechte im Dateisystem setzen
Bei neu in das Dateisystem eingebundenen Ext4-Partitionen (ebenso XFS
oder BTRFS) hat nur „root“ Schreibzugriff, andere Benutzer
erhalten nur Lesezugriff. Wenn Sie der einzige Benutzer des Systems
sind, können Sie es sich einfach machen. Mit
sudo
chmod -cR 777 /mnt/Data
setzen Sie im betreffenden Mountpunkt (hier „/mnt/Data“)
maximale Zugriffsrechte.
Bei Mehrbenutzersystemen ist die Rechtevergabe komplizierter. Hier
steuern Sie den Zugriff über die Gruppenzugehörigkeit und Access
Control Lists (ACL) mit dem Tool setfacl. Führen Sie im
Terminalfenster folgende Befehle aus:
Diese Befehlszeilen erstellen ein Verzeichnis „/mnt/Data“ für den Datenaustausch. Es gehört der Gruppe „plugdev“, die Vollzugriff erhält. „chmod g+s“ bewirkt, dass das Gruppenattribut erhalten bleibt, wenn ein Benutzer neue Dateien oder Ordner anlegt. Mit setfacl setzen Sie die Standard-Zugriffsrechte, die auf alle enthaltenen und zukünftigen Elemente vererbt werden. Im Ergebnis erhalten alle Mitglieder der Gruppe „plugdev“ Lese- und Schreibzugriff. Zur Gruppe „plugdev“ gehören unter Ubuntu/Mint standardmäßig alle Benutzer.
Kapazitäten einfach erweitern
Das Verzeichnis /home mit den Benutzerdateien erfordert in aller
Regel den meisten Plattenplatz. Sollte der Platz knapp werden, können
Sie die Daten auf eine zweite Festplatte mit mehr Kapazität
verlagern. Wichtig ist, dass gerade keine Dateien geöffnet sind,
welche die Aktion blockieren.
Das Beispiel geht davon aus, dass eine zusätzliche Festplatte unter
„/mnt/data“ eingebunden ist. Schließen Sie alle Programme und
wechseln Sie mit Strg-Alt-F1 in die erste virtuelle Konsole. Dort
kopieren Sie alle Verzeichnisse unter /home auf das zusätzliche
Laufwerk und benennen das bisherige Home-Verzeichnis um:
sudo
rsync -av /home/ /mnt/data/home
mv
/home /home.bak
Beachten Sie beim rsync-Befehl den abschließenden Slash hinter
„/home/“. Mit folgenden Befehlen erstellen Sie einen neuen Ordner
„/home“ und hängen das Verzeichnis des neuen Laufwerks an dieser
Stelle ein:
sudo
mkdir /home
sudo
mount -o bind /mnt/data/home /home
Funktioniert alles problemlos, dann sorgen Sie dafür, dass Linux den
Ordner beim Systemstart automatisch vom primären Mount-Ordner nach
/home abbildet. Dazu genügt eine zusätzliche Zeile der Datei
/etc/fstab:
/mnt/data/home
/home none bind 0 0
Mit Strg-Alt-F7 kehren Sie nun zur grafischen Oberfläche zurück und
melden sich an. Ihr Home-Verzeichnis finden Sie so vor, wie Sie es
verlassen haben – aber mit mehr Platz.
Tipp: Als alleiniger Systembenutzer lassen sich
Plattenplatznöte unter /home/[user] noch einfacher beheben. Im
Beispiel nehmen wir an, dass der Ordner ~/Videos zu viel Platz
benötigt. Auch hier schließen Sie alle Programme und mounten im
Terminal nach
mv
~/Videos ~/Videos.old
mkdir
~/Videos
den neuen Datenträger:
sudo
mount /dev/sd[xy] ~/Videos
Danach verschieben Sie alle Inhalte aus „Videos.old“ nach
„Videos“, was auch im Dateimanager geschehen kann.
Eventuelle Rechteprobleme beheben Sie so:
sudo
chmod -cR 777 ~/Videos
Hat dies alles geklappt, tragen Sie den Datenträger mit seiner UUID
und Mountpunkt „/home/[user]/Videos“ in die Datei
/etc/fstab ein.
Mount-Trick in der Datei /etc/fstab: Das unter /mnt/data eingehängte Laufwerk wird über eine zweite Zeile mit der Option „bind“ einfach ins Home-Verzeichnis verschoben.
Kontrolle des Datenträgerzustands (SMART)
Festplatten und SSDs protokollieren Statusinformationen
(SMART-Werte), die Hinweise auf Fehler und Defekte geben. Die
Werkzeuge Gnome-Disks und KDE-Partitionmanager zeigen die SMART-Werte
interner Festplatten an. Das KDE-Tool äußert sich unter „Gerät
-> Status“ relativ knapp, jedoch sollte eine positive
„Gesamtbewertung: Healthy“ für einen Gesamteindruck
ausreichen. Das Gnome-Tool ist unter „SMART-Werte und
Selbsttests“ recht gesprächig, sollte aber vor allem hinter
„Allgemeine Einschätzung“ die Aussage zeigen: „Das Laufwerk
ist in Ordnung“. Bei SSDs steht hinter „wear-leveling-count“ in
der Spalte „Normalisiert“ ein wichtiger Wert: Neue SSDs starten
bei „100“ und der Wert reduziert sich mit der Zeit. Nähert er
sich der „0“, müssen Sie das Laufwerk ersetzen.
Per USB angeschlossene Festplatten berücksichtigt das KDE-Tool
ebenfalls, Gnome-Disks allerdings nicht. Hier benötigen Sie das
zusätzliche Paket „smartmontools“ und folgenden Terminalbefehl:
sudo
smartctl -H /dev/sd[x]
Wenn der Health-Test mit „PASSED“ beantwortet wird, ist die
Tauglichkeit des Laufwerks schon erwiesen. Weitere Details gibt es
nach
sudo
smartctl -A /dev/sd[x]
und noch ausführlicher mit dem Parameter „-a“. Ein
wichtiger Wert ist “ Reallocated_Sectors_Ct“, der die Zahl
defekter Sektoren anzeigt und im Optimalfall eine „0“
bieten sollte. Gleiches gilt für „Spin_Retry_Count“, weil
die hier gezählten, gescheiterten Anlaufversuche auf mechanische
Mängel deuten. Seek- und Read-Errors sind hingegen kaum relevant.
Gnome-Disks und die KDE-Partitionsverwaltung lesen die SMART-Werte von Datenträgern aus. Die angezeigte SSD ist neuwertig und darf weitermachen:
Kontrolle der Festplattenbelegung
Auf Gnome-Desktops finden Sie das Tool Baobab („Festplattenbelegung“)
im Hauptmenü. Es zeigt die Gesamtkapazität und den Füllstand von
Datenträgern. Nach Klick auf dem Pfeil ganz rechts startet Baobab
eine Ordneranalyse, die es nach kurzer Wartezeit als Kreis- oder
Kacheldiagramm visualisiert. Das sieht hübsch aus, doch der
Erkenntniswert hält sich in Grenzen. Viele Nutzer werden sich von
df
-h | grep /dev/sd
im Terminal schneller und besser informiert fühlen. Vor allem die
Prozentzahl („Verw%“) bietet gute Orientierung. Wer eine
Größenanalyse der Verzeichnisse benötigt, ist mit einem weiteren
Terminalwerkzeug
du
-h
übersichtlich beraten. Wer es genauer wissen muss, kann auch das
Tool Ncdu nachinstallieren. Das Terminalprogramm sortiert die
Verzeichnisse nach der enthaltenen Datenmenge und kann auch aktiv
löschen. Um das komplette Dateisystem zu durchforsten, muss man Ncdu
auf der obersten Ebene starten („ncdu /“).
Verzeichnisgrößen mit Ncdu ermitteln: Auf SSH-verwalteten Servern ist Ncdu unverzichtbar und selbst auf dem Desktop eine Empfehlung.
Festplatten
zusammenlegen
Der Logical Volume Manager (LVM) erlaubt das Anlegen einer „Volume
Group“, in welche mehrere physische Laufwerke und Partitionen zu
einem logischen Laufwerk zusammengefasst werden. Der angelegte
Verbund ist dynamisch erweiterbar, enthaltene Datenträger können
also wieder entnommen oder durch andere ersetzt werden. Das ist sehr
flexibel, erhöht aber die Komplexität, zumal der Ausfall eines
Datenträgers den ganzen Verbund gefährdet. LVM hat seinen Platz
eindeutig auf Serversystemen mit flexiblen Kapazitätsansprüchen und
ist nur erfahrenen Admins zu empfehlen.
In Ubuntu & Co kann LVM bereits bei der Installation gewählt
werden. Damit wird die Systempartition zum ersten Volume der
LVM-Gruppe. Notwendig ist dies nicht, da sich LVM auch nachträglich
einrichten lässt – unabhängig von der Systempartition und
ausschließlich für Datensammlungen. Mit dem standardmäßig
installierten Terminaltool lvm ist die Einrichtung von
LVM-Pools allerdings eine mühsame Angelegenheit. Ein grafisches Tool
gibt es aktuell nur für KDE – den „KDE-Manager für
Laufwerkspartitionen“ (KVPM), der durch das gleichnamige Paket
installiert werden kann:
sudo
apt install kvpm
Die Installation von kvpm ist auch unter Gnome-affinen Oberflächen
(Gnome, Cinnamon, XFCE) möglich.
Mit KVPM ist der Ablauf dann recht bequem. Nachdem alle Laufwerke für
den künftigen Datenpool angeschlossen, starten Sie den Manager mit
root-Recht:
sudo
kvpm
Klicken Sie in der Übersicht nacheinander mit rechter Maustaste auf
alle Laufwerke und Partitionen, die zum neuen Pool gehören sollen,
und wählen Sie „Filesystem operations -> Unmount
filesystem“. Danach verwenden Sie das Menü „Volume Groups
-> Create Volume Group“, markieren die Datenträger mit
Kreuzchen und vergeben einen Gruppennamen. Nach „OK“ finden
Sie im Register „Group: [Name]“ den zusammengelegten
Speicher, den Sie nun – am einfachsten nach Rechtsklick auf den
grünen Balken – mit „Create logical volume“ als ein
logisches Volume definieren. Nutzen Sie mit dem Schieberegler den
maximalen Platz und vergeben Sie einen Volumenamen. Der
Speicherbalken ändert nun seine Farbe und nach Rechtsklick darauf
können Sie den Speicherplatz in das Dateisystem mounten. Dabei ist
noch ein beliebiges Dateisystem zu wählen und der gewünschte
Mountpunkt.
KDE-Manager für Laufwerkspartitionen (KVPM): Hier werden drei Laufwerke unter dem Namen „The_Big“ zusammengefasst. Das Gesamtvolume muss dann noch formatiert werden.
Datenträger
im Bereitschaftsmodus
Festplatten lassen sich in den Ruhemodus schicken. Die Gnome-affinen
Ubuntus inklusive Mint können mit Gnome-Disks („Laufwerke“)
einstellen, wann sich eine Festplatte abschalten soll. Wählen Sie
dort die gewünschte Festplatte aus, und gehen Sie im Menü auf
„Laufwerkseinstellungen“. Auf der Registerkarte „Bereitschaft“
setzen Sie den Schalter auf „An“ und stellen die Zeit ein, nach
der die Festplatte sich abschalten soll. Die Zeitspanne reicht von
„Niemals“ bis „3 Stunden“. Das funktioniert neuerdings auch
mit externen USB-Laufwerken.
Wenn Gnome-Disks fehlt, kann auch hdparm im Terminal den
Bereitschaftsmodus konfigurieren. Ermitteln Sie zuerst mit
blkid
die Laufwerke, Bezeichnungen und UUID-Kennungen. Ist die gewünschte
Festplatte beispielsweise „/dev/sdb“, dann aktivieren Sie mit
diesem Befehl den Ruhezustand:
sudo
hdparm -y /dev/sdb
Wenn das funktioniert, können Sie eine automatische Abschaltung
festlegen:
sudo
hdparm -S 180 /dev/sdb
Der Wert hinter „-S“ steht für 180 mal 5 Sekunden, also 900
Sekunden oder 15 Minuten. Verwenden Sie „-S 0“, wenn sich eine
bestimmte Festplatte niemals abschalten soll (siehe auch: man
hdparm). Diese Maßnahme wirkt allerdings nur bis zum nächsten
Neustart. Für eine dauerhafte Änderung bearbeiten Sie die
hdparm-Konfigurationsdatei:
sudo
nano /etc/hdparm.conf
Fügen Sie im Editor folgende Zeile am Ende der Datei an:
/dev/disk/by-uuid/[UUID]
{ spindown_time = 180 }
Die UUID-Kennungen ermittelt das Kommando blkid.
Hinweis: Der Bereitsschaftsmodus ist nur bei Daten- oder
Backupplatten sinnvoll. Auf der Festplatte mit der Systempartition
finden ständig Laufwerkszugriffe statt – die Festplatte würde also
nach dem Abschalten sofort wieder anlaufen. Die Folge wäre mehr
Verschleiß statt weniger.
Datenfestplatten in den Ruhemodus schicken: Gnome-Disks beherrscht diese Aufgabe, notfalls ist dies aber auch über hdparm im Terminal zu steuern.
Wurzelverzeichnis, bei vielen Dateimanagern als „Rechner“ bezeichnet
/boot
systemkritischer Ordner mit den zum Booten notwendigen Dateien: Kernel, Bootmanager und Ramdisk „initramrd“ mit Treiberausstattung
/boot/grub
systemkritischer Ordner mit den Konfigurationsdaten für den Grub-Bootmanager; optionale Eingriffe in die Datei grub.cfg nur für erfahrene Benutzer
/bin
systemkritischer Ordner mit den zentralen ausführbaren Programmen, die für den Systembetrieb notwendig sind (etwa bash, chmod, login, lsblk, mount …); s. a. /sbin und /usr/bin
/cdrom
alter Mountordner für den Inhalt optischer Laufwerke, eigentlich obsolet (ähnlich das inzwischen seltene /floppy)
/dev
Systemverzeichnis für Gerätedateien: Alle erkannten Geräte sind hier konsequent als Datei abgebildet
/etc
zentrales Verzeichnis für alle systemweiten Konfigurationsdateien, zum Teil als Einzeldateien im Hauptverzeichnis /etc wie etwa sudoers (sudo-Rechte), fstab (Laufwerke), mime-types (Dateitypen), shadow (Konten und Kenn wörter), zum größeren Teil in Extra-Verzeichnissen – prominente Beispiele:
/etc/apache2 für die Konfiguration des Apache-Webservers
/etc/apt/ mit der Liste der angemeldeten Paketquellen (sources.list und /etc/apt/sources.list.d)
/etc/samba mit der Konfiguration des Samba-Servers und der Windows-Freigaben (smb.conf)
/etc/ssh mit der Konfiguration von Open SSH als Client (ssh_config) und Server (sshd_config)
/etc/X11 für Konfigurationen der grafischen Oberfläche
/home
Sammelordner für alle sämtliche Benutzerkonten (mit Ausnahme von root)
/home/[user]/
Home-Verzeichnis eines Benutzers mit typischen Unterordnern für Benutzerdaten („Dokumente“, „Bilder“ etc.)
/home/[user] ist neben den temporären Mountordnern /media/[user] und /run/user/[Konto-ID] das einzige Ver zeichnis mit allen Rechten für den Benutzer inklusive Besitzrecht
/home/[user]/.cache
benutzerbezogener Zwischenspeicher hauptsächlich für Schriften, Bildminiaturen und Systemicons
/home/[user]/.config
wichtiger versteckter Sammelordner für benutzerspezifische Softwareeinstellungen (Desktop-einstellungen, Sprache, Autostart, Webbrowser, Mail, Mime-Dateitypen, Software aller Art)
/home/[user]/.local
weiterer Sammelordner für Desktop-Benutzereinstellungen, die Priorität über allgemeine Einstellungen erhalten, zum Beispiel eigene oder geänderte Verknüpfungen (.desktop-Dateien) unter ../.local/share/applications
/lost+found
enthält nach Dateisystemprüfungen mit fsck gerettete Dateifragmente (in der Regel nur für Forensiker verwertbar)
/media
Mountordner für Wechseldatenträger wie USB- oder DVD-Laufwerke, wird beim Automount grafischer Oberflächen nach Anschluss von Medien in der Regel als Mountpunkt genutzt (macht /cdrom und /floppy obsolet). Die Inhalte werden dabei unter /media/[user]/[Laufwerk] mit allen Rechten für den aktuellen Benutzer geladen.
/mnt
optionaler Ordner für temporäres und statisches Mounten externer Datenträger wie USB- oder DVD-Laufwerke (wird vom Automount auf heutigen Systemen nicht mehr genutzt, siehe /media)
/lib und /lib64
systemkritische Ordner mit unentbehrlichen Systembibliotheken (32 und 64 Bit). Weitere lib-Ordner mit System bibliotheken (etwa /usr/lib, /var/lib) sind für Anwendungssoftware notwendig, aber nicht systemkritisch
/opt
optionaler Sammelordner für nachträglich installierte Programme, die nicht zum Standardrepertoire einer Linux-Distribution gehören
/proc und /sys
Sammelordner für dynamisch abgefragte System- und Hardwaredaten aller Art, insbesondere zu CPU, RAM, Kernel, Datenträger und Prozesse; /proc ist Informationsquelle für viele Systemtools, etwa für CPU- oder RAM-Abfragen (Beispiel-Quelldateien: cpuinfo, meminfo, modules, mounts, partitions, uptime)
/tmp
Sammelordner für temporär benötigte Dateien bei der Softwareausführung und bei installationen – das einzige Verzeichnis, auf das alle Systemkonten uneingeschränkten Schreibzugriff haben
/root
Home-Verzeichnis des Pseudo-Kontos root; falls root aktiviert und genutzt wird, entstehen dieselben Unterver zeichnisse für Benutzerdaten und Konfigationsdaten wie bei /home/[user]
/run
dynamische Informationsablage für alle Programme (tmpfs-Ordner während der Systemlaufzeit)
/run/user/[user-id]/gvfs/
Mountordner für automatisch eingehängte Netzressourcen unter Gnome-artigen Desktops (Gnome, Budgie, Cinnamon, XFCE)
/usr
kein „User“- oder „Benutzer“-Ordner, sondern der umfangreiche Sammelordner für die nicht-systemnahe Anwen dungssoftware („User System Resources“), also die am Desktop meistgenutzen Programme
/usr/bin
enthält die meiste Anwendungssoftware für die grafische Oberfläche (vgl. /bin und /sbin)
/usr/lib
bevorratet die zugehörigen Systembibliotheken für nicht-systemnahe Anwendungssoftware
/usr/local
ergänzender Softwareordner: ausführbare Programme unter /usr/local/bin haben Vorrang gegenüber dem Pfad /usr/bin
/usr/share/applications
Sammelordner für Programmstarter, die in Menüs oder am Desktop angezeigt werden
/sbin
systemkritischer Ordner mit zentralen ausführbaren Programmen für die Systemverwaltung, die nur mit root- Recht laufen (etwa fdisk, fsck, hdparm, mkfs, parted …); s. a. /bin und /usr/bin
/srv
gemäß FSH-Standard (Filesystem Hierarchy) der Standard-Mountordner für Datenträger auf Serversystemen, wobei manche Serversysteme nach wie vor /mnt oder /media verwenden
/var/log
Sammelordner für Systemprotokolle
/var/spool
Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen, in erster Linie Druckaufträge
/var/www/html
Standardordner für Apache- oder Nginx-Webdienste
VIRTUELLE ORDNER
computer:///
Übersicht über alle physischen Datenträger sowie der aktuell eingehängten Netzwerkfreigaben
applications:///
Übersicht der installierten (Gnome-)Programme
burn:///
Dateien, die für das Brennen auf CD/DVD vorgemerkt sind
fonts://
Übersicht über die installierten Schriften
preferences:///
Systemeinstellungen – gleichbedeutend mit dem Aufruf gnome-control-center
trash:///
Papierkorb – gleichbedeutend mit Klick auf „Papierkorb“ im Dateimanager
Systemstart und Shutdown können Sie komplett automatisieren: Das Tool rtcwake ist auf Linux Mint vorinstalliert und kann einen Rechner ausschalten (oder in einen ACPI-Ruhezustand zu versetzen) und zur gewünschten Zeit wieder starten. Das „rtc“ im Toolnamen steht für Real Time Clock und bezieht sich auf die physikalische Hardware-Uhr. Diese läuft auch, wenn der Rechner in einem Ruhezustand oder komplett ausgeschaltet ist und kann den Neustart auslösen, wenn ein definierter Zeitpunkt erreicht ist. Unter Linux ist dieser Zeitpunkt in der Datei „/sys/class/rtc/rtc0/wakealarm“ abgelegt, und das Tool rtcwake ist das Werkzeug, diesen Zeitpunkt vorzugeben. Im einfachsten Fall sieht ein Kommando so aus:
sudo rtcwake -m off -s 60
Der Befehl ist gut geeignet, um zu testen, ob die Hardware mitspielt (x86-Hardware praktisch immer, ARM-Rechner nicht immer). Der Schalter „-m“ bestimmt den ACPI-Modus. Mögliche Werte sind „standby“, „mem“, „disk“ oder „off“ (komplettes Ausschalten). Als zweiter Parameter ist hier „-s“ („seconds“) mit einer nachfolgenden Zeitangabe in Sekunden angegeben. Der obige Testbefehl wird also das System herunterfahren und nach einer Minute neu starten (60 Sekunden).
Als zweiter Parameter ist hier „-s“ („seconds“) mit einer nachfolgenden Zeitangabe in Sekunden angegeben. Der Testbefehl wird also das System in die Bereitschaft versetzen nach einer Minute neu starten (60 Sekunden). Obwohl mit Schalter „-t“ („time) auch eine exakte Zeitangabe möglich ist, empfehlen wir, den geplanten Neustart immer mit Parameter „-s […]“ anzugeben, selbst wenn es sich um viele Stunden handelt. Es ist wenig Mühe, etwa zehn Stunden in Sekunden umzurechnen (10*3600=36000).
Um Shutdown und Start zu automatisieren, kommt nun der Zeitplaner Cron ins Spiel: Nach dem Aufruf der Crontab-Editors mit
sudo crontab -e
schaltet folgender Crontab-Eintrag
0 22 * * * /usr/sbin/rtcwake -m off -s 36000
den Rechner täglich um 22:00 Uhr ab und startet ihn nach 36000 Sekunden (10 Stunden) wieder – somit exakt um 8:00 Uhr.
Wer meint, die koreanische Firma Hardkernel mit ihren diversen Odroid-Produkten („Open Droid“) sei ein typischer Raspberry-Trittbrettfahrer, liegt mindestens teilweise falsch. Die Firma gibt es schon länger und ihr erster Platinenrechner „Odroid-PC“ datiert aus dem Jahr 2011, also ein Jahr vor dem ersten Raspberry Pi. Richtig ist aber, dass Hardkernel früh und umtriebig auf den Erfolg des Raspberry Pi reagiert hat und seit 2012 die komplette Produktpalette als Raspberry-Konkurrenz ausrichtet. Der Raspberry-Boom veranlasste Hardkernel zur Fokussierung auf Mini-Server und Platinenrechner. Die an sich vernünftige Kernstrategie war offenbar immer, für moderat höhere Preise deutlich mehr Leistung anzubieten als der Raspberry Pi. Die zahlreichen Odroid-Varianten der Jahre 2012 bis 2019 zeugen allerdings von hektischer Betriebsamkeit, die beim Konsumenten eine gewisse Ratlosigkeit hinterlässt, inwiefern sich die Produkte unterscheiden. Nachhaltigkeit und Weitblick war hier nicht zu erkennen, und diverse Odroid-Projekte kamen und starben wie Eintagsfliegen: Die sehr lange Spalte „Obsolete products“ auf der Herstellerseite http://www.hardkernel.com/main/products/prdt_info.php spricht für sich. Inzwischen hat Hardkernel seine Produktpalette konsolidiert. Der Durchblick ist heute einfacher, verlangt aber immer noch genaueres Hinsehen. Dies sollen die nachfolgenden Seiten leisten. Die aktuell noch gepflegten Odroid-Platinen verdienen diese Übersicht, da sie qualitativ und zumeist auch in der Komponentenzusammensetzung überzeugen. Eine Produktübersicht des Herstellers bietet die oben genannte Hardkernel-Webseite.
Verträgt der südkoreanische Hersteller Hardkernel, der die Odroids baut, noch mehr Konkurrenz? Die Odroid-Platinen kannibalisieren sich nämlich bereits ordentlich untereinander. Die zahlreichen Odroid-Varianten der Jahre 2012 bis 2019 beweisen viel innovatives Potential, aber keine nachhaltige Strategie. Der nächste Odroid in der jeweiligen Preisklasse ist quasi immer der Killer des letzten Odroid. Aber vielleicht ist das ja die Strategie – und beim Raspberry ja auch nicht anders. Im Unterschied zum Raspberry skalieren die Odroids aber gewaltig und bieten eine Auswahl für unterschiedliche Leistungsansprüche. Außerdem hat uns bislang jede Odroid-Hardware qualitativ und in der Komponentenzusammensetzung überzeugt. Ein eventueller Schwachpunkt ist die Systemsoftware.
Die Odroids: Allgemeine Vorbemerkungen
Für alle Odroid-Platinen gibt es eine Reihe von Linux- und Android-Betriebssystemen, die Sie herunterladen und mit den üblichen Werkzeugen auf Micro-SD schreiben. Anlaufstelle ist das Wiki https://wiki.odroid.com, das auch über die Hauptseite erreichbar ist (www.hardkernel.com). Sie finden in der linken Spalte die aktuellen Platinenmodelle, und unter dem einzelnen Modell jeweils den Eintrag „os_images“. Hier erscheinen dann die offiziellen Android- und Linux-Images, ferner unter „third party“ weitere inoffizielle, aber beachtenswerte Systeme wie etwa Dietpi oder Openmediavault.
Die Auswahl an Systemen ist insgesamt nicht üppig, aber jederzeit
ausreichend: Ein ausbaufähiges LTS-Ubuntu, oft mit Mate-Desktop, ist
für alle Platinen im Angebot. Problematischer als die Systemauswahl
ist die Tatsache, dass ständig neue Odroid-Geräte die älteren
verdrängen und diese dann Software-technisch nicht mehr gepflegt
werden. So wird etwa der ältere, sehr brauchbare Odroid U3 längst
nicht mehr verkauft und auch nicht mehr gepflegt. Über das
letztaktuellste Ubuntu 16.04.6 (mit Update-Support bis 2021) auf
dieser Platine wird daher wohl keine jüngere Version mehr
hinausführen. Eine ähnliche Entwicklung ist für alle Odroids
(außer H2) zu bedenken: Unter Umständen muss dann das Gerät ohne
Updates weiterlaufen, was beim lokalen Heimserver kein ernstes
Problem ist, aber jede Öffnung für den Internetzugriff verbietet.
Eine weitere Einschränkung gilt für alle Odroids: Die Platinen
haben allesamt keinen WLAN/Bluetooth-Funkchip an Bord. Das ist
letztlich konsequent, weil ein H2, N2, XU4 oder HC1 für
Serveraufgaben prädestiniert ist, die nur mit verkabeltem Ethernet
Sinn machen. Wer zusätzliches WLAN oder Bluetooth benötigt, muss
dies über einen WLAN- oder Bluetooth-USB-Stick nachrüsten. Die
Firma Hardkernel bietet dafür eigene Dongles, jedoch funktionieren
auch alle anderen Linux-kompatiblen Dongles wie Edimax EW-7811UN,
Asus N10 Nano oder CSL 300.
Deutscher Vertreiber für sämtliche Odroid-Platinen und Zubehör ist Pollin (www.pollin.de). Das Meiste finden Sie auch bei Reichelt (www.reichelt.de) und Amazon.
Kein Platinenrechner, sondern eher ein Ausbau-Barebone mit Intel-CPU: Der Odroid H2 ist flexibel mit RAM, eMMC-Karte oder NVME-SSD bestückbar, bootet aber auch via USB oder SATA.
Odroid H2: Ein Ausbau-Barebone
Der Odroid H2 wurde Ende 2018 erstmalig angeboten, war nach zwei
Tagen ausverkauft und dann erst wieder ab Juli 2019 verfügbar. Das
in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliche Gerät gehört nicht
wirklich in die Kategorie der Platinenrechner, sondern ist ein
Ausbau-Barebone, der eher mit Zotac-Boxen oder Intel NUCs
konkurriert. Dies zeigt sich schon an der Größe der Platine (11 mal
11 Zentimeter) und an der Tatsache, dass die typische GPIO-Leiste mit
den programmierbaren Pins für Bastelprojekte fehlt. Der Odroid H2
ist ganz klar als Barebone für Heimserver oder Zweit-Desktops
konzipiert.
Intel-CPU: Mit dem Intel Processor J4105 (Quadcore mit 1,5 bis
2,5 GHz) verlässt der Odroid H2 die sonst übliche ARM-Plattform.
Diese Celeron-CPU auf der 130-Euro-Platine ist natürlich kein
Gaming-Renner, kann aber mit älteren AMD Phenom/Athlon oder
schwächeren Intel-i3-CPUs mithalten und ist jederzeit
Desktop-tauglich. Aufgrund der x86-CPU gibt es keinerlei
Einschränkungen hinsichtlich des Betriebssystems: Windows kann
ebenso installiert werden wie jede Linux-Distribution. Angemessen ist
ein leichtgewichtiges Ubuntu, mit dem sich der Odroid H2 geradezu
spielt.
DDR4-RAM: Der Arbeitsspeicher kann je nach Bedarf auf zwei
Bänken auf bis zu 32 GB bestückt werden (DDR4 SO-DIMM). Für eine
der Platine angemessenen Rolle als Daten- oder Medienserver sollten
aber 4 GB oder allenfalls 8 GB allemal ausreichen.
Anschlüsse: Für Serverrollen ist der Odroid H2 auch sonst
bestens gerüstet: Zwei SATA-3.0-Ports und zweimal USB 3.0 (ferner
zweimal USB 2.0) sorgen für schnellen Datentransfer auf
angeschlossenen Festplatten. Für den Netztransport sind zwei
schnelle Gigabit-Ethernet-Anschlüsse vorhanden, die auch einen
Einsatz als Netzwerkbrücke zwischen zwei lokalen Netzen oder als
Hardware-Firewall hinter dem Router anbieten. Unter halbwegs idealen
Umständen messen wir bis zu 115 MB/s, die der Rechner als
Samba-Server ausliefert, was sich dem theoretischem Maximum von
Gigabit-Ethernet nähert.
Der Rechner besitzt ein Uefi-Bios wie ein PC und kann sein
Betriebssystem von SATA, USB, eMMC-Karte oder NVM-Express-SSD booten.
Ein Micro-SD-Einschub wie auf typischen Platinenrechnern ist nicht
vorhanden und auch nicht nötig. Die Installation eines
Betriebssystems erfolgt wie auf einem PC über ein Linux-Livesystem
via USB-Stick oder über ein DVD-Laufwerk am USB-Anschluss. Für
Monitoranschluss sind ein HDMI-Ausgang und ein Display-Port 1.2 (4K)
vorhanden. Neben der Soundausgabe via HDMI gibt es auch noch analoge
Aus- und Eingänge für Klinkenstecker.
Mit solcher Ausstattung kann die Platine locker mehrere Rollen
erledigen: In unserem Fall arbeitet er mühelos als zentraler Samba-
und SSH-Server, als Apache-Server für eine Dokumentenzentrale und
als Kodi-Mediencenter für das TV-Gerät via HDMI.
Lautlos: Die lüfterlose Platine macht keinerlei
Betriebsgeräusche und zeigt trotz passiver Kühlung moderate
Temperaturen zwischen 40 und 55 Grad. Die Leistungsaufnahme liegt
höher als bei Raspberry & Co bei etwa 5 Watt im Leerlauf, 7-8
Watt bei Last und gelegentlichen Spitzen bis zu 12 Watt.
Preise: Der Preis von 130 Euro darf nicht täuschen: Dafür
gibt es nur die nackte Platine ohne Netzteil, ohne RAM, ohne Gehäuse,
ohne Bootmedium, ohne Kabel. Um das Barebone-ähnliche Ausbau-Board
zum Laufen zu bringen, sind folgende Ergänzungen einzuplanen: ein
Netzteil (ca. 14 Euro), ein Gehäuse (ca. 12 Euro), 4 GB RAM
(DDR4-SO-DIMM, ca. 50 Euro), eMMC-Karte mit 64 GB (ca. 55 Euro),
eventuelle Kabel wie Displayport nach HDMI (10 Euro), SATA-Kabel (5
Euro). Es ist ratsam, den Kauf der Komponenten so abzusichern, dass
am Ende alles passt. Der Vertrieb pollin.de kann da manche Zweifel
beseitigen, insofern er das H2-taugliche Zubehör direkt anzeigt.
Der Gesamtpreis geht dann schnell Richtung 300 Euro, wobei die
angeführten Beispiele bei RAM und eMMC sowohl nach oben wie nach
unten zu skalieren sind. Eine schnelle eMMC-Karte ist optimal, aber
optional, da der Odroid H2 auch reichlich andere Bootoptionen
besitzt.
Odroid N2 auf großem Kühler: Das Beste an dieser Hardware sind 6-Kern-CPU, Coolness und geringer Stromverbrauch. Die Input/Output-Leistung ist nicht besser als beim Odroid XU4.
Odroid N2: Coole Platine
Nimmt man den beschriebenen Odroid H2 aus den genannten Gründen aus
der Rechnung, ist der Odroid N2 das aktuelle Spitzenmodell der
Odroid-Platinenrechner. Der seit Frühjahr 2019 erhältliche Odroid
N2 versteht sich mit 40-poliger GPIO-Leiste auch als Bastelplatine,
ist aber in erster Linie als Heimserver oder Zweit-Desktop
konzipiert. Auffällig ist das Kühlkonzept der relativ breiten
Platine, die komplett auf einem ebenso großen, passiven Kühlkörper
sitzt.
6-Kern-CPU: Die Platine kombiniert sechs ARM-Kerne – zwei
kleine Kerne (Cortex A53 mit 1,9 GHz) und vier große (Cortex A73 mit
1,8 GHz). Die Leistung ist spürbar, aber nicht dramatisch besser als
beim neuen Raspberry. Mit dieser CPU und dem Mali-Grafikchip G52
liefert der Odroid N2 einen nahezu flüssigen Desktop. Beim Einsatz
als Zweit-Desktop ist die Hardware dem Raspberry Pi 4 eindeutig
überlegen.
Anschlüsse: Der Odroid N2 bietet kein SATA, aber viermal USB
3.0. Für den Netzverkehr gibt es einen Gigabit-Ethernet-Anschluss,
womit der Rechner als Samba-Server bis zu 110 MB/s liefert. Weniger
erfreulich ist die Leistung der USB-Ports, die sich per internen Hub
einen USB-3.0-Kanal teilen. Dies führt beim lokalen Austausch
zwischen diesen USB-Laufwerken zu eher enttäuschendem Durchsatz.
Eine große Datenfestplatte ist daher die klügere Ausstattung als
mehrere kleine, zumal diese einen zusätzlichen Hub erfordern.
Alternativ zur Micro-SD-Karte kann das Betriebssystem auch von einer
schnelleren eMMC-Karte gebootet werden. Die Auswahl des Boot-Mediums
erfolgt über einen kleinen Schalter auf der Platine. Zur
Soundausgabe gibt es neben dem typischen HDMI-Ausgang (Standardgröße)
einen analogen Ausgang für Klinkenstecker. Außerdem ist ein
Infrarot-Empfänger an Bord.
Lautlos und kühl: Die mit 10 mal 9 Zentimeter relativ breite
Platine auf dem großen passiven Kühler arbeitet lüfterlos und
somit absolut lautlos. Das Kühlkonzept scheint überzeugend, da die
Platine im Leerlauf nur 35 Grad meldet und unter Last kaum über 45
Grad zu heizen ist. Das ist auch haptisch anhand der offenen Platine
leicht zu verifizieren, während man beim Raspberry Pi 4 die Finger
besser weglässt. Das Gerät bestätigt seine Coolness auch beim
Stromverbrauch: Nur 2 bis 3 Watt fordert der Leerlaufbetrieb und bei
Last geht es maximal Richtung 5 Watt.
Für die Stromversorgung externer 2,5-Zoll-USB-Festplatten über die
USB-Ports gilt Ähnliches wie beim Raspberry: Zwei Laufwerke sind
bereits zu viel, spätestens dann, wenn die Laufwerke Arbeit
bekommen. Ohne zusätzlichen, aktiven USB-Hub geht es also auch hier
nicht.
Preise: Die Platine gibt es mit 2 oder 4 GB DDR4-RAM für
circa 80 beziehungsweise 95 Euro. Wenn Kabel für HDMI und eine
SD-Karte vorhanden sind, ist der Odroid N2 damit bereits vollständig
ausgestattet. Das optionale Gehäuse für etwa 7 Euro ist eigentlich
nur eine Abdeckung, die in die Schiene des Lüftersockels geschoben
wird.
Odroid XU4: Das Auslaufmodell
Bis Ende 2018 noch Spitzenmodell gerät der Odroid XU4 durch die
hauseigene Konkurrenz und den Raspberry Pi 4 zum Auslaufmodell. Die
Platine hat gegen den Pi 4 nur noch schwache Argumente, und wem
dieser nicht genügt, kann zum Odroid N2 greifen. Das ist fast
bedauerlich, denn der XU4 hat sich im Server-Dauerbetrieb als äußerst
robust und zuverlässig erwiesen. Solche Nachhaltigkeit als
unermüdlicher Rechenknecht muss der Odroid N2 erst noch nachweisen.
Desktop-tauglich ist der XU4 allerdings im Unterschied zum N2
definitiv nicht. Die besten Chancen hat die XU4-Hardware eventuell
noch in ihren spezialisierten Varianten HC1 und HC2, die ebenfalls
auf Odroid XU4 basieren (siehe unten).
CPU und RAM: Der Achtkerner arbeitet mit zwei Quadcore-CPUs,
wobei je nach Auslastung der Vierkerner Cortex A15 mit 2 GHz oder der
sparsamere Vierkerner Cortex A7 mit 1,4 GHz zum Zuge kommt. Mit
standardmäßig zwei GB DDR3-RAM ist die Platine für den
Serverbetrieb ausreichend bestückt.
Anschlüsse: Entscheidend für den Datendurchsatz ist die
Kombination von USB 3.0 (zweimal) mit Gigabit-Ethernet. Die
theoretischen 125 MB/s erreicht die Platine zwar nicht, aber 80 bis
90 MB/s sind maximal möglich. Als Boot- und Systemmedium kommt
sowohl die typische Micro-SD-Karte als auch eine eMMC-Karte infrage.
Die Auswahl des Medium erfolgt über einen kleinen Schalter auf der
Platine. Für Erweiterungen und Bastellösungen gibt es zwei
Pin-Anschlüsse (30 plus 12).
Mit und ohne Lüfter: Das Kühlkonzept des Odroid XU4 wurde
seit seinem Erscheinen 2015 vielfach kritisiert. Von Platinenrechnern
erwarten die Kunden lautlosen Betrieb. Der XU4 hat einen aktiven
Lüfter, der seine kleinen Maße mit hoher Drehzahl ausgleicht. Das
Geräusch ist nicht laut, aber aufgrund der hohen Frequenz
unüberhörbar. Beim Einsatz als Medienserver im Wohnzimmer kann das
durchaus stören. Daher hat Hardkernel den Odroid XU4Q mit passivem
Kühlkörper nachgeschoben („Q“ für „quiet“). Die Variante
ist etwas preiswerter, aber etwas leistungsärmer, weil die Platine
hier häufiger auf die schwächere A7-CPU schaltet. Wer einen XU4
besitzt, kann den aktiven Lüfter auch durch den passiven Kühlkörper
ersetzen, der als Einzelzubehör für etwa acht Euro verkauft wird.
Stromverbrauch: Die Platine kommt im Idle-Betrieb auf etwa 4
Watt und fordert bei Last und laufendem Lüfter bis zu 10 Watt.
Preise: Die Preise für den Odroid XU4 dürften demnächst
purzeln. Bislang kostet er immer noch etwa 80 Euro, als lüfterloser
XU4Q circa 75 Euro (www.pollin.de).
Aktuelle Bundles liegen aber bereits unter 100 Euro und liefern
Gehäuse, Netzteil, SD- und eMMC-Karte mit.
Odroid XU4 mit und ohne Lüfter: Die bewährte Platine bleibt mit Netzteil, Gehäuse, eMMC- und SD-Karte unter 100 Euro. Die lautlose XU4Q-Variante mit passiver Kühlung taktet etwas niedriger.
Odroid HC1/HC2: Kleine Heimserver
„HC“ steht für „Home Cloud“. Die beiden Odroid-Varianten
basieren auf XU4 und sind hinsichtlich CPU, GPU, RAM und
Gigabit-Ethernet identisch ausgestattet. Statt USB 3.0 (nur einmal
USB 2.0) gibt es hier eine SATA-3-Schnittstelle für genau eine
Festplatte oder SSD, die in das Alu-Gehäuse eingeschoben wird. HC1
und HC2 fokussieren auf einen kleinen, schnellen Netzwerkspeicher für
private Zwecke. HC1 und HC2 haben kein HDMI oder sonstigen
Monitor-Anschluss: Das System kann nur über das Netzwerk mit SSH
erreicht und verwaltet werden.
Preise: Die lüfter- und lautlosen HC1 und HC2 kosten circa 60
und 65 Euro. Der einzige Unterschied der beiden Varianten ist das
Alu-Gehäuse, das beim HC1 nur ein 2,5-Zoll-Laufwerk, beim größeren
HC2 wahlweise eine 2,5- oder 3,5-Zoll-Festplatte aufnimmt. Das
unentbehrliche Netzteil kostet circa 8 Euro.
HC1/2 („Home Cloud“) basieren auf dem XU4, haben aber einen SATA-Anschluss für eine Festplatte (HC1 nur 2,5 Zoll). Wo dies genügt, bietet die Hardware ein aufgeräumtes Mini-NAS.
Odroid C1/C2: Obsolet
Die soliden Platinen Odroid C1 und C2 waren 2015 mit Quadcore-CPU, 1
oder 2 GB RAM sowie Gigabit-Ethernet als Raspberry-Konkurrenz
geplant. Sie konnten aber schon neben dem Raspberry Pi 3 B+ (Anfang
2018) nur noch aufgrund der schnelleren Ethernet-Schnittstelle
bestehen – neben dem aktuellen Raspberry 4 wohl definitiv nicht mehr.
Der Odroid C2 wird derzeit immer noch für knapp 55 Euro verkauft –
Tendenz fallend. Die Pi-Variante mit 2 GB RAM kostet 50 Euro und
schlägt den Odroid C2 (ebenfalls 2 GB RAM) in allen anderen
Belangen.
Solide Platinen für kleine Aufgaben: Odroid C1/C2 eignen sich besonders für kleine Apache-Webdienste, dürften aber neben dem Raspberry Pi 4 ausgespielt haben.
Exkurs: X86 und ARM – ein CPU-Vergleich am Beispiel Odroid XU4
Die Octacore-CPU des Odroid XU4 mit 2 GHz klingt nach mächtig viel Leistung. Jedoch handelt es sich um zwei Quadcore-ARM-Einheiten, die je nach Anforderung zur schnelleren oder stromsparenderen umschalten. Vor allem aber darf man generell die Taktraten und die Kernzahlen von ARM-Prozessoren nicht annähernd den x86-CPUs von PCs und Notebooks gleichsetzen. Die kleine Tabelle zeigt, dass die Intel Atom-CPU eines 10 Jahre alten Netbooks immer noch knapp vor der ARM-Quadcore-CPU eines Raspberry 3 liegt. Die Platine Odroid XU4 lässt diese Netbook-CPU zwar deutlich hinter sich, kommt aber nicht annähernd an Notebook- und PC-Prozessoren heran. Unser Vergleich wurde mit Sysbench auf der Kommandozeile ausgeführt.
Das Open-Source-Programm Calibre hat sich ganz auf die
Verwaltung von E-Books spezialisiert. Für wirklich große Sammlungen lohnt sich
Calibre als Server, der die Bibliothek über jeden Browser für alle Netzgeräte
bereitstellt.
Mit der Verbreitung von Tablets gewinnen E-Books – oft im
PDF-, MOBI-, CHM- oder EPUB-Format – immer mehr Freunde. Selbst bibliophile und
konservative Leser sind leicht durch die unbestreitbaren Vorteile zu überzeugen,
die E-Books auf einem handlichen Tablet bieten: Textgröße, Kontrast, Helligkeit
lassen sich an jede Situation anpassen. Und auf einem Tablet passt eine ganze Bibliothek
ins Handgepäck. Für eine opulente oder systematische Sammlung belletristischer
und technischer Bücher ist aber die Aufbewahrung auf verstreuten Lesegeräten
suboptimal: Neben der Frage „Was habe ich eigentlich wo (doppelt)?“
wird dort auch schnell der Speicher knapp. Eine ideale zentrale Lösung für das
Heimnetz bietet die Software Calibre mit seiner Server-Komponente.
Calibre installieren und Bibliothek erstellen
Calibre gibt es für alle Betriebssysteme unter https://calibre-ebook.com/download.
Diese Anlaufstelle ist auch für Linux zu empfehlen, weil eine Installation über
die Paketquellen etwa unter Debian/Ubuntu/Mint mit
sudo apt install calibre
nur ältere Versionen anbietet. Für die lokale Nutzung auf
einem Rechner spielt das keine große Rolle, aber gerade die Serverkomponente
hat in den aktuellen Versionen funktional dazugelernt und kommt auch optisch
wesentlich frischer daher. Verwenden Sie daher zur Installation diese
Befehlskombination:
Das komplexe Kommando kann von der oben genannten Downloadseite oder von hier ohne Tippaufwand direkt ins Terminal kopiert werden. Diese Installationsmethode funktioniert auch als Update einer älteren Version, wobei eine bereits bestehende Bibliothek erhalten bleibt. Calibre ist nach der Installation über das Desktop-Menü oder mit dem Aufruf calibre im Terminal zu erreichen.
Für den Aufbau und die
Erweiterung einer Bibliothek dient die Schaltfläche „Bücher
hinzufügen“. Den Massenimport von heterogenen Formaten und ganzer
Verzeichnisebenen ermöglicht die Unteroption „Bücher aus verschiedenen
Verzeichnissen […], jede e-Book-Datei ist ein anderes Buch“. Damit
integrieren Sie unstrukturierte Sammlungen von PDF-, HTML-, EPUB- und
Office-Formaten in die Calibre-Datenbank. Beachten Sie, dass Calibre alle
Dateien physisch kopiert und standardmäßig im Ordner ~/Calibre-Bibliothek/
einsammelt. Beim Import aus unstrukturierten Quellen wird die Software versuchen,
aus Dateinamen und Metadaten Informationen zu beziehen, um jedes Buch sinnvoll
zu katalogisieren. Fehler aufgrund unzulänglicher Metadaten sind beim
Massenimport unvermeidlich, können aber später über „Metadaten
bearbeiten“ manuell und mit der Hilfe von Online-Diensten („Metadaten
herunterladen“) korrigiert werden.
Die Suche bestimmter
Titel erfolgt im Suchfeld über dem Hauptfenster. Weitere Filtermöglichkeiten
bieten Kategorien in der linken Navigationsleiste wie „Autoren“,
„Formate“, „Bewertung“ oder „Schlagwörter“. Zum
Lesen eines markierten Titels verwenden Sie die Schaltfläche „Bücher
öffnen“.
Da es nicht primärer
Gegenstand dieses Beitrags ist, die zahlreichen Filter-, Konvertierungs- und
Einstellungsoptionen der komplexen Software zu erläutern, verweisen wir an
dieser Stelle auf das größtenteils deutschsprachige Online-Handbuch
unter https://manual.calibre-ebook.com/de/.
Calibre als Lektüre-Server im Netz
Ist eine Bibliothek erst einmal eingerichtet, kann
Calibre diese für das Netzwerk freigeben. Für den Start der Serverkomponente
genügt der Klick auf „Verbinden/Teilen -> Inhalteserver starten“.
Danach informiert Sie ein weiterer Klick auf „Verbinden/Teilen“,
unter welcher Adresse der Blbliotheksserver zu erreichen ist. Eine Angabe wie
„192.168.178.10, port 8080“ zeigt, dass jeder Browser im lokalen Netz
mit der Adresse „192.168.178.10:8080“ zum Calibre-Server gelangt. Wie
bei jedem Server ist es auch hier von Vorteil, diese IP-Adresse statisch zu
setzen (über den Router), damit Sie sich künftig jederzeit mit einem
Lesezeichen verbinden können. Der Calibre-Server kann unter „Einstellungen
-> Netzwerkserver“ detailliert konfiguriert werden. Falls nötig, gibt
es unter „Benutzerkonten“ auch eine Benutzerverwaltung mit
Zugriffskennwörtern.
Auf Client-Seite ist das wichtigste Werkzeug das
Lupensymbol im Seitentitel. Im einfachsten Fall geben Sie im Suchfeld einen
Autoren- oder Titelnamen ein. Die Treffer werden mit ihrem Titelbild angezeigt,
und ein Klick darauf bietet Detailinformationen sowie die Optionen
„Lesen“ und „Herunterladen“. Für die Option
„Lesen“ wechselt der Browser automatisch in den Vollbildmodus.
Bei einer umfangreichen und gut gepflegten
Calibre-Bibliothek können Sie unterhalb des Suchfeldes die Suchkategorie
eingrenzen und etwa nur in der Kategorie „Schlagwörter“ nach einem
bestimmten Begriff suchen oder unter „Bewertung“ nach einem
speziellen Rating.
Calibre-Server
„headless“: Die bislang beschriebenen Einrichtungs- und Server-Möglichkeiten
orientierten sich an der grafischen Oberfläche von Calibre. Für den grundsätzlichen
Aufbau der Bibliothek und insbesondere für Nachbesserungen an den
Meta-Informationen ist die grafische Oberfläche in der Tat dringend zu
empfehlen. Calibre bietet jedoch darüber hinaus Kommandozeilenwerkzeuge, die
eine vollständige Steuerung über eine SSH-Konsole ermöglichen. Somit kann der
Lektüre-Server auch auf einem Platinenrechner ohne Monitor und Tastatur laufen
(headless). Der wichtigste Befehl
calibre-server /home/ha/Calibre-Bibliothek/
startet die Server-Komponente und ist im Prinzip
gleichbedeutend mit dem Menüpunkt „Verbinden/Teilen -> Inhalteserver
starten“ an der grafischen Oberfläche. Der Befehl gibt nur den einfachsten
Einsatz wieder, ist aber für das Heimnetz in der Regel völlig ausreichend. Die
Hilfeseite
calibre-server --help
informiert darüber, dass Sie auf der Kommandozeile alles
steuern können, was auch auf der grafischen Oberfläche unter
„Einstellungen -> Netzwerkserver“ zu finden ist.
Für den Ausbau und die Verwaltung der Bibliothek ist das
mächtige Kommandozeilenprogramm calibredb zuständig. Der wichtigste Schalter
„add“ kann alles, was die Optionen unter „Bücher
hinzufügen“ auf der grafischen Oberfläche anbieten. So importiert der
Befehl
calibredb add --recurse /media/ha/Data/PDFs
alle E-Book- und Textformate, die im angegebenen Pfad
liegen, in die Calibre-Bibliothek. Weitere add-Optionen zeigt die Hilfeseite calibredb add –help undden Gesamtumfang des Tools calibredb der
Befehl calibredb –help. Theoretisch
lässt sich damit ein Calibre-Server von Anfang an und vollständig ohne
Oberfläche betreiben – wirklich komfortabel ist das allerdings nicht. Wir
empfehlen daher, die Basis im grafischen Programm zu legen. Der Serverstart und
gelegentliche Nachbesserungen bereiten hingegen über das SSH-Terminal im
Headless-Betrieb keine Mühe.
Calibre-Bibliothek übers Netzwerk durchsuchen: Die Suchergebnisse werden mit Buchtitel angezeigt, nach einem Klick darauf erscheinen weitere Optionen. „Lesen“ oder „Herunterladen“: Nach Auswahl eines Buchtitels kann die Lektüre beginnen. Beim direkten „Lesen“ ist Voraussetzung, dass der Browser das Format versteht.
Wer jahrelang unbekümmert PCs und Smartphones mit Google-Konto nutzt, wird für Google zum offenen Buch. Dagegen hilft nur Kontrolle, disziplinierter Gebrauch der Dienste und sorgfältige Konfiguration der Einstellungen.
Ein digitales Leben ohne die Datenkrake Google? Möglich
ist vieles, aber dieser Vorsatz wäre ein anstrengendes Unterfangen – und für
Besitzer von Android-Smartphones gar unmöglich. Klüger als ein ideologisches „Anti-Google“
ist die datenschutzbewußte Nutzung der Google-Angebote. Denn Google beherrscht
sein Handwerk: Suchmaschine, Browser Chrome, Mail, Drive, Docs und Tabellen, Messenger
Allo, Netzwerk Google+, Maps und Earth, Android – technisch ist der
Google-Kosmos meistens nicht zu überbieten. Alternativen gibt es zwar für
alles, aber Google ist fast überall schneller, präziser, vernetzter oder schlicht
komfortabler. Daher die pragmatische Konsequenz: Google zu nutzen bringt
Vorteile – und die Nachteile lassen sich durch Disziplin minimieren.
1. Der Überblick: Das weiß Google über Sie
Haben Sie noch den Überblick, was Sie alles an Google-Diensten nutzen? Erste Anlaufstelle für eine Übersicht, die vielleicht längst vergessene Aktivitäten wieder ans Licht befördert, ist das Dashboard:
Hier geht’s ins Detail, Dienst für Dienst. Wenn Sie diese Dienste durchgehen und dabei Altlasten finden, die Sie heute weder Google noch der Öffentlichkeit anvertrauen möchten, dann entfernen Sie diese Inhalte, gegebenenfalls auch aus dem Papierkorb. Erste Kandidaten für eine kritische Durchsicht sind Google Drive und Google Fotos. Bei den meisten aufgeführten Diensten gibt es nach dem Aufklappen ein Menü mit der Option „Daten herunterladen“. Dies kann sowohl dem besseren Überblick dienen als auch der lokalen Sicherung, bevor Sie im Google-Dienst aufräumen.
Eine umfassendere Methode, alles einzusammeln, was Google
an Daten von Ihnen besitzt, ist ein Download aller Daten („Takeout“)
aus allen Diensten. Dafür gibt es diese beiden Adressen:
Wer genau wissen will, was Google über ihn weiß, kann ein Archiv sämtlicher Daten anfordern. Die Durchsicht dieser Daten wird oft zur verblüffenden Zeitreise.
Beide erlauben per Mausklick die Auswahl aller oder
einiger Google-Dienste, wobei die erste Adresse übersichtlicher ist und die
Wahl von Archivformat und „Übermittlungsmethode“ vorsieht. Beachten
Sie, dass der vollständige Download aller bei Google gespeicherten Daten inklusive
Google Mail, Google Drive, Google Fotos erhebliche Datenmengen ergeben kann. In
solchen Fällen ist es klug, jene Dienste, deren Daten man durch tägliche Nutzung
im Griff hat, vom „Takeout“ auszunehmen. Interessant ist ja, was
Google ohne aktive Mitwirkung des Nutzers ansammelt.
Wenn Sie einige Jahre mit einem Google-Konto, mit
mehreren Geräten und eventuell auch mit GPS-Chip im Smartphone oder Tablet unterwegs
waren, wird Sie das Ergebnis eines „Takeouts“ bedenklich stimmen. Die
Summe dessen, was Sie als Kontakte pflegen, was Sie allgemein in Google,
Youtube und Maps, spezieller in Google Shopping und im Play Store suchen, was
Sie im Kalender vermerken, als Web-Lesezeichen ablegen, auf Drive und Google
Fotos speichern, ergibt ein sehr präzises Interessensprofil. Dazu kommen dann
noch Bewegungs- und Reisedaten, die das Smartphone-GPS anliefert. Sie erhalten
nach dem Auspacken des Takeout-Archivs eine sauber organisierte
Verzeichnisstruktur, wobei die in Ebene 1 angezeigten Elemente wie „Drive“,
„Google Fotos“, „Kalender“, „Kontakte“ oder
„Notizen“ noch die geringsten Überraschungen offenbaren. Immerhin
werden Sie einiges antreffen, was Sie längst für gelöscht hielten, und ein
Blick unter „Youtube“ könnte zur verblüffenden Zeitreise werden, was
Sie dort über die Jahre gesucht haben. Im Ordner „Meine Aktivitäten“ finden
Sie weitere aufschlussreiche Protokolle, die Sie in dieser Dichte sicher nicht
auf dem Radar hatten: Unter „Anzeigen“, „Bildersuche“,
„Google-Suche“, „Maps_Timeline“, „Shopping“
sammelt Google über Jahre, wann Sie sich wo für welche Inhalte, Orte und
Produkte interessiert haben.
2. Die allgemeinen Google-Einstellungen
Auf einem Android-Smartphone unter „Verbindungen
-> Standort“) den Google-Standortverlauf und die Google-Standortfreigabe
abzuschalten, ist einfach. Ansonsten aber sind Nutzerdaten das Kapital von
Google, und das gibt Google nur ungern her. Das Versprechen, mit einem Konto
den ganzen Google-Kosmos in der Hand zu haben, gilt für die Nutzung, nicht aber
für die Einstellungen, um diese Nutzung zu kontrollieren. Hier schickt uns
Google von einem kleingliedrigen Detail zum nächsten, auf dass wir uns
orientierungslos verlaufen. Beste Anlaufzentrale ist noch die Adresse
oder gleich die Unterseite https://myaccount.google.com/privacy#.
Auf der genannten Hauptseite ist der datenschutztechnisch wichtigste Punkt
„Google-Aktivitäten verwalten“ (Mitte). In der rechten Spalte finden
Sie auch noch die radikale Option „Konto oder Dienste löschen“, um
sich von dem einen oder anderen Google-Service komplett zu verabschieden. Die
Option „Google-Aktivitäten verwalten“ führt über einen Zwischenschritt
zu dieser Adresse:
Hier gibt es fundamentale Optionen, um Web-Protokolle und
Standort-Protokolle ab sofort abzuschalten („pausiert“). Wenn Sie
darüber hinaus die bereits bestehenden Protokolle löschen möchten, bringt Sie
der Link „Aktivitäten verwalten“ zu dieser Adresse:
Hier klicken Sie links oben auf das Menü, wählen
„Aktivitäten löschen nach“ und definieren unter „Nach Datum
löschen“ den Zeitraum. Es gibt auch die Tabula-Rasa-Option „Gesamt
bisher“.
Die Videoplattform Youtube hat ihre eigene Adresse, um
ihre Protokoll zu löschen. Unter
lassen sich das Wiedergabe- und das Suchprotokoll, ferner
auch Kommentar-Aktivitäten löschen. Was sich in diesen Protokollen alles
angesammelt hatte, finden Sie nur über ein Takeout heraus (Punkt 1).
Chrome/Chromium muss nicht sein, da es mit Firefox eine
bewährte, moderne Alternative gibt. Aber auch in Google Chrome kann man die
Google-Detektive abhängen. Was Chrome oder andere Browser als Verlaufs-,
Autofill-, Lesezeichen-, Passwort-Daten und sonstiges lokal speichern, ist
zunächst unkritisch. Zu Google’s Big Data tragen diese Daten erst bei, wenn die
– unbestritten praktische – Synchronisierung aktiviert ist. Standardmäßig
verschlüsselt der Google-Browser dabei nur die Online-Kennwörter, alles andere
kann Google auf seinem Server auswerten. Aber unter „Einstellungen -> Synchronisierung“
gibt es die zusätzliche Option „Alle synchronisierten Daten […] verschlüsseln“,
bei der Sie ein Kennwort zur Sync-Verschlüsselung vergeben, das unabhängig vom
Google-Kennwort ist. Der daraus resultierende Komfortverlust ist nicht
gravierend, da Sie dieses Kennwort auf jedem weiteren Gerät nur ein einziges
Mal eingeben müssen. Alle Daten landen dann verschlüsselt auf dem
Google-Server, der Schlüssel dazu (Kennwort) verbleibt auf den lokalen Geräten.
Wer auf das Google-Suchprotokoll nicht verzichten kann,
sollte sich für persönliche Recherchen, die weder Google noch Dritte etwas
angehen, zumindest eine Ad-Hoc-Maßnahme angewöhnen: Das Suchen mit Google im
„Inkognito-Fenster“ (Tastenkombination Strg-Umschalt-N) hinterlässt
keine Daten im Suchprotokoll und unterbindet auch das Tracking der
Website-Betreiber, die Sie gemäß Ihren Produktrecherchen danach mit Werbung
bombardieren.
Die Synchronisierung in Google Chrome verschlüsseln: Diese Maßnahme hält Google von Ihren Lesezeichen, Autofill- und Verlaufsdaten fern.
Ob Samba, SSH, Terminal, Fstab oder
Desktop-Verknüpfungen: Für die Linux-Konfiguration sind überwiegend Textdateien
zuständig, die zur Bearbeitung einen tauglichen Texteditor erfordern. Wir
nehmen vier Editoren genauer unter die Lupe.
Bei der Administration von Linux-Rechnern sind Texteditoren
die wichtigsten Werkzeuge. Am Desktop sind grafische Editoren wie Gedit und
Kate sicher die bevorzugte Wahl. Universeller – weil auch in virtueller Konsole
und im SSH-Terminal funktionierend – sind aber die textbasierten Editoren für
das Terminal. Diese haben höheren Tipp- und Anpassungsbedarf als Gedit & Co
und erhalten auf den folgenden Seiten gebührende Beachtung.
Der Gnome-Editor Gedit
Der Editor unter allen Gnome-affinen Desktops gehorcht
durchwegs standardisierten Hotkeys zur Textnavigation und Textbearbeitung. Für
Novizen gibt es im Menü sogar die Option „Tastenkürzel“, um sich alle
Hotkeys anzeigen zu lassen. Nichtsdestotrotz erschließen sich nicht alle
Anzeige- und Bearbeitungsmöglichkeiten auf Anhieb.
Die Seitenleiste
(links) ist über „Ansicht -> Seitenleiste“ oder schneller mit F9
einzublenden. Standardmäßig ist dort der Modus „Dokumente“ aktiv, der
die geöffneten Dateien auflistet. Wesentlich nützlicher ist der Modus
„Dateiverwaltung“, den das Plugin „Dateiverwaltungsleiste“
bereitstellt (mehr zu Plugins siehe unten). Damit erhält Gedit eine
Ordnernavigation, die Dateimanager überflüssig macht. Der Hotkey Strg-H blendet
wie im Dateimanager versteckte Dateien ein oder aus. Kontrolle über mehrere
geöffnete Dateien behalten Sie immer noch durch die Tab-Register unterhalb der
Titelleiste.
Das
Übersichtsfenster (rechts) können Sie im Menü unter „Einstellungen
-> Ansicht“ aktivieren. Der Informationswert dieser Miniaturübersicht ist
gering, aber sie erlaubt mit der Maus schnelles Blättern oder Springen an
entfernte Stellen in größeren Texten.
Die Plugins:
Für Gedit gibt es eine ganze Reihe nützlicher Plugins, die standardmäßig nur
partiell installiert und aktiv sind, wie der Gang im Menü zu
„Einstellungen -> Erweiterungen“ zeigt. Alle offiziellen Plugins
erreichen Sie mit dem Befehl:
sudo apt install gedit-plugins
Dies kann in keinem Fall schaden, da Sie in dem oben
genannten Gedit-Dialog immer noch die Wahl haben, ein Plugin zu aktivieren oder
nicht. Neben den „gedit-plugins“ gibt es auch noch das Paket
„gedit-developer-plugins“. Sehr zu empfehlen sind
„Wortvervollständigung“ (Autocomplete-Funktion), die
„Zeichentabelle“, die sich in die Seitenleiste (links) integriert,
und das nachfolgend beschriebene „Snippet“-Tool.
Gedit-Optionen: Der Editor zeigt hier seinen per Plugin eingebauten Dateimanager (linke Spalte), Tab-Verwaltung für geöffnete Dateien (oben), Syntaxhighlighting und Autosave-Funktionen.
Das Plugin
„Schnipsel“ (Snippets): Dieses Plugin stattet Gedit mit
Textbausteinen aus, die per Hotkey oder besser per Textkürzel (gefolgt von der
Tab-Taste) eingefügt werden. Typische Kandidaten für solche Schnipsel sind Mailsignaturen,
Adressen, Namen, Telefonnummern, IBAN oder auch die Grundsyntax einer
Script-Konstruktion. Für Viel-Schreiber und -Scripter sind solche Schnipsel
eine unschätzbare Hilfe. Bei aktivierter Erweiterung führt der Menüpunkt
„Schnipsel verwalten“ zum Einrichtungsdialog, der in zahlreiche
Scriptsprachen untergliedert ist. Textbausteine unter „Global“ gelten
für alle Texte. Mit der „+“-Schaltfläche entsteht an der gewünschten
Stelle (etwa unter „Global“) ein neuer Eintrag, dem Sie etwa den
Namen „Adresse“ geben. Selbige geben Sie im Textfenster ein und
definieren unten neben „Tabulatorauslösung“ ein Kürzel wie
„adr“. Nach Schließen des Schnipsel-Dialogs ist der Autotext aktiv –
„adr“ und Tab-Taste fügt also die komplette Adresse ein.
Hinweis: Eventuell werden die Snippets zunächst nicht
gespeichert („~/.config/gedit/snippets“), wofür ein offenbar
verbreiteter Fehler bei den Dateirechten verantwortlich ist. Der Terminalbefehl
sudo chmod -R 777 ~/.config/gedit
behebt das Zugriffsproblem.
Suchen und Ersetzen:
Die Funktionen gehorchen den Standard-Hotkeys Strg-F und Strg-H. Der
Ersetzen-Dialog ist durch seine detaillierteren Optionen die generell bessere
Wahl – auch für pure Suche. Gedit kann auch nach Zeilenumbrüchen („\n“), Returns
(„\r“) und Tabulatoren („\t“) suchen, also etwa mit
\nif
nach Zeilen, die mit „if“ beginnen.
Das Syntaxhighlighting:
Gedit versucht automatisch zu erkennen, um welchen Text es sich handelt, und
aktiviert dann das passende, farbige Syntaxhighlighting. Wenn dies
unbefriedigend ausfällt, können Sie unter „“Ansicht ->
Hervorhebungsmodus“ manuell eine andere Scriptsprache oder „Reiner
Text“ auswählen.
Farbschema und Aussehen:
Unter „Einstellungen -> Schrift und Farben“ gibt es die typischen
Farbschemata „Klassisch“, „Kate“, „Kobalt“,
„Oblivion“. Unabhängig vom Farbschema können Sie an gleicher Stelle
die Schriftgröße definieren. Vor allem bei der Fehlersuche hilfreich sind die
Zeilennummern, die Gedit unter „Einstellungen -> Ansicht“
aktiviert.
Automatische
Sicherungskopien: Die Registerkarte „Einstellungen -> Editor“
zeigt zwei Optionen, um bearbeitete Dateien besser zu sichern. Sowohl die
„Sicherungskopie“ als auch „Auto-Speichern“ im angegebenen
Minutenintervall sind unbedingt zu empfehlen.
Zum Teil Schnickschnack, zum andern Teil unverzichtbar: Plugins wie “ Dateiverwaltungsleiste“, „Schnipsel“, „Wortvervollständigung“ und „Zeichentabelle“ ergänzen Gedit und Xed.
Xed: Der Editor des Mint-Teams
Im Zuge der Entwicklung Desktop-unabhängiger X-Apps
arbeitet das Team von Linux Mint am Editor Xed. Diese Textbearbeitung
unterscheidet sich äußerlich erheblich von Gedit durch ein klassisches Menü, eine
Werkzeugleiste und im Hauptfenster integriertem „Suchen/Ersetzen“. Dennoch
ist Xed wie Pluma (Mate-Desktop) ein Gedit-Fork mit praktisch identischer Funktionalität.
Die Bedienung von Xed erscheint uns etwas
übersichtlicher, aber triftige inhaltliche Gründe, Gedit gegen Xed (ppa:embrosyn/xapps)
auszutauschen, gibt es nicht. Im Gegenteil: Xed kann bislang nicht die Menge an
Plugins anbieten wie sein Vorbild Gedit. Einzige Ausnahme ist das Xed-exklusive
Plugin „Floskelliste“, das sich in die linke Seitenleiste (F9)
integriert und vor allem für HTML-Coding alle wichtigen Tags anbietet, die dann
einfach per Doppelklick in das Textfenster übernommen werden.
Plugin „Wortvervollständigung“: Das Autocomplete-Tool für Gedit und Xed indexiert den Text und macht nach Eingabe weniger Buchstaben Vorschläge.
Nano: Standardeditor im Terminal
Nano ist für das Terminal vorinstallierter Standard unter
Ubuntu, Mint, Debian und Co. Das unterschätzte Tool wird im SSH-Terminal und in
virtuellen Konsolen meistens nur als Notnagel akzeptiert. Dabei erlebt der 20
Jahre alte Editor eine erstaunlich dynamische Entwicklung. Aktuelle Versionen
2.9 bis 3.2 bieten bei Navigation und Markieren fast den Standard grafischer
Editoren und zudem erweiterte Anpassungsmöglichkeiten über die
Konfigurationsdatei „nanorc“. Die noch in vielen Distributionen
vertretenen, älteren Nano-Versionen bis 2.5 benutzen hingegen eigenwillige
Hotkeys, die man sich entweder angewöhnen muss oder umbelegen kann.
Neuere Nano-Versionen folgen dem Standard anderer
Editoren, mit Umschalt-Taste und Cursortasten Text zu markieren. Bei älteren
Nano-Versionen ist der Hotkey Alt-A erforderlich, um eine Markierung ab der
Cursorposition zu starten. Danach erweitern Sie die Markierung durch
Cursortasten. Erneutes Alt-A beendet die Markierungsaktion. Der Hotkey Alt-A funktioniert
auch noch im neuesten Nano, ist dort aber nicht mehr unbedingt notwendig.
Markierte Texte lassen sich mit Alt-6 kopieren, mit Strg-K ausschneiden, Strg-U
ist der Hotkey, um Textinhalte wieder aus der Zwischenablage zu holen. Nützlich:
Strg-K löscht eine komplette Zeile ungeachtet der Cursorposition.
Die Navigation im Text erfolgt durch Cursor- und
Bild-Tasten, sowie Pos1 und Ende. Neuere Versionen verwenden außerdem
Strg-Pos1/Ende, um zum Beginn oder Ende der ganzen Datei zu springen.
Strg-U ist der Hotkey, um die letzte Aktion rückgängig zu
machen. Allerdings ist die Undo-Funktion nicht standardmäßig aktiv. Sie können
Sie in der Nano-Konfigurationsdatei mit der Direktive
set undo
scharf schalten.
Die Konfigurationsdatei:
Das Anpassen der globalen Konfigurationsdatei /etc/nanorc (mit Root-Recht) oder
besser einer benutzerspezifischen Kopie unter ~/.nanorc lohnt sich definitiv. Hier
finden Sie zahlreiche auskommentierte Optionen wie etwa die Anweisungen
set backup
und
set backupdir [Pfad]
Wird „set backup“ aktiviert (führendes
„#“ löschen), erstellt Nano immer eine Sicherungskopie vom letzten
Zustand im Pfad der Originaldatei. Mit aktiviertem „backupdir“
entstehen im angegebenen Zielpfad sogar durchnummerierte Versionssicherungen
aller Bearbeitungsschritte. Das angegebene Backup-Verzeichnis muss natürlich
existieren. Nützlich sind ferner die Optionen
set linenumbers
zur Anzeige der Zeilennummer, „set
positionlog“, das bei neuerlicher Bearbeitung einer Datei sofort zur
letzten Bearbeitungsstelle springt, sowie „set mouse“, das
Positionieren und Markieren mit der Maus erlaubt.
Nano unterstützt außerdem Farbanpassungen. Beachten Sie,
dass die Nano-Farbeinstellungen zu den globalen Terminalfarben passen müssen. Späteres
Umstellen der Terminalfarben kann dazu führen, dass die Nano-Farben schlecht
lesbar werden. Nano kann Elemente wie die Titelzeile („titlecolor“),
die Statuszeile („statuscolor“), markierten Text
(„selectedcolor“ – nur in neuesten Versionen) und die Infozeilen
unten einfärben („keycolor“ und „functioncolor“). Als
Farben gibt es die üblichen acht Ansi-Farben (Black, White, Red, Green, Blue,
Yellow, Cyan, Magenta). Die Abbildung zeigt ein Beispiel für geänderte
Farbeinstellungen und die zugehörigen „set“-Befehle.
Eine der interessantesten Anpassungen sind die Hotkeys,
die bei Nano zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig ausfallen. Die Hotkey-Belegung ist
ebenfalls global in der Datei /etc/nanorc oder User-spezifisch in ~/.nanorc
möglich. Die Liste aller Nano-Funktionen, die Sie auf andere Hotkeys legen
können, ist unter https://www.nano-editor.org/dist/v3/nano.html#Rebinding-Keys
dokumentiert. Die Hotkeys sind in der Konfigurationsdatei in der
Form „^“ (Strg) und „M-“ (Alt) zu hinterlegen. Um also etwa
das typische Strg-C für das Kopieren von Text zu definieren, wäre folgende
Zeile in der Datei nanorc zu vergeben:
bind ^C copytext main
Die Abbildung der Konfigurationsdatei auf dieser Seite
zeigt eine Reihe von geänderten Hotkeys, welche die Bedienung des Editors durch
standardisierte Tastenkombinationen vereinfacht. Neben den Standards Strg-C|V|X
zur Textbearbeitung reagiert Nano danach auch auf Strg-F (Suche) und Strg-Q
(Beenden). Beachten Sie, dass Strg-C nach dem obigen Bind-Befehl in allen
Untermenüs – etwa im Kontext „Speichern“ – weiterhin als
Abbruch-Hotkey arbeitet. Nur im „Main“-Bereich, also im Textfenster,
erhält Strg-C seine neue Rolle.
Nano-Farben und Hotkeys: In der Konfigurationsdatei (nanorc) belegen Sie die Tastenkombinationen des Editors um. Farbanpassungen sind Geschmackssache.
Startparameter:
Alle Einstellungen der Konfigurationsdatei nanorc lassen sich auch über Parameter
beim Nano-Start anfordern. Ausgenommen sind lediglich die Farbdefinitionen und
die Hotkey-Umbelegung. Im Allgemeinen ist es sinnvoller, die Nano-Optionen
dauerhaft in der Konfiguration abzulegen, jedoch gibt es Ausnahmen: Die oben
genannten Direktiven „set backup“ und „set backupdir
[Pfad]“ sind nicht für jede Dateibearbeitung nötig und daher besser ad hoc
anzufordern. Der Befehl
nano -B [Datei]
würde eine Sicherungskopie der editierten Datei anlegen,
und
nano -C ~/nanoback [Datei]
legt bei jedem Speichern eine Versionssicherung an.
Eine ebenfalls nützliche Vorgabe, die in der
Konfigurationsdatei
set const
lautet, kann beim Start mit
nano -c [Datei]
geladen werden. Dann bleibt unten die Statuszeile
permanent aktiv, welche unter anderem die aktuelle Zeilenziffer anzeigt. Dies
ist vor allem bei älteren Versionen nützlich, die eine „set
linenumbers“ oder den Startbefehl „nano -l“ noch nicht
beherrschen. Die komplette Palette der Nano-Startparameter zeigt die
Dokumentation unter https://www.nano-editor.org/docs.php.
Mcedit: Editor des Midnight Commander
Auf jedem Linux-System mit installiertem Midnight
Commander gibt es auch Mcedit. Auch dieser Editor wird unterschätzt und ist zunächst
nicht einmal im Midnight Commander selbst als Standard vorgesehen. Dies lässt
sich unter „Optionen -> Konfiguration“ mit der Einstellung
„Internen Editor benutzen“ ändern. Danach ist für das Bearbeiten von
Dateien (F4) Mcedit zuständig.
Mcedit ist aber ein unabhängiger Terminaleditor, den Sie auch ohne sein Hauptprogramm
verwenden können:
mcedit [datei]
Mcedit zeigt die wichtigsten Bearbeitungs-Hotkeys unten an, nach F9 oder
nach Klick auf die obere Infozeile erscheint ein opulentes Menü. Wer dieses
Menü immer im Blick haben will, kann das bis zum Schließen des Editors über
„Fenster -> Vollbild umschalten“ erreichen, was zugleich den
Fenstermodus des Editors aktiviert. Wie das Menü „Fenster“ durch
weitere Optionen anzeigt, beherrscht Mcedit nämlich den Umgang mit mehreren
Dateien. Das kann zwar auch Nano, aber nicht mit der eleganten Fensterteilung
wie Mcedit, die fast grafischen Komfort erreicht: Wenn Sie mehrere Dateien über
„Datei -> Datei öffnen“ oder direkt per mcedit-Aufruf geladen
haben, dann lassen sich die Dateien (nach „Fenster -> Vollbild
umschalten“) skalieren und verschieben. Am Desktop funktionieren diese
Aktionen exakt und komfortabel mit der Maus (Skalieren mit der Ecke rechts
unten, Verschieben mit dem oberen Fensterrahmen); in der virtuellen Konsole
erledigen die Cursortasten nach „Fenster -> Größe ändern“ bzw.
„Fenster -> Verschieben“ das Arrangement.
Editor des Midnight Commander: Die wenigsten Nutzer wissen, dass Mcedit ein erstaunlich komfortables Fensterarrangement für mehrere geladene Dateien beherrscht.
Mcedit bietet farbige Syntaxhervorhebung unter „Optionen ->
Allgemein“ und die Auswahl der Scriptsprache unter „Optionen ->
Syntaxhervorhebung“. Auch in diesem Punkt ist Mcedit ausgereifter als Nano.
Eine Sortierfunktion finden Sie unter „Format“, eine Codepage-Auswahl
unter „Befehl -> Kodierung“. Auch das Suchen (F7) und Ersetzen
(F4) von Text ist optionsreicher als unter Nano. Nützlich: Strg-Y löscht
eine komplette Zeile ungeachtet der Cursorposition.
Einige fundamentale Textfunktionen sind gewöhnungsbedürftig: So ist der
Text beim Verschieben erst mit der Maus (oder mit Umschalt-Taste und Cursor) zu
markieren, anschließend mit Cursor oder Bild-oben/unten an die gewünschte
Stelle zu navigieren und dann mit F6 das Verschieben auszulösen. Hier lohnen
sich Anpassungen der mc.keymap (siehe unten). Der alte Modus beim Markieren,
mit F3 zunächst die Markierfunktion aufzurufen, ist nicht mehr notwendig, da
das standardisierte Markieren mit Umschalt-Taste funktioniert. Der F3-Modus
besteht aber fort, und ist für die Windows-SSH-Clients Putty/Kitty weiterhin
unentbehrlich.
Anpassung der
Hotkeys: Trotz des alternativen Menüangebots von Mcedit machen angepasste
Tastenkombination die Bedienung einfacher, wenn Sie sich standardisierte
Hotkeys einrichten. Das sollte aber in der umfangreichen Keymap-Datei des
Midnight Commander dosiert und mit Rückversicherung erfolgen. Verwenden Sie
besser nicht die globale Datei „/etc/mc/mc.keymap“, sondern kopieren Sie
diese nach „~/.config/mc/mc.keymap“, also in Ihr Home-Verzeichnis. So
bleibt das Original unter „/etc“ als Rückversicherung erhalten.
Alle Optionen für Mcedit befinden sich im Abschnitt
„[editor]“. Ein nützlicher Eingriff besteht etwa darin, die altertümlichen Hotkeys
„ctrl-insert“ und „shift-insert“ für „Store“
(Copy) und „Paste“ durch geläufigeres „ctrl-c“ und „ctrl-v“
ersetzen (Strg-C, Strg-V):
[editor]
…
Store = ctrl-c
Paste = ctrl-v
Natürlich kann man sich auch die Textsuche, Folgesuche und
Ersetzen mit
Search = ctrl-f
SearchContinue = ctrl-n
Replace = ctrl-r
auf einprägsamere Hotkeys legen. Änderungen an der
mc.keymap werden immer erst nach dem nächsten Start des Programms gültig. Das
Menü des Editors lernt dabei flexibel mit: Es zeigt die von Ihnen definierten
Hotkeys.