Die Ubuntu-Oberfläche Unity

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Die Oberfläche „Unity“ ist eine Eigenentwicklung von Ubuntu (Canonical), die in Linux-Kreisen umstritten ist. Ihre puristische Übersichtlichkeit kommt aber Windows-Umsteigern durchaus entgegen.

In Benutzeroberflächen steckt eine Menge Philosophie und Usability-Forschung. Unity ist ästhetisch überzeugend. Es zeigt aber wirklich nur das Allernötigste, nimmt dadurch sich und das System zurück und priorisiert die produktive Software. Das ist gut für Einsteiger, für pragmatisches Arbeiten, aber auch generell für Zweitgeräte mit begrenzten Aufgaben. Auf folgenden Seiten erklären wir die wesentlichen Bedienelemente der Oberfläche.

Die Starter-Leiste: Aufgaben und Anpassungen

Auffälligstes Merkmal von Unity ist die Starter-Leiste auf der linken Seite des Bildschirms. Ähnlich wie unter Windows ist diese Leiste eine Kombination aus Taskleiste und Favoritenleiste: Sie zeigt alle derzeit offenen Programme, die mit einem (Programm läuft im Hintergrund) oder zwei grauen Markern (Programm ist aktiv im Vordergrund) gekennzeichnet sind. Zusätzlich enthält die Starter-Leiste aber auch Verknüpfungen zu den wichtigsten Programmen. Standardmäßig sind hier unter anderem das „Ubuntu Software Center“, der Dateimanager („Dateien“), einige Libre-Office-Komponenten, Browser und die „Systemeinstellungen“ anzutreffen.

Unity-Starterleiste und Programmmenüs
Unity-Starterleiste und globales Menü: Laufende Programme erhalten im Starter kleine graue Marker. Das Menü des Programms im Vordergrund erscheint oben im Hauptpanel.

Das Dashboard: Das oberste Symbol in der Starter-Leiste mit dem Ubuntu-Logo öffnet das Dashboard, kurz Dash. Das Dash-Symbol ist fix und auch positionell unverrückbar. Es handelt sich um die Suchzentrale für Programme und Dateien. Was Sie jeweils suchen wollen, können Sie unteren Rand über Lupen („Lenses“) filtern, die zu „Anwendungen durchsuchen“ oder zu „Suche nach Musik“ führen. Schneller als das Filtern über die „Lenses“ ist es meist, rechts auf das Dash-Symbol zu klicken und im aufklappenden Auswahlmenü den Filter zu setzen – etwa auf „Anwendungen“. Noch schneller ist die Tastenkombination Windows-Taste und Taste A, um eine Programmsuche zu starten. Für die konkrete Suche tippen Sie dann oben in das Suchfeld den Namen oder einen Namensteil ein. Wenn Sie einen Gesamtüberblick über alle installierten Programme haben wollen, klicken Sie ohne Sucheingabe auf die Rubrik „Installiert … weitere Ergebnisse anzeigen“.
Anpassungen: Was Sie im Starter für unnötig halten, klicken Sie rechts an und wählen „Aus Starter entfernen“. Wenn Sie umgekehrt Neues hinzufügen möchten, starten Sie das betreffende Programm (über das Dashboard). Als laufender Task erscheint es nun im Starter, und nach Rechtsklick auf das Symbol können Sie es „Im Starter behalten“. Für größere Umbauten öffnen Sie eine Anwendungsübersicht im Dashboard und ziehen die gewünschten Programme einfach mit der Maus in den Starter.

Das Hauptpanel: Aufgaben und Anpassungen

Die eher unscheinbare schmale Leiste am oberen Bildschirmrand ist das Hauptpanel und erfüllt eine Reihe von wichtigen Aufgaben. Fundamental ist ganz rechts das Sitzungsmenü, das alle Optionen des Systemabschlusses bietet – vom „Sperren“ über „Abmelden“ bis „Bereitschaft“ und „Herunterfahren“. Außerdem kommen Sie hier zu den „Systemeinstellungen“, die aber standardmäßig auch im Starter vertreten sind.

Sitzungsmenü
Sitzungsmenü: Ganz rechts oben im Hauptpanel finden Sie alle Optionen zum Systemabschluss.

Neben dem Sitzungsmenü folgt im rechten Teil des Hauptpanels eine Reihe wichtiger Indikatoren wie Zeitanzeige mit Kalender, Lautstärke-Regelung mit integrierter Steuerung des Standard-Players, Messenger-Status mit Mail-Integration oder der Netzwerkstatus mit WLAN-Auswahl.
Anwendungsmenüs: Auf der linken Seite zeigt das Hauptpanel den Programmnamen des aktiven Vordergrund-Programms. Sobald Sie den Mauszeiger in diesen Bereich bringen, erscheint dort das Programm-Menü dieser Anwendung. Diese Ubuntu-Eigenheit ist nicht nur für Windows-Umsteiger gewöhnungsbedürftig, sondern hat auch viele Linux-Nutzer irritiert. In den Programmfenstern erscheint hingegen kein Menü. Ist man einmal mit der Tatsache vertraut, dass Programm-Menüs ungeachtet der Position des Programmfensters immer oben links zu finden ist, kann man diese Ubuntu-Spezialität als Vereinfachung sehen.
Anpassungen: Diese Indikatoren im rechten Bereich lassen sich sinnvoll erweitern. Allerdings bietet Ubuntu das in seinem typischen Purismus nicht von sich aus an – etwa über das Panel selbst. So gibt es ein klassisches, in Kategorien sortiertes Menü („classicmenu-indicator“), einen einfachen Systemmonitor („indicator-multiload“) oder eine Wetteranzeige („indicator-weather“). Sie können im Ubuntu-Software-Center nach „indicator“ suchen oder namentliche bekannte Erweiterungen auf der Kommandozeile nachinstallieren.

ClassicMenu Indicator
Das klassische Kategorienmenü ist am Unity-Desktop standardmäßig nicht vorgesehen, lässt sich aber mühelos nachrüsten.

Voreingestellte Tastenkombinationen

Unity bietet nützliche Tastenkombinationen. Wenn Sie die Windows-Taste (unter Linux: „Super“-Taste) länger gedrückt halten, erscheint eine Übersicht dieser Standard-Hotkeys. Kurzes Drücken der Super-Taste öffnet zum Beispiel das Dashboard. Eine Reihe von Hotkeys setzen für die Dash-Suche vorab Filter – so führt zum Beispiel Super-A direkt zu „Anwendungen suchen“, Super-F zur Dateisuche.
Ein kurzer Druck auf die Alt-Taste öffnet das HUD-Suchfeld (Head-up-Display), das langfristig die Menüleiste ablösen soll. Das HUD ist keine allgemeine Suche, sondern bezieht sich auf die aktuelle Anwendung im Vordergrund. Ist also etwa die Tabellenkalkulation von Libre Office aktiv, zeigt das HUD nach der Eingabe von „format“ passende Menüoptionen dieses Programms wie etwa „Format > Zellen“ oder „Format > Formular“.

Erweiterte Optionen des Unity-Tweak-Tools

Die Stellschrauben der Unity-Shell sind sehr begrenzt. Das liegt im Konzept der Ubuntu-Macher (Canonical). Ähnlich den zusätzlichen Indikatoren in der Hauptleiste können aber nachinstallierte Tools die Optionen deutlich erweitern. An erster Stelle ist das Unity Tweak Tool zu nennen, dessen Programmpaket im Ubuntu-Software-Center bereitsteht oder in Sekunden über das Terminal installiert ist:
sudo apt-get install unity-tweak-tool
Das Tool bietet zahlreiche Optimierungen hinsichtlich Optik, Fensterverhalten, Desktop-Symbole, Schriften, Privatsphäre oder Desktop-Effekte.

Desktop-Alternativen

Wem Unity gar nicht gefällt, hat jederzeit die Möglichkeit, eine alternative Benutzeroberfläche zu nutzen. Bei Linux können Sie vor jeder Sitzung entscheiden, welchen Desktop Sie verwenden möchten. Sind alternative Desktops installiert, so erscheint bei der Systemanmeldung über dem Kennwortfeld ein kleines Logo. Ein Klick darauf führt zur Auswahl der gewünschten Oberfläche (siehe Abbildung). Alternative Desktops, die sich in den Standard-Paketquellen von Ubuntu befinden, sind das schlankere XFCE (Xubuntu-Desktop) und das besonders ressourcensparende LXDE (Lubuntu-Desktop). Diese lassen sich auf der Kommandozeile etwa mit sudo apt-get install xubuntu-desktop leicht nachinstallieren. Einsteigern empfehlen wir, beim Standard-Unity zu bleiben, da die genannten Alternativen vergleichsweise spröde ausfallen und erst nach manuellen Anpassungen gefallen können.

Desktop-Auswahl
Auswahl des gewünschten Desktops vor der Anmeldung

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